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Die Toten und die Untoten...

Bomben in Baghdad

19.05.2005  


Riverbend




Sie stand in dem überfüllten Raum, während ihre Herde von Lakaien sie umringte... Ein wirrer Haufen, der versuchte, näher an ihre Aura des Bösen zu gelangen. Die Lichter blitzten auf ihren Eckzähnen als ihre bösartigen Lippen sich zu einer Grimasse verzogen. Es sollte ein Lächeln sein, aber es erreichte nicht ihre kalten, leblosen Augen. Es war ein Grinsen - das Grinsen der Untoten vor einer Fütterung...

Das Obige war keine Szene aus "Buffy - Im Bann der Dämonen" - es war nur Condi Rice vor einem Tag im Irak. Zuhause nennen wir sie liebevoll "Die Vampirin". Sie ist ein riesiger Gegensatz zu Bush - er sieht einfach dümmlich aus. Sie auf der anderen Seite sieht abgrundtief böse aus.

Die letzten beiden Wochen waren gewalttätig. Die Zahl der Explosionen allein in Baghdad ist beängstigend. Es gab auch mehrere Ermordungen - Leichen wurden hier und da gefunden. Es ist irgendwie beunruhigend zu wissen, daß Leichen an den unerwartetsten Orten gefunden werden. Viele Leute sagen einem, daß es nicht länger klug ist, Fische aus dem Fluß zu essen, weil sie sich von den menschlichen Überresten, die in den Fluß geworfen worden sind, ernährt haben. Allein dieser Gedanke hat mich mehr als eine Nacht nicht schlafen lassen. Es ist fast, als hätte sich Baghdad in einen riesigen Friedhof verwandelt.

Die letzten Leichen waren jene einiger sunnitischer und shiitischer Geistlicher - mehrere von ihnen sehr bekannte. Die Menschen sind geduldig und man ist sich einig, daß diese Morde begangen werden, um einen Bürgerkrieg zu provozieren. Ebenfalls beunruhigend ist die Tatsache, daß wir von Leuten hören, die von den (irakischen) Sicherheitskräften verhaftet werden und dann Tage später tot aufgefunden werden - als die neue irakische Regierung kürzlich beschloß, die Todesstrafe wieder einzuführen, hatten sie augenscheinlich etwas anderes im Sinn.

Aber zurück zu den Explosionen. Eine der größeren Explosionen war in einem Ma'moun genannten Bezirk, eine Mittelklasse-Gegend im Westen Baghdads. Es ist eine verhältnismäßig ruhige Wohngegend mit Läden, die den Grundbedarf und etwas mehr verkaufen. Es passierte am Morgen, als die Geschäfte geöffnet wurden, und es passierte genau vor einer Schlachterei. Unmittelbar danach hörten wir, daß ein in einem Haus direkt bei dem Ort der Explosion lebender Mann von den Amerikanern weggebracht wurde, weil er angeblich nach der Explosion auf ein Mitglied der irakischen Nationalgarde geschossen hatte.

Ich habe nicht viel über die Geschichte nachgedacht - nichts daran war besonders: eine Explosion und ein Scharfschütze - kaum ungewöhnlich. Die interessanten Informationen begannen einige Tage später zu kursieren. Leute aus der Gegend behaupten, der Mann sei nicht mitgenommen worden, weil er auf irgendjemand geschossen habe, sondern weil er zuviel über die Bombe wußte. Gerüchten zufolge sah er in der Gegend eine amerikanische Patrouille, die Minuten vor der Explosion am Standort der Bombe anhielt. Kurz nachdem sie wegfuhren explodierte die Bombe und Chaos folgte. Er lief aus seinem Haus und rief den Nachbarn und Passanten zu, daß die Amerikaner die Bombe entweder gelegt oder sie gesehen und nichts unternommen hatten. Er wurde unverzüglich weggebracht.

