www.Freace.de
Impressum und Datenschutz


Nachrichten, die man nicht überall findet.




Die Rede, die Bush hätte halten sollen
28.01.2005


Juan Cole
Übersetzung Sebastian Bosse






Dies ist die Rede, von der ich wünschte, Präsident Bush hätte sie im Herbst 2002 gehalten, als er versuchte den Kongreß zu überzeugen, ihn zu ermächtigen gegen den Irak Krieg zu führen.



Meine amerikanischen Mitbürger:

Ich will, daß wir gegen den Irak Krieg führen. Aber ich will, daß wir dabei unsere Augen offen haben und völlig realistisch sind.

Ein Krieg gegen den Irak wird teuer sein. Es wird Sie, die Steuerzahler, innerhalb von 5 Jahren ungefähr 300 Milliarden US-Dollar kosten. Ich weiß, daß Wolfowitz Ihnen sagt, daß Iraks Öleinnahmen für all das ausreichen werden, aber das ist lächerlich. Der Irak pumpt innerhalb eines Jahres nur Öl im Wert von ungefähr 10 Milliarden US-Dollar und dieses Geld wird er allein schon brauchen, um die neue, von uns installierte Regierung zu finanzieren. Nein, wir werden dafür bezahlen müssen, wir selbst. Ich werde sie um 25 Milliarden US-Dollar, dann 80 Milliarden US-Dollar, dann weitere 80 Milliarden US-Dollar bitten. Und so weiter. Ich werde sie häufiger um Geld anpumpen als dieser arbeitslose Verwandte, den sie nicht mögen. Die Kosten des Krieges werden mein bereits jetzt massives Haushaltsdefizit von ungefähr 370 Milliarden US-Dollar bis auf mehr als 450 Milliarden US-Dollar pro Jahr in die Höhe treiben. Nur damit Sie es richtig verstehen, ich werde die Steuern der Superreichen senken, während ich gleichzeitig diesen Krieg führe. Dann werde ich mir das Geld leihen, um diesen Krieg zu betreiben und für die anderen Tätigkeiten der Regierung aufzukommen. Und Sie und Ihre Kinder werden diese Schulden in den nächsten Jahrzehnten abzahlen. Während dessen wird der Dollar nicht allzu gut dastehen, wenn Sie Produkte in Übersee kaufen, weil Defizite wie die beschriebenen unsere Währung schwächen werden. (Und ich habe die Dinge so geregelt, daß die meisten Dinge, die Sie kaufen werden, aus Übersee kommen) Wir werden die Zinssätze höher behalten müssen, als sie sonst gewesen wären und die Wirtschaft muß im Zustand der Rezession bleiben, weil sonst meine Kriegsdefizite starke Inflation verursachen würden. So werde ich Sie, Ihre Kinder, und Ihre Enkel in große Schwierigkeiten stürzen, um diesen Krieg zu führen. Ich werde es tun und so werden nicht viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden, vielmehr werde ich die Situation als Entschuldigung benutzen, um Regierungsdienstleistungen zu kürzen, auf die Sie angewiesen sind. Für die Superreichen, oder wie ich sie nenne, "meine Basis", wird dieser Krieg im Irak eine echte Inspiration sein. Wir werden ihn nutzen, um das Defizit so auszubauen, daß sich die Demokraten und die mitfühlenden Republikaner im Kongress nicht trauen können, irgendwelche neuen Programme zur Förderung des Mittelstandes zu schaffen. Wir alle wissen, daß die Superreichen - ungefähr 3 Millionen Menschen in unserem Land von 295 Millionen - für jene Programme würden bezahlen müssen, da sie 45 Prozent des privaten Vermögens besitzen. Ich werde dafür sorgen, daß sie lange Zeit von solchen Unbequemlichkeiten verschont werden.

Außerdem wird dieser Krieg im Irak, von dem ich möchte, daß Sie ihn als Teil des Krieges gegen den Terror autorisieren, viele amerikanische Leben kosten. Zu dem Zeitpunkt meiner zweiten Antrittsrede werden mehr als 1.300 tapfere Männer und Frauen der US-Streitkräfte infolge dieses Krieges im Irak tot und 10.371 werden verwundet sein, viele von ihnen für ihr Leben gezeichnet. Amerikas Straßen und Obdachlosenasyle werden dann wahrscheinlich mit einigen dieser verwundeten Veteranen überschwemmt werden. Diese Soldaten, denen ein oder auch zwei Beine fehlen und die oft schwere psychologische Probleme haben, werden Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden Und sie werden sogar noch mehr Schwierigkeiten haben, die Jobs zu behalten, die sie finden. Sie werden für den Rest ihres Lebens traumatisiert sein von dem Horror, den sie im Irak sehen und manchmal auch selbst auslösen werden. Aber gut, wir haben ein Sprichwort in Texas. Ich denke, daß Sie in Arkansas es auch kennen. Man kann kein Omelett machen ohne… Man muß ein paar Eier zerbrechen, um etwas Frühstück zu erringen.

Ich weiß, daß Dick Cheney und Condi Rice durchs Land gezogen sind, um ihre Kinder durch bedrohliche Reden über irakische Atombomben zu ängstigen. Ich muß Ihnen bekennen, daß mein CIA-Direktor, George Tenet, mir sagt, daß die Beweise für diese Behauptungen nicht ausreichen. Tatsächlich muß ich offenherzig sein und sagen, daß der Nachrichtendienst des Außenministeriums nicht glaubt, daß Saddam viel von seinem Programm für chemische Kampstoffe übrig behalten hat. Vielleicht zerstörte er das Zeug und will es nicht zugeben, weil er Angst hat, daß sich ohne diese Mittel die Kurden und Schiiten gegen ihn erheben. Wie auch immer, der Irak stellt keine unmittelbare Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar und hat wahrscheinlich nichts Nützliches aus seinen Waffenprogrammen der 80er Jahre übrig.

Hinzu kommt, daß es keine operative Verbindung zwischen einem weltlichen arabischen Nationalisten wie Saddam und den religiösen Verrückten von Al-Qaida gibt. Sie haben voreinander Angst und hassen einander mehr, als sie uns hassen. Tatsächlich muß ich vollkommen ehrlich sein und zugeben, daß, wenn wir Saddams weltliche arabische nationalistische Regierung stürzen, Iraks sunnitische Araber ernüchtert und voller Verzweiflung sein werden. Sie werden sich wahrscheinlich al-Qaida als einer Alternative zuwenden. Also, Leute, was ich vorhabe, könnte 5 Millionen Iraker in die Hände von Personen spielen, die darauf bestehen, daß sie sich sofort einem neuen Al-Qaida-Ableger anschließen. Oder auch anderen Gruppen.

Also, warum will ich Krieg führen? Seht Leute, ich werde es Ihnen nicht erzählen. Ich muß es Ihnen nicht erzählen. Es gibt wenig Transparenz bei diesen Dingen innerhalb der Regierung, weil wir eine Art verstecktes Imperium aus dem Präsidialbüro heraus steuern. Nach 20 oder 30 Jahren wird es rauskommen. Bis dahin werden Sie mir einfach vertrauen müssen.





Zurück zur Startseite





Impressum und Datenschutz

contact: EMail