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Eine kleine Stadt im Irak
28.02.2004









Eine AP-Meldung vom Samstag zeichnet ein bezeichnendes Bild des durch die USA besetzten Iraks, auch wenn nur über eine kleine Stadt südlich der Hauptstadt Baghdad berichtet wird.

Nach Angaben von Bewohnern war Yousefiah, 25 Kilometer südlich Baghdads, vor der Besetzung durch die US-Truppen eine ruhige, geradezu verschlafene Stadt.

Dies änderte sich, als Fallschirmjäger der US-Streitkräfte ein Fleischfabrik im Mai des vergangenen Jahres besetzten und zu ihrem Hauptquartier in der Stadt machten. Seit dem ist die Basis zum Ziel häufiger Angriffe der irakischen Widerstandskämpfer geworden, die zu massiven Reaktionen der Amerikaner geführt haben.

"Die Kämpfer greifen mit Mörsern an oder greifen sie aus dem Hinterhalt an und die Amerikaner antworten mit massiver Feuerkraft. Es ist ein Alptraum", berichtete Waleed Shalal.

Auf einem Schild am Stadtrand steht: "Koalitions-Streitkräfte und der Stadtrat arbeiten zusammen, um Yousefiah weiterzuentwickeln." Nach Angaben von Anwohnern ist dieses Schild ebenso trügerisch wie die anscheinende Ruhe, die häufig durch kurze, aber heftige Feuergefechte unterbrochen wird.

"Machmal ist es nicht auszuhalten. Die Explosionen sind ohrenbetäubend. Die Hubschrauber fliegen so niedrig, daß man denkt, sie würden in meinem Garten landen", so Shalal.

Ein anderer Anwohner, Abu Hamid, berichtete ebenfalls von dem Lärm.

"Das ganze Haus bebt", sagte er. "Fenster in meinem Haus bersten immer weiter. Ich habe so viel Geld ausgegeben, um sie zu ersetzen. Sie benutzen Lenkwaffen und Raketen. Es hört nicht auf und es ist beängstigend und wir waren Zeugen von vielen Kriegen."

Abu Yousef, der 45 Tage lang von den Amerikanern gefangen gehalten worden ist, weil ihm vorgeworfen wurde, Amerikaner angegriffen zu haben, sagte, daß das Dach seines Hauses vergangene Woche von einer Mörsergranate beschädigt worden ist.

"Ich glaube, es waren die Kämpfer. Sie haben die Basis verfehlt und mein Haus getroffen", sagte er und fügte mit einem Grinsen hinzu: "Man könnte es Kollateralschaden nennen."

Seiner Aussage nach sympathisieren einige Bewohner mit den Kämpfern. Bisher unterstützen sie diese zwar nicht aktiv, verraten sie aber auch nicht an die US-Streitkräfte. "Wenn dies noch lange so weitergeht, werden viele Leute aktive Kämpfer werden. Die Amerikaner sind hier nicht willkommen", sagte er.

Yousefiah ist sicherlich eine ebenso kleine wie strategisch unwichtige Stadt, gerade deshalb ist dieser Bericht aber sehr aufschlußreich. Der Widerstand in Yousefiah dürfte kaum von Außen gesteuert sein, da sich diese Anstrengungen hier kaum auszahlen würden.

Die Angriffe auf die US-Soldaten erfolgen, weil die Bevölkerung sich nicht mit der Tatsache, daß ihr Land und eben auch ihre Stadt durch die USA besetzt worden sind, abfinden will.





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