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Warum Haiti?
24.03.2004








In den vergangenen Tagen ist es um den gestürzten - immerhin bestreitet er selbst, zurückgetreten zu sein - Präsidenten von Haiti, Jean-Bertrand Aristide, verhältnismäßig ruhig geworden, sieht man davon ab, daß Nigeria sich auf Bitten der Caricom ("Carribean Community", Verbund der karibischen Staaten) bereit erklärt hat, ihm übergangsweise Asyl zu gewähren.

Die genaueren Umstände der Bitte sind derzeit unklar, da aber sowohl die USA als auch der von den USA eingesetzte Premierminister Haitis, Gerard Latortue, sich öffentlich massiv gegen Aristides Rückkehr in die Karibik - er hält sich momentan in Jamaica auf - ausgesprochen hatten, ist zu vermuten, daß dies auf Drängen der USA geschehen ist.

Hier stellt sich nun die Frage, warum die USA ein derartig großes Interesse daran gehabt haben sollten, die haitianische Regierung durch eine "amerika-freundlichere" zu ersetzen. Das Land besitzt keine eigenen Ölquellen, hat im Verhältnis eine noch schlechtere Handelsbilanz als die USA und selbst die CIA gibt zu, daß es sich um eine vom Volk gewählte Regierung handelte.

Die von Aristide in einem Interview mit Amy Goodman von Democracy Now aufgestellte Vermutung, daß die Gründe die 200-jährige Unabhängigkeit Haitis und die Tatsache, daß er fortgesetzt Geld in die Bildung investiert hat - als Beispiel nennt er, daß an der medizinischen Fakultät einer Universität 237 Studenten eingeschrieben waren und diese nun geschlossen wurde - scheinen wenig überzeugend.

Ein Blick auf eine Karte Mittelamerikas zeigt allerdings, wie günstig gerade Haiti für eine ganze Anzahl von möglichen "Unternehmungen" gelegen ist, vorausgesetzt, das Land befindet sich unter Kontrolle von Personen, die den USA "freundlich" gegenüber stehen.

Als erstes fällt hier sicherlich auf, daß die US-Basis Guantanamo Bay auf Kuba mit nicht einmal 150 Kilometern Entfernung fast in "Wurfweite" liegt. Da der kubanische Präsident Fidel Castro sich in der Vergangenheit schon mehrfach sehr unzufrieden mit der Situation einer US-Basis auf kubanischem Land gezeigt hat und auch die Rechtsgrundlage zumindest zweifelhaft ist, wäre es aus US-Sicht sicherlich nicht von Nachteil, eine weitere Militärbasis in einer derart geringen Entfernung aufzubauen oder zumindest die Einrichtung Haitis nutzen zu können, sollte es zu einer Konfrontation mit Kuba kommen. Aus der Lage Haitis heraus wäre hier außerdem militärisch im Ernstfall eine "Scherenbewegung" möglich.

Die Entfernung bis Venezuela - das die neue Regierung Haitis zusammen mit Jamaica bisher nicht anerkannt hat - ist mit 750 Kilometern zwar schon wesentlich größer, liegt damit aber immer noch "auf halbem Weg" von den USA aus. Die USA steuern schon seit längerem sowohl offen als auch verdeckt auf eine Konfrontation mit Venezuela zu. Auch hier - sowohl bei offenen militärischen Handlungen, aber gerade auch bei verdeckten Aktionen - wäre eine Basis auf Haiti sehr hilfreich.

Die gleiche Entfernung gilt für das benachbarte Kolumbien. Auch hier mehren sich die Anzeichen für ein bevorstehendes militärisches Eingreifen der USA, für das ein vorgelagerter Stützpunkt Haiti wiederum sehr nützlich wäre.

Darüberhinaus wurde Haiti schon in den 80er Jahren als Umschlagsplatz für Drogen aus Südamerika - vorrangig Kolumbien - genutzt. Die passive und aktive Unterstützung des Drogenhandels wird von der amerikanischen CIA schon seit Jahrzehnten genutzt, um die eigenen Ziele zu verfolgen, so daß sich auch hier ein weiterer Vorteil durch einen "Regierungswechsel" in Haiti ergeben würde.

Die Zahl der Möglichkeiten, die sich durch den Umsturz der Regierung Haitis durch zumindest von den USA unterstützte "Rebellen" - Latortue bezeichnete sie erst kürzlich sogar als "Freiheitskämpfer", tatsächlich handelt es sich aber zum größten Teil um diejenigen Mitglieder der früheren haitianischen Armee, die für Verbrechen gegen die Bevölkerung und Putschversuchen verantwortlich waren - und deren zumindest indirekte Machtübernahme für die USA ergeben, sind also fast grenzenlos.





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