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Das nächste Massaker im Irak
06.04.2004








Betrachtet man derzeit die Entwicklung im Irak, so scheint es praktisch unausweichlich, daß es in naher Zukunft zu einem weiterem Massaker wie jenem auf der "Autobahn des Todes" beim Angriff der US-Soldaten auf die irakische Hauptstadt Baghdad oder einem noch weitaus schwerwiegenderen kommt.

Der offen ausgerufene Widerstand des shiitischen Geistlichen - "radikal" wie er derzeit häufig genannt wird ist er vor allem in der Ablehnung der amerikanischen Besatzung seines Landes - Muqtada al-Sadr und seiner Anhänger bringt das US-Militär in eine Zwickmühle, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu weiterer sinnloser Gewalt führen wird.

Al-Sadr hat offen Forderungen für die Einstellung der Kämpfe an die Besatzer gestellt. Mittlerweile fordert er außerdem den Abzug aller Besatzungstruppen aus den irakischen Städten.

Selbst wenn al-Sadr in Verhandlungen diese letzte Forderung zurücknehmen würde, so müßten die USA in jedem Fall Zugeständnisse machen, die ihm sicherlich weitere Popularität einbringen würde, da er dann schließlich gegen die Besatzer "bestanden" hätte.

Der Versuch, ihn festzunehmen dürfte sich ebenfalls äußerst negativ auswirken. Nicht nur, daß bereits angekündigt worden ist, daß eine Verhaftung mit allen Mitteln verhindert werden würde, er hält sich außerdem derzeit in der heiligen Stadt Najaf auf. Sollte hier gewaltsam gegen ihn vorgegangen werden, so würde dies höchstwahrscheinlich weitere Shiiten auf seine Seite treiben. So gibt es bereits erste Anzeichen, daß sogar die ablehnende Haltung von Ayatollah Ali al-Hussaini al-Sistani gegenüber al-Sadr abnimmt. Am Dienstag ließ er über einen Sprecher mitteilen, daß er die Vorgehensweise der USA scharf verurteile und den Widerstand al-Sadr unterstütze.

Die Tatsache, daß im US-Militär bereits laut darüber nachgedacht wird, Verstärkung in den Irak zu schicken - trotz des damit verbundenen Eingeständnisses massiver Probleme und trotz der schon jetzt vorhandenen Probleme, genügend Soldaten zur Verfügung zu haben - zeigt deutlich, wie ernst die Lage im Irak derzeit ist.

Da jede - aus US-Sicht - mögliche Vorgehensweise diese Probleme aller Wahrscheinlichkeit nach noch weiter verschlimmern würden und werden scheint es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem weiteren Massaker mit einer großen Zahl getöteter Zivilisten kommt. Ob dies dann als "Zeichen der Stärke", als Racheakt oder aus Panik heraus geschieht, ist dabei nebensächlich.

Einen ersten "Vorgeschmack" dessen, was in der nächsten zeit im Irak zu befürchten ist, gibt eine AP-Meldung vom Dienstag. Demnach haben US-Kampfflugzeuge vier Wohnhäuser in zwei Wohngebieten in der Stadt Fallujah mit Raketen angegriffen und zerstört.

Rafie al-Issawi, Arzt im Krankenhaus der Stadt, sagte, daß als Folge 26 Tote und 30 Verletzte kurz danach in dem Krankenhaus eingeliefert worden sind.

Eine solche Bombardierung von Wohnhäusern zeigt deutlich, daß das US-Militär mehr und mehr auf einen Punkt zusteuert, wo nicht nur die Rücksicht auf irakische Zivilisten unwichtig ist, sondern auch die Rücksicht auf das Bild der USA in der Öffentlichkeit.

Mit jedem Tag, den es den Bewohnern der Stadt Fallujah gelingt, das Eindringen der Soldaten in die Stadt zu verhindern und den al-Sadr es schafft, seine Macht zu erhalten und weiter auszubauen - wie CNN meldete, befindet sich die Stadt Najaf praktisch unter seiner Kontrolle - und mit jedem getöteten US-Soldaten steigt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Verbrechens.





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