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"Das ist Barbarei"

Guantánamo-Gefangener durch Folter im Rollstuhl

22.08.2005  






Bereits am 13. August veröffentlichte die Washington Post einen Artikel, der, sollten die Vorwürfe den Tatsachen entsprechen, ein weiteres Mal die brutale Folterung von Gefangenen durch US-Soldaten belegen würde. Aufgrund zahlreicher weiterer solcher Berichte erscheinen seine Vorwürfe äußerst glaubhaft.

Als der heute 49 Jahre alte Sami al-Laithi in das US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba gebracht wurde, weil die USA ihm vorwarfen, ein "feindlicher Kämpfer" der Taliban zu sein, konnte er gehen. Jetzt, dreieinhalb Jahre später, glaubt das US-Militär ihm, daß er nur ein Englischlehrer ist, der nur versehentlich von US-Soldaten in Afghanistan gefangengenommen worden ist. Jetzt sitzt er im Rollstuhl, weil zwei seiner Rückenwirbel gebrochen sind.

Dies wurde nach Angaben des gebürtigen Ägypters durch Folterungen von US-Soldaten verursacht. Kürzlich freigegebenen Akten über Aussagen al-Laithis gegenüber seinem Anwalt Clive A. Stafford Smith zufolge berichtete er von den folgenschweren Folterungen.

"Einmal stampften sie auf meinen Rücken", so al-Laithi. "Ein Militärpolizist warf mich auf den Boden und sie hoben mich hoch und warfen mich wieder zu Boden. Ein Arzt sagte, daß ich zwei gebrochene Rückenwirbel habe und daß ich Gefahr laufe, gelähmt zu werden, wenn das Rückenmark weiter verletzt wird." Nach seinen Angaben wurde auch sein Genick dauerhaft verletzt, weil sein Kopf mehrfach gewaltsam auf seine Knie gedrückt wurde. Außerdem sei ihm als "Vorbereitung" für eine medizinische Untersuchung ein großer Gegenstand in seinen After geschoben worden sein.

"Ich weiß, daß den meisten Gefangenen von Amerikanern Finger in den After gesteckt worden sind, aber bei mir war es viel schlimmer - sie steckten irgendein Ding in mein Rektum", schrieb er. "Es war sehr schmerzhaft."

"Das ist Barbarei", so al-Laithi über die Folterungen. "Warum, selbst wenn ich schuldig wäre, würden sie das tun?"

"Ich habe ständig Schmerzen", fuhr er fort. "Ich würde lieber lebendig begraben werden als weiterhin so wie jetzt behandelt zu werden. Zumindest würde ich weniger leiden und sterben."

Das US-Militär bestreitet nicht, daß al-Laithi gehen konnte, als er nach Guantánamo kam und nun einen Rollstuhl benötigt. Ein Sprecher des Gefangenenlagers behauptete allerdings im vergangenen Monat seinem Anwalt gegenüber nach dessen Aussage, daß dies allein durch eine degenerative Erkrankung verursacht worden sei. Auf eine offizielle Anfrage wollte ein Sprecher nicht konkret antworten, sondern sagte, es würde ein "sicherer, menschlicher und qualifizierter Gefängnisbetrieb betrieben".

Den Plänen des US-Militärs zufolge muß al-Laithi in Zukunft mit weiteren, noch schwereren Folterungen rechnen, da er in sein Heimatland Ägypten abgeschoben werden könnte. Bereits im Mai hatte ein Militärtribunal geurteilt, daß es sich bei ihm nicht um einen "feindlichen Kämpfer" handelte. Er wird weiterhin in Guantánamo gefangengehalten, bis entschieden ist, in welches Land er geschickt werden wird. Sollte al-Laithi, wie ihn verhörende Beamte ihm gegenüber andeuteten, nach Ägypten, von wo er vor 17 Jahren geflohen war, geschickt werden, so befürchtet er, dort erneut inhaftiert und gefoltert zu werden, weil er damals Wahlen als gefälscht kritisiert hatte.

Jurmana Musa, eine Sprecherin von Amnesty International, bezeichnete kürzlich Pläne, Gefangene nach Ägypten zu schicken als skrupellos.

"Sie haben sie lieber in einem Land inhaftiert, wo man nie wieder etwas von ihren hören wird", sagte sie. "Es scheinen Bemühungen zu sein, sie daran zu hindern zu klagen und ihre Fälle und Behauptungen geheimzuhalten."





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