Ein international vielbeachtetes Gerichtsverfahren, das nicht zuletzt aufgrund der Bestrebungen eines Nebenklägers mit größter Wahrscheinlichkeit auf die Todesstrafe hinausläuft. Eine Anklageschrift, die sich überwiegend auf die Zeugenaussagen zweier Männer stützt, aber selbst zugibt, sich über die Vertrauenswürdigkeit eines dieser Belastungszeugen nicht im Klaren zu sein. Eine bekannte Zeitschrift, die enthüllt, daß es sich bei dem zweiten Zeugen um einen mehrfach verurteilten Betrüger handelt. Eine Weltöffentlichkeit, die dies zusammen mit der Überzahl der Medien, dem Gericht, der Anklage und natürlich auch dem Nebenkläger praktisch vollständig ignoriert. Was hier so völlig absurd klingt, beschreibt die Ereignisse um den Bericht des Sonderermittlers der Vereinten Nationen, des Deutschen Detlev Mehlis. Da Mehlis sich bis heute nicht sicher ist, inwieweit er seinem ersten Zeugen, einem ehemaligen Mitglied des syrischen Geheimdienstes, der den Ermittlern unter anderem von mehreren Treffen in Damaskus berichtete, vertrauen kann, kam der zweite Zeuge, Suheir al-Sadiq, sicherlich wie gerufen. Anfang Juli meldete al-Sadiq sich telephonisch bei der Ermittlern. Bei einem Treffen im spanischen Marbella berichtete er, sein Appartement in Chalda, südlich Beiruts, sei praktisch das Hauptquartier der Verschwörung zur Ermordung Rafiq al-Hariris gewesen. Al-Sadiqs Brüder Omar und Imad ließen allerdings kaum einen Zweifel daran, daß es sich bei seinen Aussagen nur um einen weiteren Schwindel ihres Bruders handelt. "Suheir war schon immer ein Schwindler und Trickser", erzählte Imad lachend und erinnerte sich, wie sein Bruder kurz nach seiner Einberufung zur Armee desertierte oder wie er das Geld einer wohlhabenden Libanesin unterschlug, was ihm eine Gefängnisstrafe einbrachte. Anfang August rief Suheir dann seinen Bruder Imad an und war außer sich vor Freude. "Imad, ich bin jetzt Millionär. Ich werde ein berühmter Mann", sagte er damals Imad zufolge. Offenbar hat er für seine Aussagen große Geldsummen erhalten. Auch der Vermittler des Kontaktes, Rifaat al-Assad, in dessen Haus in Marbella al-Sadiq befragt wurde, ist nicht geeignet, die Glaubwürdigkeit des "Zeugen" zu stärken, handelt es sich bei ihm doch um einen seit 20 Jahren im Exil in Europa lebenden Oppositionellen. Er war 1984 ins Ausland gegangen, nachdem ein Putsch gegen seinen Bruder Hafez, den Vater des derzeitigen syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, gescheitert war. Ein weiteres Mal werden durch Oppositionelle, die die Regierung eines Landes offen bekämpfen, gelieferte "Informationen" benutzt, um den Druck auf dieses Land immer weiter zu erhöhen, wie der österreichische Standard am Montag erneut berichtete. So äußerte sich US-Außenministerin Condoleezza Rice "zuversichtlich", daß die internationale Gemeinschaft den Druck auf Syrien verstärken werde. In die gleiche Kerbe schlug auch ihr britischer Amtskollege Jack Straw. Kleinigkeiten wie ein offenbar gekaufter Kronzeuge sollen diese Vorbereitungen für einen weiteren Angriffskrieg augenscheinlich nicht unnötig behindern. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: EMail |