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Zensur

USA üben Druck auf Medien aus

24.06.2005  


Dahr Jamail




Endlich hat die Gipfelversammlung des Welttribunals zum Irak begonnen. Als ein aussagender Zeuge werde ich wie auch die anderen Zeugen von vielen Medien interviewt. Heute waren es unter anderem Reportern einer der größeren Zeitungen in der Türkei, der Yeni Safak.

Ich werde die Namen der Reporter weglassen aus Gründen, die bald offensichtlich sein werden.

Die Zeitung hat zahlreiche meiner Artikel ins Türkische übersetzt und gedruckt, insbesondere jene über das letzte Massaker in Fallujah. Der Reporter, der mich heute interviewte, sagte mir, daß der frühere amerikanische Botschafter hier, Eric Edelman, den Premierminister der Türkei aufgefordert hat, Druck auf die Zeitung auszuüben, nicht so viele meiner Berichte zu veröffentlichen.

"Warum hat er das getan", fragte ich ihn.

"Edelman sagte, es wären die falschen Nachrichten", antwortete er mit einem Lächeln.

Es stellte sich heraus, daß Edelman auch gefordert hatte, daß Artikel von Robert Fisk und Naomi Klein in Yeni Safak ebenfalls nicht mehr so häufig erscheinen.

Er lächelte mich an, während er zusah, wie sich die Zahnräder in meinem Kopf drehten, bis ich zurücklächelte und sagte: "Das macht mich sehr glücklich, da es bedeutet, daß ich meine Arbeit als Journalist mache."

Wir lachten herzlich zusammen, wie auch alle anderen an dem Tisch.

Das erinnert mich an die stumpfen Drohbriefe, die ich manchmal erhalte - die Bestätigung, daß ich meine Arbeit mache - sie bringen mich immer zum Lächeln.

Die amerikanische Regierung setzt also andere Länder unter Druck, ihre Nachrichten zu zensieren. Abgesehen von der Tatsache, daß dies der Gipfel der Arroganz der Vereinigten Staaten ist, macht dies außerordentlich klar, warum so viele Amerikaner, die sich bei ihren Nachrichten auf Medienunternehmen verlassen, weiterhin so falschinformiert/uninformiert über das sind, was im Irak vorgeht. Wenn die amerikanische Regierung versucht, die Nachrichten im Ausland zu zensieren, kann man sich vorstellen, was sie im eigenen Land machen.

Weil Leute wie Edelman nicht wollen, daß die Bürger der Vereinigten Staaten wissen, daß Vorfälle wie das Massaker in Fallujah oder die Greueltaten in Abu Ghurayb keine Einzelfälle sind.

Leute wie Edelman wollen nicht, daß die Menschen wissen, was mir eine meiner Quellen in Baquba heute erzählt hat.

Hier seine E-Mail:

"Nahe der Stadt Buhrez, 5 Kilometer südlich von Baquba, wurden kürzlich zwei Humvees der amerikanischen Soldaten zerstört. Amerikansiche und irakische Soldaten kamen danach in die Stadt und kappten alle Telephonleitungen, stellten die Wasserversorgung ab, verhinderten die Lieferung von Medikamenten in die Stadt und sagten den Bewohnern der Stadt, daß das Embargo andauern würde, bis sie ihnen die 'Terroristen' bringen würden."

Das Embargo besteht nun seit einer Woche. Weiter schrieb er:

"Die Amerikaner lassen immer noch niemanden und keine Medikamente oder Waren nach Buhrez und sie lassen auch keine Leute heraus. Selbst die Anhänger al-Sadrs, die einige Hilfe für die Menschen in der Stadt organisiert hatten (Wasser, Nahrung, Medikamente), werden nicht in die Stadt hineingelassen. Selbst Journalisten können nicht in die Stadt hinein um darüber zu berichten und die Lage ist sehr schlimm. Die Amerikaner fordern die Menschen in der Stadt weiterhin auf, ihnen die Leute, die für die Zerstörung der beiden Humvees auf der anderen Seite der Stadt verantwortlich sind, zu bringen, aber natürlich wissen die Menschen in der Stadt nicht, wer den Angriff durchgeführt hat."

Leute wie Edelman wollen auch nicht, daß die Menschen von den kürzlichen US-Angriffen in al-Qa'im und Haditha wissen. Angriffe, die von Irakern als ebenso schlimm wie das Massaker von Fallujah beschrieben werden.

Bezüglich Haditha und al-Qa'im sandte mir ein irakischer Arzt gestern eine E-Mail:

"Hören Sie mir zu... wir haben Verbrechen im Westen des Landes mitangesehen, was die Bastarde in Haditha und al-Qa'im getan haben. Es war ein Verbrechen, ein wirklich großes Verbrechen, daß wir an diesen Orten und kürzlich auch in Fallujah mitangesehen und gefilmt haben. Wir brauchen im Westen des Landes viel Hilfe. Unsere Ärzte brauchen dringend Hilfe. Bitte, die ist eine DRINGENDE Bitte um humanitäre Hilfe aus den Krankenhäusern im Westen des Landes. Wir haben starke Beweise, wie die Amerikaner eines unserer Krankenhäuser zerstörten, wie sie das ganze Lager für Medikamente im Westen des Landes niederbrannten und wie sie einen Patienten in der Krankenstation töteten... wie sie uns daran hinderten, den Menschen in al-Qa'im zu helfen. Dies ist eine DRINGENDE humanitäre Bitte. Die Krankenhäuser im Westen des Iraks bitten dringend um Hilfe... wir befinden uns in einer großen humanitären medizinischen Katastrophe..."

Leute wie Edelman wollen nicht, daß die Öffentlichkeit weiß, daß die gleichen Strategien, die vom US-Militär in Fallujah angewandt wurden - die Verteilung von Scharfschützen über die ganze Stadt, die auf alles schießen, das sich bewegt, das Feuern auf Krankenwagen, die Verhinderung medizinischer Versorgung oder die Massenverhaftung unschuldiger Zivilisten - auch anderswo eingesetzt werden.

Letztlich ist Fallujah unsere Vorlage. Fallujah ist unser Guernica. Und jetzt können Haditha und al-Qa'im der Liste hinzugefügt werden, während Baquba und Buhrez noch am vergehen sind.





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