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Das falsche Opfer

US-Soldaten erschießen Cousin von "irakischem UN-Botschafter"

02.07.2005  






Am Samstag berichtete AP, daß der "irakische UN-Botschafter" Samir al-Sumaidaie sich gegenüber Freunden und auch der UN-Botschafterin der USA, Anne Patterson, darüber beklagt hat, daß US-Soldaten einen seiner Cousins "kaltblütig" ermordet hätten.

Einer an Freunde gerichteten E-Mail al-Sumaidaies zufolge wurde sein 21-jähriger Cousin Mohammed al-Sumaidaie von US-Soldaten am 25. Juni erschossen, als sie das Haus seiner Familie in dem Dorf Al-Shaikh Hadid durchsuchten. Mohammed, der in Baghdad Ingenieurswesen studierte, war zu dem Zeitpunkt zu Besuch seiner Familie. Als US-Soldaten, die in der Gegend Hausdurchsuchungen durchführten, an die Tür des Hauses klopften, öffnete er.

Etwa 10 US-Marines und ein anscheinend ägyptischer Übersetzer standen ihm gegenüber. Die US-Soldaten fragten, ob es in dem Haus Waffen gäbe und er antwortete, es gäbe nur ein Gewehr, das außerdem nur mit Platzpatronen geladen sei. Dann führte er einige der Soldaten ins Schlafzimmer seines Vaters, wo das Gewehr aufbewahrt wurde. Sein Vater, der Rektor der örtlichen Schule, war zu diesem Zeitpunkt bei der Arbeit.

Kurze Zeit später hörten seine Mutter und seine Geschwister einen dumpfen Schlag, waren aber nicht besorgt, da sie nichts zu verbergen hatten und "glaubten, nichts zu befürchten zu haben". Später wurde dann allerdings sein jüngerer Bruder Ali von einem US-Soldaten an den Haaren in den Flur gezerrt und geschlagen. Seine Mutter begann zu schluchzen. Ein US-Marine ging dann hinaus, kehrte mit einer Kamera zurück und ging in das Schlafzimmer. Nach einer Zeit ging die Familie dem Befehl der Soldaten folgend auf die Veranda und wartete dort.

Als die Soldaten über eine Stunde später das Haus verließen fragte der Übersetzer die Mutter auf Arabisch, ob derjenige im Haus ihr Sohn sei. Als sie "Ja" antwortete, sagte der Übersetzer "Sie haben ihn getötet", so al-Sumaidaie.

"Die Mutter entließ vor Schmerz einen ohrenbetäubenden Schrei, aber die Marines grinsten einander an, als sie gingen", schrieb er. "Im Schlafzimmer wurde Mohammed tot und in einer geronnenen Lache seines Blutes gefunden. Eine einzelne Kugel hatte sein Genick durchbohrt."

Richard Grenell, ein Sprecher der UN-Botschaft bei den Vereinten Nationen, bestätigte, daß Patterson einen Anruf al-Sumaidaies erhalten hat und daß sie "ihr tiefempfundenes Beileid wegen seiner schrecklichen Situation ausgedrückt hat und Kontakt mit hochrangigen Beamten des Außenministeriums und des Pentagons aufgenommen hat, um die Angelegenheit unverzüglich zu überprüfen."

Das US-Militär seinerseits schrieb in einer Erklärung, daß "die in den Vorwürfen beschriebenen Ereignisse grob zu einem Vorfall passen, in den Koalitionsstreitkräfte an dem Tag in der Gegend verwickelt waren; daher ist eine militärische Untersuchung eingeleitet worden."

Würde es sich nicht ausgerechnet um den Cousin al-Sumaidaies handeln, ist kaum anzunehmen, daß in diesem Fall anders verfahren würde wie bei den unzähligen identischen Vorwürfen irakischer Familien in der Vergangenheit: mit völliger Mißachtung.

Tatsächlich scheint auch al-Sumaidaie nun entsprechende Ahnungen zu haben.

So schrieb er in der E-Mail weiter, daß "ein schweres Verbrechen begangen wurde - ein Verbrechen, daß überall in Al-Anbar wiederholt werden könnte".





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