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Zahlenspiele
14.02.2005








Die mittlerweile von der "Unabhängigen Wahlkomission des Iraks" (IECI) herausgegebenen Ergebnisse der "Wahlen" vom 30. Januar weisen bei genauerer Betrachtung doch einige Unregelmäßigkeiten auf.

Die IECI gibt die Gesamtzahl der gültigen abgegebenen Stimmen mit 8.456.266 an. Al-Jazeera berichtete am Sonntag unter Berufung auf Mitglieder der IECI, daß dies einer Wahlbeteiligung von etwa 59 Prozent entspreche. Da in der angegebenen Zahl noch die im Ausland abgegebenen 263.685 Stimmen enthalten sind, ergibt sich also eine Zahl aller Wahlberechtigten im Irak 14.067.512, was 53,91 Prozent der Gesamtbevölkerung des Iraks entspricht.

Geht man nun davon aus, daß dieses Verhältnis in allen irakischen Provinzen genau gleich ist - was es in Wirklichkeit sicherlich nicht bis auf die letzte Nachkommastelle ist - so ergibt sich doch ein interessantes Bild.

Bereits am Freitag hatte die IECI für 12 der 18 irakischen Provinzen Angaben zur Wahlbeteiligung und der Zahl der dort registrierten Wähler gemacht. In fünf dieser Provinzen (Babil, Baghdad, Karbala, Maysan und The Qar) sind demnach mehr Wähler registriert gewesen als dieser Rechnung zufolge wahlberechtigt waren. In den Provinzen Diyala, Muthanna, Najaf, Qadisiyah, Sulaymaniyah und Wasit lag diese "Registrierungsquote" über 93 Prozent, in Qadisiyah sogar bei 99,43 Prozent.

Als Sonderfall kann hier die Provinz Dahuk angesehen werden, für die sich rechnerisch eine Zahl von 268.060 Wahlberechtigten ergibt. Tatsächlich wurden der IECI zufolge dort aber 429.182 Wähler registriert und 393.655 gültige Stimmen abgegeben. Zwar gab die Organisation für Nahrung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen (FAO) die Einwohnerzahl der Provinz Dahuk Anfang Dezember des vergangenen Jahres mit 817.376 an und begründete dies mit der Rückkehr kurdischer Flüchtlinge aus dem Iran, dies erscheint allerdings zumindest sehr zweifelhaft. So gab Gallup Mitte des letzten Jahres den Anteil der Bevölkerung der Provinz Dahuk an der Gesamtbevölkerung des Iraks mit 1,7 Prozent an. Dies entspräche wiederum 443.620 Menschen.

Selbst wenn die von der FAO genannte Zahl von 1.000 zurückkehrenden Flüchtlingen täglich korrekt wäre, so würde es doch über ein Jahr dauern, bis die Bevölkerung der Provinz so verdoppelt werden würde, ungeachtet der Tatsache, daß sie mit Sicherheit auch in andere kurdische Provinzen im Irak zurückkehren. Ein von Reliefweb, das zu den vereinten Nationen gehört, veröffentlichter Artikel zeigt, daß die Zahl von 1.000 Flüchtlingen vom "Irakischen Ministerium für Vertreibung und Wanderschaft" stammt. Die UN schätzte im Juni des vergangenen Jahres, daß insgesamt etwa 5.000 kurdische Familien ins Ausland geflüchtet waren und begann diese in ihre Heimat zurückzubringen. In einer Zeltstadt in dem Ort Chwarqurna lebten im Dezember 300 solcher Rückkehrer. Dabei handelte es sich um 45 Familien. Eine Familie hatte also durchschnittlich 6,7 Mitglieder, was realistisch erscheint. Bei insgesamt 5.000 Familien wären es also 33.333 Menschen - weit entfernt von der Zahl, die nötig wäre, die Bevölkerungszahl in der Provinz Dahuk zu verdoppeln.

Die rechnerische Wahlbeteiligung in der Provinz at-Tamim von 83,73 Prozent kann wiederum kaum verwundern, bedenkt man Berichte, denen zufolge zehntausende bewaffnete Kurden in die innerhalb der Provinz gelegene Stadt Kirkuk gebracht worden waren, um dort Wahllokale zu übernehmen und unrechtmäßig abzustimmen.

Die Vermutung, daß gleichartige Vorgänge in der noch nördlicheren Provinz Dahuk noch weitaus massiver stattfanden, ist hier sicherlich mehr als naheliegend.





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