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Auftragsfolter und Todesschwadrone

05.05.2005  






Wie hier bereits im Januar berichtet, dachte das Pentagon damals über die Einrichtung von Todesschwadronen im Irak, der "Salvador-Option" nach, um "gegen die Rebellen in die Offensive zu gehen".

Ein Artikel der New York Times vom Sonntag zeigt nun, daß dieser Plan damals bereits in die Tat umgesetzt war oder dies zumindest kurze Zeit später geschah.

Der Iraker General Adnan Thabit ist der Kommandeur einer Sondereinheit der "Polizei", die aus etwa 5.000 Soldaten besteht. Die von ihm mit harter Hand geführten Soldaten gehen rücksichtslos und mit äußerster Brutalität gegen alle vor, von denen sie glauben, daß es sich um "Rebellen" oder deren Sympathisanten handelt.

Thabit war es auch, der die Fernsehsendung "Terrorismus im Griff der Justiz", in der vorgebliche "Terroristen" sich vor laufender Kamera aller möglichen Verbrechen bekennen, erdachte. Anhand häufiger Verletzungen ist nur zu offensichtlich, daß sie zu diesen "Geständnissen" zuvor häufig entsprechend "motiviert" wurden.

Der Journalist Peter Maass wurde selbst mehrfach Augenzeuge, als von Männern der Einheit gefangengenommene Iraker von diesen "Polizisten" zusammengeschlagen wurden, weil sie nicht "kooperieren" wollten - oder konnten. Bemerkenswert ist hierbei auch, daß die irakische Einheit immer von einer kleineren Einheit US-Soldaten begleitet wird. Diese ziehen es aber vor, bei derartigen Mißhandlungen wegzusehen. Nach Aussage eines US-Hauptmanns werde aber darauf geachtet, daß niemand getötet wird.

"Wenn ich glaube, daß sie jemanden erschießen werden oder seinen Finger abschneiden oder eine andere Art bleibender Verletzung machen wollen, werde ich sie sofort stoppen", so Hauptmann Jeff Bennett. "Als Amerikaner werden wir das nicht geschehen lassen. Was das Treten von Leuten angeht, das machen sie die ganze Zeit, Schläge und solche Sachen."

"Man hat nur eine gewisse Zahl Möglichkeiten, einzugreifen und ich muß mein Einmischen dafür aufheben, wenn die Gefahr gesteht, daß die Grenze überschritten wird", so Bennett weiter. Zumindest würden sie den "irakischen Polizisten" allerdings zeigen, daß sie nicht einverstanden seien, auch wenn sie nichts sagten. "Sie wissen, daß wir es nicht genießen. Wir sind halt so 'OK, jetzt geht das schon wieder los.'" Es ist kaum anzunehmen, daß ein solches Verhalten geeignet ist, Übergriffe zu verhindern.

In einem anderen Fall beobachtete der Journalist, wie ein irakischer Hauptmann drohte, den Sohn eines Verdächtigen zu erschießen. Nur wenige Meter von dem 20-Jährigen entfernt entsicherte der Hauptmann sein AK-47 Sturmgewehr, richtete es auf ihn und brüllte ihn an, er solle endlich verraten, wo sein Vater sei. Zuvor war er offenbar bereits zusammengeschlagen worden.

"Ich schwöre ihnen, obwohl sie mich nicht aufgefordert haben, einen Eid zu leisten, statt all diese Schläge zu ertragen würde ich es ihnen sagen, wenn ich es wüßte", so der Sohn, offenbar in Todesangst.

An dieser Stelle schritt ein US-Offizier, der bisher wiederum tatenlos in unmittelbarer Nähe gestanden hatte ein und senkte den Lauf der Waffe des Irakers zu Boden.

Später sprach US-Leutnant Andrew Johansen mit US-Major Robert Rooker, der die Waffe des Irakers gesenkt hatte. "Sie gehen nicht auf unsere Art vor, das ist verdammt sicher", so Johansen. "Wir müssen zu den Leuten nett sein."

