Am Montag strahlte die britische BBC das erste Interview des irakischen Geistlichen Muqtada al-Sadr mit "westlichen" Medien aus. Darin erklärte er den irakischen Widerstand gegen die Besatzer ausdrücklich für "rechtmäßig". "Widerstand ist auf allen Ebenen rechtmäßig, sei es religiös, intellektuell und so weiter", so al-Sadr. "Der erste, der das zugeben würde, ist der sogenannte amerikanische Präsident Bush, der sagte 'wenn mein Land besetzt ist, werde ich kämpfen'." "Die Besatzung selbst ist das Problem. Daß der Irak nicht unabhängig ist, ist das Problem. Und die anderen Probleme kommen daher - von Sektiererei bis Bürgerkrieg", sagte er. "Die gesamte amerikanische Anwesenheit verursacht dies." Trotz dieser anscheinend eindeutigen Aussagen und entgegen seines früheren Standpunktes sprach er sich aber auch gegen Gewalt aus. So zeigte er sich überzeugt, daß "Amerika nicht die Konfrontation will". "Also rufe ich die anderen Seiten wie die irakische Armee und die irakische Polizei auf, sich in Zurückhaltung gegenüber irakischen Menschen zu üben und sich nicht gegen sie oder die Besatzungskräfte provozieren zu lassen, da dies nicht im Interesse des Iraks ist", so al-Sadr. "Ich rufe auch das irakische Volk auf, sich zurückzuhalten und sich nicht in die Pläne des Westens oder der Besatzung, die sie provozieren wollen, verwickeln zu lassen." Es ist offensichtlich, daß er sich hier bemüht, eine Spaltung der irakischen Gesellschaft zu verhindern. Daß er, der er in der Vergangenheit sogar selbst seine Jaish al-Mahdi (al-Mahdi-Armee) in den Kampf gegen die Besatzer geschickt hatte, nun "Zurückhaltung" fordert, ist sicherlich bemerkenswert. Über die Hintergründe hierfür kann derzeit nur spekuliert werden, es scheint aber klar, daß er befürchtet, daß es im Irak aufgrund der wachsenden Spannungen zum Ausbruch eines Bürgerkrieges kommen könnte. Möglicherweise versuchte er aber auch nur - zumindest gegenüber dem "Westen" - seinen Ruf als "Hitzkopf" loszuwerden. Eine weitere Aussage al-Sadrs stützt die Vermutung, daß er sich so eine Verbesserung seiner Position nach einem Ende der Besatzung erhofft. "Ich werde mich persönlich nicht einmischen. Ich sage, daß unsere Verfassung der Koran und die Sunnah sind und ich lehne jegliche politische Rolle ab, solange die Besatzung existiert", sagte er. Dabei würde er allerdings außer acht lassen, daß ein Ende der Besatzung bestenfalls in weiter Ferne liegt. Letztlich bleibt abzuwarten, welche Position al-Sadr hinsichtlich der Besatzung und des Widerstandes gegenüber seinen Anhängern selbst in Zukunft einnehmen wird. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: EMail |