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Nachrichten, die man nicht überall findet.




Die Koalition der Unwilligen
20.04.2004








Die von US-Präsident George W. Bush so häufig beschworene "Koalition der Willigen" bröckelt immer mehr.

Nachdem der neue spanische Ministerpräsident José Louis Rodríguez Zapatero nur Stunden nach der Vereidigung angekündigt hat, die 1.300 spanischen Soldaten "umgehend" aus dem Irak abzuziehen hat Honduras nur wenig später angekündigt, seine 370 Soldaten ebenfalls abziehen zu wollen.

Am Dienstag nun kündigte die thailändische Regierung an, die 460 thailändischen Soldaten abzuziehen, "wenn sich die Lage verschlimmert", berichtete der Spiegel. Da sich die Lage im Irak zumindest aus Sicht der Besatzer beständig verschlechtert kann diese Aussage also als Einstieg zum Ausstieg Thailands gewertet werden.

Nicaragua hat sich zwar nicht offiziell aus dem Irak zurückgezogen, derzeit befinden sich aber keine Soldaten des Landes im Irak, da die dort stationierten 230 Soldaten im Rahmen der Truppenrotation nach Nicaragua zurückgekehrt sind und bisher "aus Geldmangel" keine neuen entsandt wurden.

Auch Neuseeland und die Philippinen denken Berichten zufolge über ein Ende ihrer Beteiligung an der "Koalition" nach, auch wenn dies von den Philippinen inoffiziell bestritten wurde.



In einer ganzen Zahl weiterer Länder werden die Forderungen zumindest der Opposition nach einem Abzug immer lauter.

So hat der Oppositionsführer Mark Latham wiederholt angekündigt, die australischen Soldaten im Falle eines Wahlsiegs nach Hause zurückholen zu wollen.

Und auch in Italien hat die Opposition von Seiten des Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, Unterstützung bekommen. Er habe keinen Zweifel, daß die italienische Linke im Falle eines Wahlsiegs die italienischen Soldaten abziehen würde, sagte er. Außerdem nannte er die Besetzung des Iraks die "Fortsetzung eines illegalen Krieges, die nicht in der Lage ist, den Frieden wiederherzustellen."

Selbst in Polen, dem Land, das nach Großbritannien und Italien die meisten Soldaten zur "Koalition" beiträgt, nimmt die Geduld offenbar ab. So sagte die polnische Regierung schon kurz nach der Ankündigung Spaniens, daß eine Entsendung weiterer polnischer Soldaten "nicht möglich" sei.

Gerade angesichts der Tatsache, daß die USA derzeit den Einsatz von Soldaten, die im Rahmen von Truppenrotationen nach Hause zurückkehren sollten, verlängert haben, um so durch die hinzukommenden Soldaten, die sie ersetzen sollen, effektiv eine Verstärkung der Truppen zu erreichen, läßt sich ermessen, unter wie starken Druck das US-Militär hier mittelfristig gelangen wird.

Ein weiteres Indiz hierfür ist, daß es Bush während seines Telephongesprächs mit Zapatero offenbar nicht gelungen ist, weiterhin die Rolle des unbeeindruckten Staatsmannes zu spielen. Statt einer Gratulation mußte sich Zapatero mit einer wütenden Aufforderung des amerikanischen Präsidenten zufrieden geben, dafür zu sorgen, daß durch den Abzug keine Soldaten der "Koalition" gefährdet würden.

Update 21/04/2004:

Wie AP am Mittwoch berichtete, hat nun auch die Dominikanische Republik angekündigt, ihre 300 im Irak stationierten Soldaten "in den nächsten Wochen" abzuziehen.

Einem bisher unbestätigten Bericht der Irish Times zufolge plant auch Polen den Abzug seiner 2.400 Soldaten aus dem Irak.

Dem Bericht nach wird Polen seine Truppen bis zum Ende dieses Jahres aus dem Irak abziehen. "Angesichts der Umstände [im Irak] werden wir wahrscheinlich unsere Streitkräfte am Ende des Jahres 2004 erheblich verringern", sagte Professor Tadeusz Iwinski, außenpolitische Berater des polnischen Premierministers.

Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski hatte andererseits aber erst am Montag versichert, daß die polnischen Soldaten im Irak bleiben würden.

Update 22/04/2004:

Einer Meldung des österreichischen Standard zufolge hat nun auch Norwegen angekündigt, seine Truppen nach Auslaufen des Mandats am 30. Juni abzuziehen.





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