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Von Vergeltungsschlägen und Terroranschlägen
16.01.2004









Am Mittwochmorgen hat sich eine junge palästinensische Frau in einem israelischen Grenzposten am Gaza-Streifen in die Luft gesprengt und dabei sich, 3 israelische Soldaten und einen israelischen Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes getötet sowie 7 weitere Menschen, darunter 4 Palästinenser, teilweise schwer verletzt.

Die Bewertung fällt gerade in diesem Fall nicht leicht. Auf den ersten Blick drängt sich der Gedanke auf, daß hier ein "militärisches Ziel angegriffen" worden ist. Andererseits ist aber ganz offensichtlich der Tod und die Verwundung von Zivilisten bewußt in Kauf genommen worden - daß es sich dabei "zusätzlich noch" um Palästinenser handelte, ist dabei unwichtig, Zivilisten sind in jedem Fall zu schützen.

Aber auch die üblicherweise verwendete Bezeichnung eines "Terroranschlags" scheint diesem Vorfall nicht wirklich gerecht zu werden.

Wie IslamOnline am Mittwoch berichtete, handelte es sich bei dem Anschlag nach Angaben der beiden palästinensischen Organisationen Ezzudin Al-Qassem Brigaden und der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden um einen Vergeltungsschlag für die Tötung Moqbel Hamids, einem Anführer des Islamischen Jihad in Gaza durch israelische Soldaten am 25. Dezember des vergangenen Jahres. Das Fahrzeug, in dem er sich befand war von zwei israelischen Hubschraubern aus mit zwei Raketen beschossen worden, dabei starben 4 weitere Menschen und 13 wurden verwundet.

Ein weiterer Grund dürfte der versuchte Anschlag Israels auf zwei "hochrangige Hamas"-Mitglieder vom 30. Dezember sein, bei dem 11 Menschen verletzt wurden. Schon damals hatte der geistige Führer von Hamas, Scheich Ahmed Yassin gesagt, daß Israel "einen hohen Preis für den Angriff zahlen wird."

Reem Saleh Al-Riyashi, die 22-jährige Palästinenserin, die die am ihrem Körper befestigten 5 Kilogramm Sprengstoff gezündet hatte, nachdem sie in der Nähe möglichst vieler Israelis war, hinterläßt zwei kleine Kinder. Ihre Familie und weitere Angehörige haben das bisher von ihnen bewohnte Haus im Ortsteils Zeitoun von Gaza City ausgeräumt und verlassen, da sie davon ausgehen, daß es in den nächsten Tagen von der israelischen Armee zerstört werden wird, wie sie dies üblicherweise bei Selbstmordanschlägen tut.

Während ihre Angehörigen sich - wenn auch anonym, da dies als "Verrat" ausgelegt werden könnte - ablehnend über den Anschlag äußerten, bezeichnete der Hamas-Führer Mahmoud Zahar sie als "Heldin".

Währenddessen wurde die in einem Haaretz-Artikel veröffentlichte Behauptung eines hochrangigen Offiziers der israelischen Armee, daß der Gaza-Streifen als Folge des Anschlags nicht abgeriegelt werden würde, von den Tatsachen überholt worden.

Wie AFP am Donnerstag berichtete, ist der Gaza-Streifen vom israelischen Militär komplett abgeriegelt worden.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie kompliziert die Situation im israelisch-palästinensischen Konflikt ist. Wenn eine junge Mutter von zwei kleinen Kindern dazu fähig ist, ihr Leben zu opfern, in der Hoffnung, dabei einige "Feinde" zu töten, dann ist dies ein deutliches Indiz, wie verzweifelt die Menschen in Palästina sein müssen.

Aber was war es nun? Ein Selbstmordattentat einer Terroristin? Ein Vergeltungsschlag eines einer palästinensichen Freiheitskämpferin? Eine heldenhafte Tat eines Menschen, der bereit war, sein Leben in einem ungleichen Kampf zu opfern? Die irrationale Tat einer verzweifelten jungen Mutter? Oder eine rücksichtslose Tat, durchgeführt von einer von Fanatikern manipulierten Frau?

Vermutlich von allem etwas.





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