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Der Mythos al-Zarqawi
04.10.2004








Die USA nutzen den Namen Abu Musab al-Zarqawi weiterhin als Vorwand, um das eigene Militär rücksichtslos gegen die irakische Bevölkerung einzusetzen. Immer wieder wird die irakische Stadt Fallujah bombardiert. Angeblich werden dabei "geheime Unterschlüpfe" der "Terrororganisation al-Zarqawis" angegriffen. Tatsächlich handelt es sich nach Aussagen von Anwohnern und Ärzten und angesichts der Tatsache, daß sich praktisch jedes Mal Frauen und Kinder unter den Opfern befinden, um Wohnhäuser.

Der Verdacht, daß es sich hier in Wahrheit um Strafaktionen gegen eine Stadt handelt, die sich seit Monaten der Kontrolle der Besatzer entzieht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Der Nachschub an finanziellen Mitteln, Waffen als auch ebenso "fanatischen" wie todesmutigen Rekruten dieser "Terrororganisation", die nach amerikanischer Lesart die Verbindung des Iraks zu "Al-Qaida" darstellt, scheint schier unerschöpflich zu sein.

Die Tatsache, daß das US-Militär zwar einerseits nicht in der Lage ist, auch nur einen Fuß in die Stadt zu setzen, andererseits aber vorgeblich ein stetiger Strom von genauesten und aktuellsten Informationen über Verstecke und Treffpunkte von "Terroristen" vorhanden ist, irritierte auch Knut Mellenthin in einem Artikel der jungen Welt vom Montag.

Ein ebenfalls am Montag im britischen Telegraph veröffentlichter Artikel belegt nun, daß al-Zarqawi bewußt und wider besseres Wissen zum "Überbösen" aufgebaut worden ist.

Mitglieder des US-Militärgeheimdienstes sagten, al-Zarqawi sei "mehr ein Mythos als ein Mensch". Mehrere Quellen bestätigten, daß al-Zarqawis Einfluß auf den irakischen Widerstand aufgrund fehlerhafter Informationen, aber auch auf Druck der Bush-Regierung hin, stark übertrieben sei.

Vielfach beruhten derartige Informationen auf Geschäften mit äußerst unzuverlässigen Quellen, über die einer der Geheimdienstmitarbeiter sagte, daß sie "uns gesagt haben, was wir hören wollten".

"Wir haben grundsätzlich jedes Mal bis zu 10.000 US-Dollar an Opportunisten, Kriminelle und Glücksritter gezahlt, die uns im Gegenzug Erfindungen und Vermutungen über al-Zarqawi als sichere Tatsachen gaben und ihn so als Dreh- und Angelpunkt fast jedes Angriffs im Irak darstellten", so der Agent. "Zuhause wurde dieses Zeug dankbar aufgenommen und bildete die Grundlage politischer Entscheidungen. Wir brauchten einen Schurken, jemanden, der für die Öffentlichkeit greifbar war und wir bekamen einen."

Daher ist es auch kaum verwunderlich, daß anderslautende Berichte der Geheimdienste in Washington ignoriert werden.

Während das US-Verteidigungsministerium darauf beharrt, daß sich schätzungsweise 5.000 "ausländische Kämpfer" in der Region aufhalten, sind die Geheimdienste auch hier anderer Ansicht.

"Der überwältigende Eindruck, den wir aus Informationen gewinnen, die wir jetzt bekommen, ist, daß die Zahl der ausländischen Kämpfer nicht einige hundert übersteigt und vielleicht bei nur 200 liegt. Aus den gesammelten Informationen müssen wir schlußfolgern, daß al-Zarqawi mehr ein Mythos als ein Mann ist. Er ist nicht von solchem Kaliber, wie es viele Politiker glauben möchten", sagte ein anderer Agent. "An einem gewissen Punkt und vielleicht sogar jetzt steckte er hinter einigen der Entführungen. Aber wenn es einen Anführer der Rebellion gäbe, dann wäre es ein Iraker. Die Rebellion ist aber nicht annähernd so zentralisiert, als daß man von einer strukturierten Führung sprechen könnte."

Diese Aussagen kommen nicht von ungefähr. Nachdem die US-Regierung von George W. Bush den Geheimdiensten den Hauptteil der Schuld an der fehlerhaften Begründung für den Irakkrieg gegeben hat, wobei die Geheimdienste betonen, sie hätten starke Zweifel am Massenvernichtungswaffenprogramm des Iraks nur auf Druck des Weißen Hauses aus Berichten entfernt, ist die Lage zwischen Geheimdiensten und US-Regierung angespannt. Viele der Geheimdienstmitarbeiter sind unzufrieden und fühlen sich zu Unrecht beschuldigt. Daher dürfte der Willen, die Regierungspolitik wider besseres Wissen zu unterstützen, stark abgenommen haben.

Al-Zarqawi ist für die US-Regierung genau die Personifizierung des Bösen, die sie braucht, um "dem Feind" ein Gesicht zu geben. Letztlich ist sogar anzunehmen, daß er keineswegs durch das US-Militär bedroht ist, da sein Tod als auch seine Gefangennahme ihn eben dieser Rolle berauben würde.





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