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"Krieg gegen den Terror" - wirklich?
03.03.2004









Bereits kurz nachdem der Präsident von Haiti, Jean-Bertrand Aristide, außer Landes war, kam es zu einer UN-Resolution (Adobe Acrobat-Datei), auf deren Grundlage der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einer dpa-Meldung vom Montag zufolge mit der Entsendung von insgesamt 5.000 internationalen Soldaten rechnet. Die USA wollen demnach 1.500 bis 2.000 Soldaten beisteuern.

Jeglicher Militäreinsatz - außer, um beispielsweise die US-Botschaft zu schützen - war von ihm noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen worden.

Mehreren Quellen zufolge ist Aristide durch US-Diplomaten zumindest stark genötigt worden, das Land zu verlassen. Während er selbst telephonisch berichtete, er sei von US-Soldaten "entführt" worden. Eine andere Version besagt, US-Stellen hätten ihm gedroht, daß es zu einem Blutbad kommen würde, sollte er nicht "freiwillig" gehen.

Diese Darstellung wird von den USA erwartungsgemäß bestritten. Inwiefern sie den Tatsachen entspricht, ist dabei noch unklar, ebenso könnte es sich um eine "Geschichte" Aristides handeln, um seinen "Rückzug" etwas glanzvoller zu gestalten. Andererseits berichtete ein Mitarbeiter des Kontrollturms des Flughafens, daß Aristide in Handschellen zum Flugzeug geführt wurde, so der Spiegel.

Der Verdacht, daß die Rebellion aus den USA gesteuert sein könnte, beschleicht offenbar auch die US-Kongreßabgeordnete Maxine Waters. So schrieb sie in einem offenen Brief am 18. Februar nach einem Besuch Haitis, daß beispielsweise André Apaid, ein Anführer der Aufständischen, Besitzer eines amerikanischen Ausweises ist. Ebenso wie eine große Zahl weiterer Rebellen war er erst kurz zuvor wieder in das Land gekommen.

Die Rebellen, die hier eine demokratisch gewählte, den USA aber offensichtlich nicht genehmene Regierung gestürzt haben, sind in Wahrheit Anhänger des Vorgängerregimes um "Baby Doc" Duvalier, der mit Hilfe seiner Tonton Macoutes das Land terrorisiert hatte.

"Das sind die Leute von den Todesschwadronen. Das sind die Mörder. Das sind die Leute, die ich versucht habe, in den 90ern anzuklagen", sagte der Menschenrechtsanwalt Michael Ratner vom Center for Constitutional Rights in New York.

Wie AP am Mittwoch berichtete, handelt es sich beispielsweise bei Louis-Jodel Chamblain, einem weiteren Anführer, um einen verurteilten Mörder. Außerdem wird ihm vorgeworfen, Anführer eines der gefürchteten Todesschwadrone gewesen zu sein.

Genau diese Personen haben jetzt faktisch die Macht in Haiti übernommen. "Ich kommandiere die Operationen" sagte Chamblain gegenüber AP. Der oberste Anführer Guy Philippe nennt sich jetzt "Militärchef" und hat den Polizeikommandeuren des Landes befohlen, sich mit ihm zu treffen, andernfalls würden sie verhaftet werden.

Auch die ersten Berichte über auf den Straßen gefundene Leichen - mit auf den Rücken gefesselten Händen und von hinten durch Kopfschüsse getötet - tauchen bereits auf.

Alles deutet daraufhin, daß Haiti in einen Zustand treibt, wie es schon zu Zeiten "Baby Docs" war.

Aristide verdient zwar sicherlich auch keinen Heiligenschein, die derzeitige Entwicklung wäre aber ohne die Unterstützung der USA für die Rebellen und die - damit logische - Verweigerung der Unterstützung durch die USA für die gewählte Regierung kaum denkbar.

Der von den USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror" wird offenbar nur gegen ausgewählte Ziele geführt.





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