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Der Systemfehler

Wird die Albanien-Koalition immer mehr Islamisten produzieren?

30.09.2005  


Yavuz Özoguz




Einiges deutet darauf hin, daß es in Deutschland zu einer schwarz-roten Koalition kommen könnte. Da es üblich geworden ist, derart gefärbte Koalitionen mit den farblich entsprechenden Staatsflaggen zu bezeichnen, handelt es sich hier wohl um eine Albanien-Koalition. Dabei ist es sicherlich nur Zufall, daß die neue Koalition die Farben des ärmsten Landes Europas trägt.

Albanien ist das erste und ehemals einzige europäische Land (noch lange bevor es Bosnien gab), mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, auch wenn einige Albaner das vergessen hatten. Aber was hat das Land, dessen Flagge die Farben der zukünftigen Koalition in Deutschland trägt mit Islamisten in Deutschland zu tun?

Die Antwort darauf ist etwas komplexer. Wir bekommen also eine albanische Koalition. Der Grund liegt nicht nur in der heillosen Spaltung des Landes, sondern auch in der Konzeptlosigkeit, die anstehenden extremen Probleme zu lösen. Und die sind gewaltig, wie man erst in dieser Woche wieder deutlich zu spüren bekommen hat. Der echte deutsche Daimler baut kräftig Arbeitsplätze ab und der echte deutsche Volkswagen baut kräftig Arbeiterrechte und Gehälter ab. Die Konzerne verbuchen Rekordgewinne und das Land sowie die Bürger werden immer ärmer, immer verschuldeter und die Schulden immer zinslastiger. Immer mehr Menschen rutschen in die Armut, immer weniger Kinder künden von einer düsteren Zukunft und immer mehr Ältere sind Vorboten für einen Zusammenbruch der Sozialsysteme.

Aber der Raubtierkapitalismus kennt keine soziale Komponente. Er kennt nur die Drohung mit Globalisierung und das Ziel der Renditeoptimierung, auch auf Kosten von Menschen. Die Inflation nimmt weltweit zu, der oberste Währungshüter der privatisierten Weltwährung gibt bekannt, die Kontrolle über die Geldentwicklung verloren zu haben, und die USA greifen in einer von vielen Nöten, die sie nicht zugeben wollen, schon wieder auf strategische Ölreserven zurück. Während der deutsche Bürger über eine 30-prozentige Steigerung seiner Heizkosten klagt, wird der US-Bürger die Verdoppelung hinnehmen müssen.

Und obwohl jeder Ökonom obige Liste sowohl für Deutschland als auch global fast unendlich fortsetzen könnte, und obwohl es inzwischen vielen dämmert, daß der Kapitalismus einen Konstruktionsfehler in seinen Fundamenten haben könnte, der nicht nur sich selbst sondern viele unschuldige Menschen in der Welt zerstören wird, wagt dies dennoch kaum jemand offen auszusprechen. Selbst die Gefahr eines bevorstehenden Zusammenbruchs der Weltwirtschaftssysteme scheint kaum jemanden zu interessieren; die Börsen boomen ja!

Die Folge am Beispiel Deutschlands ist eine zunehmende Last für die Bevölkerung bei zunehmendem Reichtum der Wirtschaft. Jede Kassiererin im kleinen Supermarkt zahlt mehr Steuern als viele der großen Konzerne, die zudem auch noch die Fördergelder beziehungsweise Subventionen kassieren, von denen die Kassiererin nur träumen kann.

Und in solch einer Lage bedarf es eines Sündenbocks! Noch nie ist ein Imperium, eine Weltmacht, eine Besatzungsmacht oder ein sonstiges unterdrückerisches System in sich zusammengebrochen, ohne daß es einen Sündenbock gab. Aber zusammengebrochen sind sie alle, früher oder später. Und jener Sündenbock wird daher seit Jahren systematisch aufgebaut: Die Islamisten!

Zwar sagt man immer, daß der zunehmende Haß sich nicht gegen den Islam und die Muslime richtet, sondern "nur" gegen Islamisten, wobei niemand so genau weiß, was das eigentlich ist, aber letztendlich ist das ohnehin pure Heuchelei. Es richtet sich gegen jeden praktizierenden Muslim, in erster Linie, und dann gegen jeden, der - obwohl er nicht praktiziert - sich zumindest noch als Muslim fühlt.

