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Über 4 Millionen Kameras in Großbritannien
12.01.2004









Wie der britische Independent am Montag berichtete, schätzt eine neue Studie - offizielle Zahlen existieren hierzu nicht - die Anzahl von Überwachungskameras in Großbritannien auf insgesamt mindestens 4.285.000, eine für jeweils 14 Bürger des Landes.

Damit hat sich die Anzahl der CCTV-Kameras in dem Land in den vergangenen drei Jahren vervierfacht. Großbritannien ist das am stärksten überwachte Land der Erde und es wird geschätzt, daß weltweit jede fünfte CCTV-Kamera in Großbritannien die Menschen beobachtet.

Menschen in Städten wie London werden Schätzungen zufolge bis zu 300 Mal am Tag von einer solchen Kamera gefilmt.

Professor Clive Norris, stellvertretender Direktor des Zentrums für kriminologische Forschung in Sheffield stellte diese neue Untersuchung, die im Rahmen der internationalen Untersuchung zu dem Thema, Urbaneye, durchgeführt worden ist, bei einer internationalen Konferenz an der Universität von Sheffield zum Thema CCTV am Samstag vor.

Bereits im Jahr 2001 hatte Norris eine solche Untersuchung durchgeführt. Damals hatte er die Gesamtzahl der Kameras auf 1 Million geschätzt und vorausgesagt, daß die Zahl sich bis zum Jahr 2004 auf 2 Millionen verdoppeln würde.

Barry Hugill, Sprecher der Organisation Liberty sagte dazu: "Diese Verbreitung von Kameras ist einfach erstaunlich. Die Verwendung von CCTV ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert und was erschreckend ist, ist, daß wir allein in der ganzen Welt nicht einmal eine Diskussion darüber haben, was das für unsere Privatsphäre bedeutet."

Dieser Ansicht ist auch Professor Norris. "Wir sind das am meisten überwachte Land in der Welt. Eines der überraschenden Ergebnisse war, wie viel mehr Kontrolle es in anderen Ländern wie Amerika und Frankreich im Vergleich zu Großbritannien gibt. Andere Länder sind hinsichtlich CCTV wesentlich wachsamer gewesen, hervorgerufen durch lange gehegte Ideen wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Dies scheinen hier unbekannte Ideen zu sein", sagte er.

Dabei dienen die Kameras immer häufiger nicht der Verbrechensbekämpfung. So werden sie beispielsweise in Einkaufspassagen eingesetzt, um "unerwünschte Personen" wie Gruppen von männlichen Teenagern oder Obdachlose zu entdecken und sie dann hinauszuwerfen, auch wenn sie sich nichts haben zuschulden kommen lassen.

Professor Norris dazu: "Diese Praktiken stellen einen Wechsel von formellen und rechtlich geregelten Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung hin zu einer privaten und niemandem Rechenschaft schuldigen Justiz dar."

Von solchen privaten Kameras gemachte Aufnahmen werden darüber hinaus auch immer häufiger von den Unternehmen für eigene Zwecke eingesetzt oder von Angestellten an die Medien verkauft. Beides ist bestenfalls eine rechtliche Grauzone, da hier höchstwahrscheinlich die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen verletzt werden.

Andererseits ist dies aber auch ein weiterer Beleg dafür, daß Daten, egal welcher Art, eben doch auch für "andere Zwecke" genutzt werden, wenn sie einmal erfasst worden sind.

Trotz dieser immer lückenloser werdenden Überwachung in Großbritannien ist das Land bisher offenbar nicht (Adobe Acrobat-Datei) zu einer verbrechensfreien Zone geworden, ganz im Gegenteil.





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