"Ich glaube, es war nur, um ihn zum Reden zu bringen", sagte Rooker. "Aber für den Bruchteil einer Sekunde wußte ich das nicht. Ich dachte, der Typ würde ihn plattmachen."

Auch die Bilder, die Maass in dem von der irakischen Einheit betriebenen Gefängnis in Samarra sah, belegen ein weiteres Mal deren Brutalität, aber auch die Tatsache, daß die US-Soldaten diese geflissentlich übersehen.

In einem Raum sah er etwa 100 Gefangene mit auf den Rücken gefesselten Händen auf dem Boden sitzen, die meisten hatten verbundene Augen. Außerhalb des Raums wurde gerade ein auf dem Boden sitzender Gefangener von einer Wache geschlagen und getreten, während Maass in Begleitung von US-Soldaten vorbeiging. Als sie in einen Raum hineingingen, wurde gerade ein Gefangener mit blutender Nase herausgeführt. An der Seite eines der Schreibtische lief Blut herunter.

Ein saudischer Gefangener sagte im "Interview", er werde dort gut behandelt und der Verband an seinem Kopf rühre nur von einer Verletzung her, die er sich bei einem Autounfall bei der Flucht zugezogen habe. Nur wenige Minuten später übertönten von draußen kommende Schreie das Interview.

Die Aussage eines Mitarbeiters der US-Spionageabwehr, der in dem Gefängnis arbeitet, daß US-Soldaten bei 90 Prozent der Verhöre anwesend seien und bisher keine Mißhandlungen beobachtet hätten, bringt auch Maass zu der Frage, was angesichts der von US-Soldaten tatenlos beobachteten Schläge von diesen denn als "Mißhandlung" betrachtet wird und was passiert, wenn sie nicht anwesend sind.

Als er am Abend in der Messe aß, hörte er, wie ein US-Soldat einem anderen erzählte, er habe einen Syrer gesehen, der an Armen und Beinen an der Decke hing. Hierauf angesprochen, verweigerte der Soldat jede weitere Aussage. Später sprach Maass einen dort arbeitenden irakischen Übersetzer an und fragte ihn, ob der Syrer wie der Saudi "kooperiere".

"Nein, aber er wird", antwortete der Übersetzer grinsend.

Mehrfach hörte der Journalist in dem Gefängnis auch Schüsse.

Tatsächlich stellt sich zweifellos auch die Frage, inwieweit die US-Soldaten überhaupt gegen von ihren "irakischen Kameraden" begangene Folter und Morde einschreiten, wenn kein Journalist sie dabei beobachtet.

Der führende "Berater" der Einheit hat selbst bereits langjährige Erfahrungen mit dem Einsatz von Todesschwadronen gemacht. James Steele hatte schon in den 80er Jahren in El Salvador für das US-Militär eine Sondereinheit geleitet, die die dortigen Todesschwadrone der Regierung "beriet".

In dem 12 Jahre andauernden Kampf der rechten Regierung gegen die linke Guerilla wurden mindestens 70.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten und die meisten durch eben diese Todesschwadrone der von den USA mit hunderten Millionen US-Dollar unterstützten Regierung.

Zu den Verbrechen der dortigen Paramilitärs gehörten einem Amnesty International-Bericht aus dem Jahre 2001 zufolge "außergerichtliche Hinrichtungen, andere illegale Tötungen, 'Verschwindenlassen' und Folter ... Ganze Dörfer wurden von den Streitkräften angegriffen und ihre Bewohner massakriert."

Aber auch im "irakischen Innenministerium", dem die Einheit offiziell unterstellt ist, arbeitet ein "Berater" der USA mit einer ähnlichen Vergangenheit. Steve Casteel war lange Jahre an dem von den USA ebenfalls mit "harten Bandagen" geführten "Drogenkrieg" in Mittel- und Südamerika beteiligt.

Es scheint nur zu offensichtlich, daß das US-Militär und die US-Regierung die Folterung und die Ermordung von Gefangenen - nachdem die Bilder folternder US-Soldaten um die Welt gingen und einen Sturm der Entrüstung auslösten - nun als "Auftragsarbeit" erledigen lassen.





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