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Der strategische Abzug
06.10.2004








Am Mittwoch veröffentlichte die israelische Haaretz erste Auszüge aus einem am Freitag vollständig erscheinenden Interview mit Dov Weisglass, dem engsten Berater des israelischen Premierministers Ariel Sharon.

In dem Interview läßt Weisglass keinen Zweifel daran, daß der israelische Abzug aus dem Gaza-Streifen keineswegs erfolgt, weil Israel erkannt hat, daß die Besatzung ein Fehler ist, sondern vielmehr, um den Friedensprozeß zu beenden und so schließlich einen palästinensischen Staat zu verhindern.

"Die Bedeutung des Abzugsplans ist das Einfrieren des Friedensprozesses", so Weisglass. "Und wenn man diesen Prozeß einfriert, verhindert man die Bildung eines palästinensischen Staates und man verhindert die Diskussion über Flüchtlinge, die Grenzen und Jerusalem. Tatsächlich ist das ganze palästinensischer Staat genannte Paket mit all seinen Folgen auf unbestimmte Zeit von unserem Programm entfernt worden. Und all dies mit Befugnis und Genehmigung. Alles mit dem Segen des Präsidenten und der Ratifikation durch beide Häuser des Kongresses."

Auf die Frage, warum der Abzugsplan entwickelt wurde, sagte er: "Weil uns im Herbst 2003 klar wurde, das alles steckengeblieben war. Und trotz der Art, wie die Amerikaner die Situation lasen, daß die Schuld den Palästinensern und nicht uns zufiel, begriff Arik [Sharon], daß der Zustand der Angelegenheiten nicht andauern konnte, daß sie uns nicht alleinlassen würden, nicht aus unserer Sache aussteigen würden. Die Zeit war nicht auf unserer Seite. Es gab eine internationale Erosion und interne Erosion. Innenpolitisch brach in der Zwischenzeit alles zusammen. Die Wirtschaft stagnierte und die Initiative von Genf gewann breite Unterstützung. Und dann wurden wir von den Briefen von Offizieren und Briefen von Soldaten und Briefen von Kommandotruppen getroffen [in denen diese "Refuseniks" es ablehnten, in den besetzten Gebieten Dienst zu tun]. Das waren keine verrückten Kinder mit grünen Haaren und einem Ring in der Nase und einem starken Geruch nach Gras. Das waren Leute wie die Gruppe um Spector [Yiftah Spector, ein bekannter Pilot der israelischen Luftwaffe, der zu den Unterzeichnern der Briefe gehört]. Wirklich unsere besten jungen Leute."

Weisglass bestätigt, daß der Friedensprozeß so "auf eine legale Art" eingefroren werden soll.

"Das ist genau, was passiert ist", sagte er. "Wissen sie, die Bezeichnung ‚Friedensprozeß' ist ein Bündel von Konzepten und Verpflichtungen. Der Friedensprozeß ist die Errichtung eines palästinensischen Staates mit all den Sicherheitsrisiken, die das nach sich zieht. Der Friedensprozeß ist die Räumung der Siedlungen, er ist die Rückkehr der Flüchtlinge, er ist die Spaltung Jerusalems. Und all das wurde nun eingefroren... worüber ich mich effektiv mit den Amerikanern geeinigt habe ist, daß man sich mit einem Teil der Siedlungen überhaupt nicht befassen würde und mit dem Rest erst dann, wenn die Palästinenser zu Finnen geworden sind. Das ist die Bedeutung dessen, was wir getan haben."





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