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"Weniger-tödliche" Waffen
01.12.2004








Am Dienstag wurde der weitverbreitete Einsatz von "Tasern" - Elektroschockwaffen - durch die US-Polizei von Amnesty International (AI) scharf kritisiert und eine unverzügliche Aussetzung ihrer Anwendung sowie eine "rückhaltlose, unabhängige und unparteiische Untersuchung ihrer Anwendung und Wirkung" gefordert.

Diese Waffen des US-Herstellers Taser International feuern zwei kleine, mit Widerhaken versehene Pfeile auf das Opfer ab, die Kleidung und dementsprechend auch die Haut durchdringen. Diese Pfeile sind durch Drähte mit dem Gerät selbst verbunden und übermitteln so Stromstöße von etwa 50.000 Volt Spannung. Das Opfer wird hierbei aufgrund einer geringen Stromstärke meist nur kurzzeitig betäubt und nicht getötet.

Tatsächlich sind nach Angaben von AI in den USA und Kanada seit Juni 2001 mindestens 70 Menschen durch diese Waffen getötet worden. Die meisten der Getöteten waren unbewaffnete Männer, die anscheinend trotz eines verwirrten oder aggressiven Verhaltens keine wirkliche Bedrohung für sich oder andere darstellten. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen diese Waffen gegen Kinder eingesetzt worden sind.

Untersuchungen von AI haben ergeben, daß "der Einsatz von Tasern in vielen Fällen internationale Standards verletzt, die es erfordern, daß Polizisten Gewalt nur als letztes Mittel einsetzen, nachdem alle gewaltlosen Methoden versagt haben und im Verhältnis zu der jeweiligen Bedrohung. In vielen Fällen kam ihre Anwendung Folter oder grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung gleich."

Erst am Dienstag letzter Woche hat der bayerische Ministerrat eine Änderung des Polizeiaufgabengesetzes verabschiedet, der zufolge die im Artikel 61 als zugelassen bezeichneten Waffen um "Elektroimpulsgerät und vergleichbare Waffen" erweitert wurden.

Während solche Elektroschockwaffen häufig als "nicht-tödliche" ("non-lethal") Waffen bezeichnet werden, ist sich selbst der Hersteller Taser in diesem Punkt offenbar alles andere als sicher. In einer Presseerklärung anläßlich eines Aktiensplits bezeichnet sich das Unternehmen sowohl als Hersteller "nicht-tödlicher Geräte" als auch als Hersteller "weniger-tödlicher Geräte".

Neben den Todesfällen hat die Verbreitung dieser Waffen bei der Polizei AI zufolge zu einem starken Anstieg der Gewaltanwendung geführt.

"Taser werden als sicherere Alternative zu Schuß- oder Schlagwaffen im Umgang mit gefährlichen Personen beworben. In der Praxis werden sie allerdings routinemäßig als Gewaltmittel gegen Menschen eingesetzt, die keine ernste Gefahr darstellen. Sie werden häufig in Situationen benutzt, in denen die Anwendung von Schußwaffen oder sogar Schlagstöcken niemals gerechtfertigt wäre", so AI.

Statt durch ihre Benutzung durch Polizisten die Anwendung von Schußwaffen zu reduzieren und so die Zahl der Todesfälle zu senken werden sie tatsächlich also vielmehr als vermeintlich geringstes Gewaltmittel eingesetzt. Während bei Anwendung eines Schlagstocks - gar nicht zu reden von eigenem körperlichen Einsatz der Polizisten - der unbeabsichtigte Tod eines Verdächtigen nahezu auszuschließen sein dürfte, wird bei Einsatz dieser Waffe der mögliche Tod des Opfers zumindest billigend in Kauf genommen.





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