Die Bomben sind rätselhaft. Einige von ihnen explodieren inmitten der Nationalgarde oder in der Nähe amerikanischer Soldaten oder irakischer Polizisten und andere explodieren neben Moscheen, Kirchen oder inmitten von Basaren. Eine Sache, die uns an den Berichten über diese Bomben überrascht, ist, daß sie unvermeidlich mit Selbstmordbombern in Verbindung gebracht werden. In Wirklichkeit handelt es sich bei einigen dieser Bomben nicht um Selbstmordbomben - es sind Autobomben, die entweder ferngezündet werden oder vielleicht Zeitbomben. Wir wissen nur, daß die Techniken unterschiedlich sind und offensichtlich ebenso auch die Absichten. Einige sagen, es wäre der Widerstand. Einige sagen, Chalabi und seine Gangster seien für einen Teil von ihnen verantwortlich. Andere beschuldigen den Iran und die SCIRI-Miliz Badr.

In jedem Fall sind sie furchteinflößend. Wenn man dicht genug ist, ist das erste Geräusch eine ohrenzerreißende Explosion und dann folgen Geräusche eines Regens von Glas, Schrapnells und anderen scharfen Dingen. Dann beginnt das Heulen - das schrille mechanische Heulen eines gelegentlichen Krankenwagens kombiniert mit dem Heulen der Autoalarmanlagen nahestehender Fahrzeuge und schließlich das Heulen der Menschen, die versuchen, ihre Toten und Sterbenden aus den Trümmern zu bergen.

Vorgestern fiel eine Bombe auf die Mustansiriya-Universität - Khalid schreibt darüber in seinem Blog.

Wir haben die Proteste wegen des Newsweek-Artikels mit Interesse verfolgt. Ich bin nicht überrascht von dem Ergebnis der Proteste - den tausenden Muslimen, die wütend wegen der Schändung des Korans sind. Was mich überraschte war der gemeinschaftliche Schock, der die islamische Welt wie ein Schlag ins Gesicht getroffen zu haben scheint. Wie kann das schockieren? Es ist äußerst schrecklich und aufwühlend - aber wieso schockierend? Nach dem, was in Abu Ghurayb und anderen irakischen Gefängnissen passierte, wieso ist dies erstaunlich? Amerikanische Wärter in Afghanistan und im Irak haben wenig Respekt für menschliches Leben und Würde gezeigt - warum sollte man von ihnen erwarten, ein heiliges Buch zu respektieren?

Jetzt hat Newsweek die Meldung zurückgezogen - offenbar auf Druck des Weißen Hauses. Ist es wahr? Wahrscheinlich? Wir haben in den vergangenen zwei Jahren im Irak genügend eklatante Mißachtung und Verachtung des Islam gesehen, um die Meldung sehr plausibel klingen zu lassen. Täglich werden Moscheen gestürmt, Geistliche mit Säcken über dem Kopf weggeschleift. Vor mehreren Monaten wurde die Welt Augenzeuge der Hinrichtung eines unbewaffneten irakischen Gefangenen in einer Moschee. Ist dieses letzte wirklich so überraschend?

Gefangene, die nach Wochen oder Monaten im Gefängnis zurückkommen, sprechen davon, daß sie gezwungen wurde, Schweinefleisch zu essen, nicht beten durften, Hunden ausgesetzt wurden, erlebten, wie der Islam beleidigt wurde und allgemein behandelt wurden, wie in einem kleinen Käfig gefangene Tiere. Letztlich geht es nicht um Worte oder heilige Bücher oder Schweinefleisch oder Hunde oder irgendetwas davon. Es geht darum, was diese Dinge auf einer persönlichen Ebene symbolisieren. Es ist empörend zu sehen, wie für uns heilige Gegenstände erniedrigt und entwertet werden von Ausländern, die den Drang verspürten, tausende von Kilometern zu reisen, um dies zu tun. Das soll nicht heißen, daß alle Soldaten den Islam verachten - einige von ihnen scheinen ernsthaft unsere Ansichten verstehen zu wollen. Es scheint, daß die Menschen an der Macht entschieden haben, Erniedrigung und Demütigung zu Grundsätzen zu machen.

Durch solche Taten wird der Krieg auf eine andere Ebene gebracht - es ist nicht länger ein Krieg gegen Terrorismus oder Terroristen - es ist, ziemlich einfach, ein Krieg gegen den Islam und selbst weltliche Muslime werden gezwungen, Partei zu ergreifen.





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