Man braucht einen Sündenbock - in Zukunft noch viel mehr als heute - und der wird systematisch "vorgestellt". Letzte Woche gab es in Hessen einige Razzien gegen ausländische Schwerverbrecher, die unter anderem mit Drogen gehandelt haben sollen, und es wurde behauptet, daß es "Islamisten" waren. Nun weiß eigentlich jeder Bundesbürger, selbst diejenigen, die Muslime hassen, und sogar selbst die Sicherheitsbehörden, daß praktizierende Muslime, oder "Islamisten" jegliche Art von Drogen verachten (auch Alkohol) und es ihnen strengstens verboten ist, damit in Kontakt zu kommen oder gar Handel damit zu treiben! Jegliche Einnahmen aus solchen Geschäften sind unrein, verboten und bringen nur Unglück; das zumindest glaubt ein Muslim! Und das sollte auch jeder wissen, selbst die Journalisten, die jene Schlagzeilen verbreitet haben, daß "Islamisten" mit Drogen gehandelt hätten. Tatsächlich waren es wahrscheinlich irgendwelche ausländischen kriminelle Drogendealer und es "paßte" eben gut, den "Islamisten" dahinter zu präsentieren.

Machen wir uns darauf gefaßt, daß morgen auch Mörder, Zuhälter, Banden, welche die Kinderprostitution organisieren (nicht nur für Prominente), Erpresser, Vergewaltiger und weitere abscheuliche Täter von übelsten Verbrechen allesamt als "Islamisten" dargestellt werden. Man wird schon irgendeinen "geeigneten" Grund dafür finden, warum Islamisten vergewaltigen "mußten", wahrscheinlich aus "islamistischen" Motiven; dem Erfindungsreichtum hiesiger Mainstream-Journalisten sind diesbezüglich kaum Grenzen gesetzt und notfalls wird ein "Islamexperte" irgendeinen Vers aus dem Heiligen Koran schon geeignet interpretieren. Zuerst wird es die inländischen Bürger mit Migrationsherkunft treffen, was ja ohnehin schon der Fall ist. Dann diejenigen, die sie schützen wollen - selbst wenn sie selbst gar keine Muslime sind. Und irgendwann ist die Bahn auch frei für Kampfeinsätze der Bundeswehr im Irak, im Iran und überall, wo Ressourcen für die zivilisierte Menschheit gesichert werden müssen und für den Frieden.

Aber das Leid wird nicht allein beim Sündenbock abgeladen werden können. Alle Systeme, die sich derart intensiv um ihre Sündenböcke "gekümmert" haben, haben früher oder später auch angefangen, die weißen Schafe zu schlachten! Irgendeine Sünde trägt ja schließlich jeder.

Und so wird die albanische Koalition den medialen "Islamismus" fördern müssen, um die eigene Unfähigkeit zur Lösung von unlösbaren Problemen zu vertuschen. Denn sie wird kaum zugeben, daß ein Systemfehler vorliegt.

Es gibt nur eine einzige Chance, diesem echten Teufelskreis zu entrinnen: Und die besteht darin zu erkennen, daß ein System, das ohne Wachstum nicht existieren kann, einen gravierenden Konstruktionsfehler hat. Erkennt man jenen Konstruktionsfehler, dann kann man versuchen, eine bessere Konstruktion aufzubauen, selbst wenn das Fundament teilweise korrigiert werden muß.

Das Nachkriegsdeutschland war eine Solidargemeinschaft. Und der Erfolg des Nachkriegsdeutschland bestand unter anderem auch in dieser Solidargemeinschaft! Jene Solidargemeinschaft ist aber unter den bestehenden Bedingungen des Weltkapitalismus nicht mehr aufrechtzuerhalten, und daher sprechen so viele Politiker nur noch von der "Verantwortung des Einzelnen", womit sie die Solidargemeinschaft aufkündigen möchten. Behinderte und Schwache bekommen es bereits heute durch entsprechende Kürzungen ihrer Lebensqualität zu spüren!

Aber nur als Solidargemeinschaft kann ein menschliches System überleben, denn nur die Solidargemeinschaft ist menschlich. Alles andere wäre ein Raubtierkapitalismus, der bei Bedarf seine eigenen Kinder ermordet!

Die albanische Koalition könnte - ganz im Gegensatz zu der Flaggenfarbe - stark genug sein, mit Unterstützung des Volkes, einen deutschen Weg zu gehen, der sich von demjenigen der USA, dem Vorkämpfer für Raubtierkapitalismus, unterschiedet. Anderenfalls werden auch wir hier die Folgen von Heuschreckenplagen zu spüren bekommen.

Ein deutscher Weg muß sich auf seine eigenen Stärken konzentrieren, die sich nicht nur im Innovationsgeist und der Entwicklungsfähigkeit hohen Bildungsgrades der Bevölkerung widerspiegeln kann, sondern auch in einer beispiellosen Infrastruktur und einem Gemeinwohl, das nach und nach wieder gewürdigt und gefördert werden muß. Das heutige Deutschland könnte besser sein, als es seine Politiker schlechtreden, aber es müßte sich von Fesseln befreien, die es mit in den Abgrund ziehen.

Ein Deutschland, das seine Soldaten überall in die Welt sendet, hat schon einmal Unheil über die Welt gebracht, auch über Albanien! Gott bewahre uns davor.





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