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Der ewige Haß auf den Islam
16.07.2004








Seinen im Hamburger Abendblatt vom Donnerstag erschienenen Artikel "Der ewige Haß des Islam" beginnt der Autor Hans-Peter Raddatz mit dem Satz "Wer den Nahen Osten kennt, weiß, daß er sich ein günstiges Umfeld schafft, wenn er Israel und die USA verdammt."

Dieser Aussage ist gewiß zuzustimmen, auch wenn er hier sicherlich nicht zufällig verschweigt, woher diese Abneigung der arabischen Völker gegenüber Israel und den USA rührt. Nämlich einerseits aus dem seit Jahrzehnten andauernden Krieg und der Besatzung gegenüber dem palästinensischen Volk und andererseits aus der bedingungslosen Unterstützung dieser Taten und einer kapitalfixierten Hegemonialpolitik.

Schon im zweiten Satz behauptet er allerdings, Deutsche müßten "zuweilen Kritik einstecken, weil Hitler 'den Job nicht richtig erledigte'". Auch Verweise auf den "ewigen Juden" und die "Protokolle der Weisen von Zion" läßt er hier nicht fehlen.

Dann sagt Raddatz, der 1928 gegründete "Kampfkader" der "Muslimbruderschaft" betreibe die "Radikalisierung wichtiger Länder des Islam mit [dem 1947 gegründeten] Israel als oberstem Feindbild". Hierbei werde unter anderem mit den Wahhabiten Saudi-Arabiens kooperiert. Die "Muslimbruderschaft" besteht aber nicht aus shiitischen Moslems, die zumeist als Beispiele für "fanatische Islamisten" herangezogen werden. Shiiten wiederum reagieren gerade auf das saudische Königshaus äußerst ablehnend. Erschwerend kommt hinzu, daß die "Muslimbruderschaft" selbst nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes nur schätzungsweise 1.300 Mitglieder hat.

Auch behauptet Raddatz, im Koran würden Juden und "teilweise auch Christen" mit Schweinen und Affen verglichen.

Die einzige hierfür in Frage kommende Stelle (5/60) des Korans lautet in einer deutschen Übersetzung:

"Sprich: 'Soll ich euch über die belehren, deren Lohn bei Allah noch schlimmer ist als das? Es sind, die Allah verflucht hat und denen Er zürnt und aus denen Er Affen, Schweine und Götzendiener gemacht hat. Diese befinden sich in einer noch schlimmeren Lage und sind noch weiter vom rechten Weg abgeirrt.'"

Tatsächlich werden hier "Affen, Schweine und Götzendiener" in einem Satz genannt, tatsächlich werden die "Götzendiener" aber eben gerade nicht als "Affen" und "Schweine" bezeichnet. Leider gibt der Autor keinen Hinweis, worauf er seine Behauptung stützt, sie sollten als "Sklaven der Gläubigen" genutzt werden.

Die Äußerung des früheren französischen Premierministers Michel Rocard, daß die Erklärung des britischen Außenministers Balfour im Jahr 1917, in der den Juden ein eigener Staat zugesichert wurde, ein "historischen Fehler" war, reicht Raddatz für die Feststellung, daß es in Frankreich einen "ausgeprägten Antisemitismus" gäbe.

Nach seiner Ansicht "ziehen Islamisten und westliche Sympathisanten unverkennbar am gleichen Strang". Er sieht einen "Verbund, der einen stark meinungsbildenden 'Dialog' führt und dabei wie eine Lobby für den Islam auftritt". Von seiner "Verschwörungstheorie" der Unterwanderung der deutschen Demokratie läßt sich Raddatz selbst durch staatliche Aussagen nicht abbringen. So behauptet er, daß "die Berliner Al-Nur-Moschee Al-Qaida-Kämpfern Unterschlupf bietet" und die "Bonner Fahd-Akademie staatsfeindliche Inhalte vermittelt", stellt aber dabei auch fest, daß "beide (noch) die Fürsprache des Außenministeriums genießen".

Wenn Raddatz schreibt "Durch zahllose Blätter, u. a. "Al-Riyad", das Regierungsorgan Saudi-Arabiens, geistern die Gräuelideen vom jüdischen Ritualmord, die auch den Judenmord der Nazis rechtfertigen sollen. Deren Verbindungen zur Muslimbruderschaft gelten als Beweis, und Hitlers vielzitierte Aussage, "als Mohammedaner den Krieg gewinnen zu können", suggeriert den Arabern den Holocaust als Pflicht", so wird hier der Eindruck erweckt - tatsächlich ohne dies wirklich zu schreiben - daß Araber den "Holocaust als Pflicht" empfänden. Zumindest in deutscher Sprache wird dieser Satz übrigens alles andere als häufig zitiert, wie eine kurze Suchmaschinenabfrage belegt.

Spätestens aber, wenn Raddatz von der "etwa dreimal so hohen Reproduktionsrate wie im Westen" spricht, weckt sein Artikel mehr als nur unangenehme Erinnerungen, gleichgültig ob die im Geiste auftauchenden Begriffe nun "gelbe Gefahr", "Durchrassung der Gesellschaft" oder "Vernichtung der arischen Rasse" lauten mögen.

Sicherlich gibt es innerhalb der arabischen - oder, wenn man es unbedingt auf eine religiöse Ebene bringen will - moslemischen Welt ebenso wie beispielsweise unter "christlichen Deutschen" bis zum offenen Haß gesteigerte Fremdenfeindlichkeit.

Derartige Verallgemeinerungen sind aber sicherlich kaum geeignet, die Kluft zwischen unterschiedlichen Kulturen wenn schon nicht zu schließen, so doch zumindest zu überbrücken, so daß ein friedliches Zusammenleben von beiden "Seiten" aus akzeptabel und wünschenswert erscheint. Vielmehr führen Artikel wie dieser dazu, daß sich die Menschen mit noch mehr Mißtrauen gegenüberstehen. Letztlich kann ein solcher Artikel daher tatsächlich als eine "selbsterfüllende Prophezeiung" funktionieren, da die daraufhin noch stärker zurückgewiesenen Moslems sich noch weiter in die eigene Gruppe und ihren Glauben zurückziehen, wodurch sie schließlich auch anfälliger für wirklich extremistische Gedanken werden können.





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