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Australien sucht den Super-Politiker
25.06.2004








Fernsehsendungen, in denen aus tausenden von Bewerbern zukünftige "Stars" ausgesiebt und dabei auch gleich erfolgreich - aus welchem Grund auch immer - vermarktet werden, sind mittlerweile so zahlreich produziert worden, daß das Interesse der Zuschauer bereits wieder nachzulassen scheint.

Der australische Fernsehsender Channel Seven hat nun eine Sendung angekündigt, in der keine "Stars" gesucht werden sollen, sondern zukünftige Politiker.

Interessenten sollen eine höchstens drei Minuten dauernde politische Rede auf einem Videoband einsenden. Aus diesen Einsendungen werden dann 6 Finalisten aus jedem Staat Australiens "ausgewählt", die sich dann der aus "politischen Experten" bestehenden Jury des Senders stellen müssen. Diese Jury wird die Zahl der Bewerber nochmals halbieren. Die Übriggebliebenen werden einen Schnellkurs in Gesetzgebung in Canberra erhalten, wo sie auch "die Gelegenheit haben werden, mit Lobbyisten-Vereinigungen zu sprechen". Nachdem sie sich auch der Presse präsentiert haben werden die Zuschauer des Senders - wie bei solchen Sendungen üblich - per Telephon darüber abstimmen, welche Kandidaten schließlich überbleiben.

Jeder australische Staat wird einen eigenen Bewerber für die Parlamentswahlen erhalten. Diesen Kandidaten werden vom Sender jeweils 10.000 Australische Dollar (5.750 Euro) für den Wahlkampf zur Verfügung gestellt. Außerdem werden sie täglich in der Sendung Sunrise Sendezeit erhalten. Bei entsprechender Popularität der Show ist auch eine eigene Sendung geplant.

Die Fragwürdigkeit dieser Sendung ist offensichtlich. Durch die ersten beiden Auswahlstufen kann der Sender sehr gezielt jene Kandidaten auswählen, deren politische Gesinnung den Verantwortlichen "genehm" ist oder die sich bereits besonders "kooperativ" gezeigt haben.

Es kann als sicher erachtet werden, daß es dem Sender bei dieser Casting-Show nicht um eine Verbesserung der demokratischen Verhältnisse, sondern um bessere Einschaltquoten und das Erhöhen des Umsatzes geht. Anders als bei derart geschaffenen "Musikstars" läßt sich hier aber nicht durch anschließende Plattenverkäufe zusätzlich Geld verdienen. Der Verdacht, daß von Seiten des Senders zumindest die Hoffnung besteht, daß sich die Rendite hier eben auch in der "Dankbarkeit" der Kandidaten - sollten sie tatsächlich gewählt werden - auszahlen könnte, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.

Eine unparteiische politische Berichterstattung fällt den Medien auch und gerade während eines Wahlkampfs ohnehin schon schwer. Wenn ein Sender allerdings selbst Kandidaten aufgestellt hat, so dürfte dies praktisch unmöglich sein.

Bemerkenswert ist sicherlich auch, daß zwar Kandidaten für alle sechs Staaten, aber eben nicht für die beiden "Territorien" gesucht werden. Neben den sechs Staaten New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmania, Victoria und Western Australia gibt es noch das Australian Capital Territory (Territorium der australischen Hauptstadt) und das Northern Territory. Diese beiden "Territorien" stellen zwar jeweils nur 2 Abgeordnete, während die "Staaten" jeweils 12 stellen, sind hiervon abgesehen aber gleichberechtigt.

Der Anteil australischer Ureinwohner - die häufig gebrauchte Bezeichnung "Aborigines" wird von ihnen abgelehnt - an der Gesamtbevölkerung gerade des Northern Territory beträgt fast 25 Prozent, während der Anteil in allen anderen Landesteilen unter 3 Prozent liegt. Es ist also anzunehmen, daß der Sender australische Ureinwohner absichtlich von der Teilnahme an der Sendung ausschließt, obwohl diese volle Bürgerrechte besitzen. Die Tatsache, daß auch das Australian Capital Territory ausgeschlossen ist, stellt hier vermutlich eher ein entsprechendes Feigenblatt dar, das die wahre Absicht des Ausschlusses des Northern Territory verbergen soll.





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