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Irak-Veteran läuft Amok
13.01.2005


Salvador






Es war Nacht, als am Sonntag dem 9.1.2005 das Leben des 19-jährigen Irak-Veteranen Andres Raya ein ebenso tragisches wie spektakuläres Ende fand. Raya, der erst im September aus dem Irak in die USA zurückgekehrt war, lieferte sich einen heftigen Schußwechsel mit den Polizisten der Ortschaft Ceres im US-Bundesstaat California, wie der lokale Nachrichtensender ABC-30 berichtete. Während des Gefechtes tötete der aus den Reihen der Marines stammende, in Camp Pendleton stationierte Soldat den Polizei- Unteroffizier Howard Stevenson und verwundete einen weiteren Beamten schwer. Die Auseinandersetzung war offenbar geplant, wie der Lokalsender KXTV meldete - so soll Raya vor einem Getränkeladen einen Schuß abgegeben haben, um dann den Ladenbesitzer zu bitten, die Polizei zu rufen. In einem Überwachungsvideo sei zu sehen, wie Raya auf die Ordnungshüter wartet - nach den Aussagen von Augenzeugen soll Raya über 60 Schuß abgegeben haben, bevor er vom Tatort floh.

Laut den Recherchen des Journalisten Ernesto Cienfuegos, die im unabhängigen Nachrichtendienst "La Voz de Aztlan" erschienen, starb Raya mit mehr als 18 Kugeln im Körper, nachdem er den zusammengezogenen Kräften der Ortspolizei und der California Highway Patrol eine dreistündige Verfolgungsjagd durch ein nahe dem Tatort gelegenes Wohnviertel geliefert hatte. Der für seine Tapferkeit im Krieg ausgezeichnete Raya benutzte für seine Tat ein SKS Sturmgewehr, mit dem er sogar noch Widerstand geleistet haben soll, nachdem er schon tödlich verwundet worden war. Die Mutter des Soldaten, die aus Mexiko stammende Julia Cortez Raya, sagte Cienfugos, ihr Sohn habe am Angriff auf Fallujah teilgenommen und sei verändert zurückgekehrt. Der junge Marine berichtete seiner Familie und Freunden von schrecklichen Alpträumen und Schlaflosigkeit und sagte, er wolle nicht in den Irak zurückkehren um dort weiter töten zu müssen.

Auch wenn die Angaben von "La Voz de Aztlan" wegen ihres eindeutig kriegskritischen und pro-mexikanischen Grundhaltung mit Vorsicht betrachtet werden sollten, so lässt sich doch aus den vorhandenen Informationen das Bild eines jungen Mannes gewinnen, der erst vor zwei Jahren die Highschool abgeschlossen, aber schon die schrecklichen Grausamkeiten des Krieges gesehen hatte und daran zerbrochen war. Es ist bezeichnend, daß die sonst so an Amokläufen, Morden und anderen schrecklichen Ereignissen interessierten US- Massenmedien dem Vorfall kaum Aufmerksamkeit schenkten, paßt der Tod von Raya und Stevenson doch so gar nicht in das von den patriotisch gestimmten Sendern und Zeitungen gepflegte Bild der "US-Helden", die tapfer im Irak gegen den "Terror" kämpfen.

Bedauerlicherweise werden sich ähnliche Ereignisse in Zukunft wohl sehr viel häufiger ereignen, leiden doch laut einer Studie des US-Militärs bis zu 17 Prozent der aus dem Irak heimkehrenden Soldaten an posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen und anderen schweren psychischen Problemen. Wie schon im Falle des Vietnam-Krieges steht auch heute wieder zu befürchten, daß gut im Umgang mit Waffen geschulte und ans Töten gewöhnte Veteranen durchdrehen, weil sie mit ihren Erlebnissen und Taten nicht mehr fertig werden. Ist all dies schon schrecklich genug, so wirft es erst recht ein beängstigendes Licht auf die geistige Verfassung hunderttausender Iraker, etwa der Einwohner Fallujahs, die unter diesem Krieg noch sehr viel mehr leiden als die im Lande befindlichen Besatzungs-Soldaten.





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