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100.000 Menschen im Irak getötet
28.10.2004








Am Donnerstag hat die britische Wissenschaftszeitschrift The Lancet eine Studie veröffentlicht, der zufolge im Irak durch den von den USA geführten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und die nachfolgende Besatzung bisher mindestens 100.000 Bürger des Landes getötet worden sind.

Diese nach allen Maßstäben erschreckende Zahl beruht auf einer Untersuchung, die in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Johns Hopkins University, der Columbia University und der Al-Mustansiriya University in Baghdad durchgeführt wurde.

Für die Studie wurden im September in 33 gleichmäßig im ganzen Land ausgewählten Stadtteilen zufällig jeweils 30 Haushalte befragt, ob es dort zu Todesfällen gekommen ist. Von den 988 besuchten Haushalten erklärten sich 808 mit insgesamt 7.868 Bewohnern bereit, an der Befragung teilzunehmen. Diese wurden dann befragt, wieviele Personen in den Haushalten lebten und wieviele Geburten und Todesfälle es dort seit Januar 2002 gegeben hat.

Dann wurde der Zeitraum der 15 Monate vor Kriegsbeginn mit den 18 Monaten seit der Invasion verglichen. Verstorbene Personen mußten zum Zeitpunkt ihres Todes in dem Haushalt gelebt und dies seit mindestens zwei Monaten getan haben, um gezählt zu werden. Schließlich wurde die Sterblichkeitsrate vor Kriegsbeginn genutzt, um vom Verhältnis der Todeszahlen auf die Gesamtopfer zu schließen.

Hier handelt es sich zwar um eine statistische Erhebung und keine - praktisch kaum durchführbare - echte Zählung, ein derartiges Vorgehen ist aber wissenschaftlich anerkannt und wurde beispielsweise auch angewandt, um die Zahl der Kriegstoten im Kosovo zu berechnen.

In den befragten Haushalten gab es vor dem Krieg 46 Todesfälle. Seit Kriegsbeginn starben in den befragten Haushalten insgesamt 142 Menschen. Damit hat sich die Todesfallrate von 5 Toten auf 1.000 Menschen und Jahr auf 12,3 Promille mehr als verdoppelt. Ein Drittel der Todesfälle stammte dabei aus der Stadt Fallujah, wo es seit April zu besonders schweren Kämpfen und einem täglichen Bombardement durch US-Kampfflugzeuge gekommen ist. Klammert man die Zahlen aus dieser Stadt aus, so ist die Todesfallrate immer noch um fast 60 Prozent auf 7,9 Promille gestiegen.

Während vor dem Krieg die häufigsten Todesarten Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Erkrankungen waren, starb der größte Teil der Menschen seit Beginn der Invasion eines gewaltsamen Todes. In 95 Prozent der Fälle waren dies Bomben oder Schüsse von Kampfhubschraubern.

Die Wahrscheinlichkeit, einen gewaltsamen Tod zu finden, ist seit Beginn des Krieges 58 Mal höher als davor. Die Säuglingssterblichkeit - die durch die massiven Sanktionen und den Einsatz von Uranmunition im "1. Golfkrieg" ohnehin schon stark angestiegen war, hat sich von 29 Promille auf 57 Promille nochmals fast verdoppelt.

Selbst wenn die Zahlen aus Fallujah vollständig ignoriert werden, sind der Studie zufolge fast 100.000 Menschen im Irak getötet worden.

"Wir schätzen, daß es 98.000 zusätzliche Todesfälle seit Beginn des Krieges in den 97 Prozent des Iraks, die durch alle befragten Bezirke mit Ausnahme Fallujahs repräsentiert werden, gegeben hat", sagten die Wissenschaftler.

"Die meisten der durch Koalitionsstreitkräfte Getöteten waren Frauen und Kinder", so die Wissenschaftler weiter.

Bemerkenswert ist nicht nur die ungeheure Zahl von mindestens 100.000 Toten - auch wenn es sich bei einem gewissen Anteil um Widerstandskämpfer gehandelt hat - sondern auch, daß dieser untersuchte zweite Zeitraum die erste Hälfte der Invasion bereits ausschließt. Es ist also auch aus diesem Grund davon auszugehen, daß die Zahl der Todesopfer noch höher liegt.





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