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Nur ein Fehler?

US-Militär verschweigt weiterhin Verluste

29.10.2005  






Zwei Ereignisse der letzten Tage belegen einmal mehr, daß das US-Militär ganz bewußt nur einen Teil der eigenen Verluste meldet, um so den ohnehin schon wachsenden Druck der Öffentlichkeit in den USA angesichts von bisher 2.016 offiziell als getötet gemeldeten US-Soldaten nicht noch weiter anzufachen.

Die Website ICasualties.org führt eine detaillierte Statistik über die Verluste der Besatzungstruppen im Irak. Durch eine fortlaufende Beobachtung der Angabe der Gesamtzahl der im Irak verwundeten US-Soldaten - das US-Verteidigungsministerium macht hier keine genaueren Angaben - ist es der Website möglich, zumindest die wöchentliche Zahl der als verwundet Gemeldeten zu errechnen.

Für den Zeitraum vom 19. Oktober 2005 bis zum 25. Oktober wird die Zahl der US-Soldaten, die so schwer verletzt wurden, daß sie nicht innerhalb von 72 Stunden ihren Dienst wieder antreten konnten, mit 40 angegeben. Am Freitag veröffentlichte ICasualties allerdings eine kurze Notiz, daß es sich hierbei um eine korrigierte Zahl handelte. Tatsächlich war die Zahl dieser schwerer verletzten Soldaten zwischen der Meldung des US-Verteidigungsministeriums vom 19. Oktober und jener vom 26. Oktober um 678 US-Soldaten gestiegen. Am 28. Oktober veränderte das US-Verteidigungsministerium die Meldung dann kommentarlos, so daß für den Zeitraum rechnerisch nur noch 40 US-Soldaten als schwerer verwundet gemeldet wurden.

Screenshot von ICasualties.org mit der Meldung der Änderung der Verlustzahlen aufgrund des "Fehlers" des US-Verteidigungsministeriums
Ausschnitt eines Screenshots der Website vom Freitag


Aufgrund der Ausgangszahl von 6.733 schwerer verwundeten Soldaten am 19. Oktober kann ein einfacher "Zahlendreher" eindeutig ausgeschlossen werden. Die Diskrepanz zwischen 40 und 678 verletzten Soldaten scheint zwar immens, die einzig andere logisch erscheinende Erklärung abseits der Vermutung, daß hier Zahlen bewußt geschönt werden und fälschlich die wahren Verlustzahlen veröffentlicht wurden, wäre, daß die "678" nur ein "Platzhalter" war, der versehentlich nicht durch die richtige Zahl ersetzt wurde. Eine "0" als "Platzhalter" zu verwenden scheint allerdings sowohl mathematisch als auch von der Logik einer sicherlich zugrundeliegenden Tabellenkalkulation weitaus wahrscheinlicher.

Tatsächlich meldete der "Bericht des irakischen Widerstands" (IRR) in dem Zeitraum zahlreiche schwere Angriffe und Kämpfe, so daß die genannte Zahl nicht völlig unmöglich erscheint. So wurde demnach am 19. Oktober die US-Basis in al-Habbaniyah von sechs Mörsergranaten getroffen, was weitere Explosionen auslöste. Am gleichen Tag wurde der Flughafen von Baghdad - eine weitere große Basis des US-Militärs - mit "über neun Raketen" angegriffen, wie auch die "Grüne Zone" in Baghdad mit vier 120-Millimeter- und später zwei weiteren Mörsergranaten unbekannter Größe. Das Hauptquartier der US-Marines in Tikrit wurde demnach 15 Minuten lang mit Raketen angegriffen.

Am 20. Oktober wurden dann US-Positionen in der Stadt Fallujah mit zehn 120-Millimeter-Mörsergranaten und drei Katyusha-Raketen angegriffen Zwei weitere Hauptquartiere des US-Militärs in der Stadt wurden ebenfalls von vier beziehungsweise fünf Mörsergranaten getroffen. Auch das US-Lager im Flughafen von Kirkuk wurde dem IRR zufolge am Donnerstag von 11 Mörsergranaten getroffen.

Am Freitag dann wurden die US-Basis al-Warrar bei Ramadi mit vier Katyusha-Raketen als auch ein provisorisches US-Lager in Fallujah mit sieben Mörsergranaten angegriffen.

Am folgenden Tag wurde die US-Basis in as-Siniyah von drei 120-Millimeter-Mörsergranaten getroffen.

Am Sonntag, dem 23. Oktober wurde die US-Basis in der Nähe der Stadt ar-Rutbah mit zwei Katyusha-Raketen angegriffen, von denen eine ihr Ziel traf.

Am Montag wurde eine "Konzentration von US-Soldaten in dem Gebiet Barwanah am östlichen Rand von al-Hadithah" mit fünf Mörsergranaten angegriffen. In der Nacht war es zuvor am Südrand der Stadt zu einem einstündigen Gefecht zwischen US-Soldaten und Widerstandskämpfern gekommen. Am Morgen wurden dann drei zerstörte Fahrzeuge des US-Militärs auf Sattelschleppern beobachtet. Auch die US-Basis in al-Habbaniyah wurde dem Bericht zufolge erneut mit sechs 120-Millimeter-Mörsergranaten angegriffen. Am gleichen Tag erfolgte auch der Angriff auf das Palestine-Hotel in Baghdad, bei dem Berichten zufolge ein US-Schützenpanzer vom Typ "Bradley" zerstört wurde - allerdings ohne, daß die USA Verluste gemeldet hätten.

In zahllosen weiteren Fällen wurden US-Soldaten in dem Zeitraum den "Berichten des irakischen Widerstands" zufolge durch Bomben- und andere Angriffe auf einzelne Fahrzeuge, Patrouillen und Konvois getötet und verletzt.

Auch ein anderer Fall beweist erneut, daß das US-Militär keineswegs alle getöteten US-Soldaten auch tatsächlich meldet.

So hatte die Kuwait News Agency (KUNA) am Donnerstag der vergangenen Woche unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, daß bei dem Angriff eines "Selbstmordbombers" in einem Auto auf einen Konvoi des US-Militärs in der Stadt Baqubah neben 4 Irakern auch 3 US-Soldaten getötet worden sind. Dies wurde so auch in dem "Bericht des irakischen Widerstands" wiederholt, auch wenn dieser neben den 3 getöteten US-Soldaten nur von 3 verwundeten Zivilisten sprach. In einer ersten, äußerst knappen Meldung hatte auch AP von 3 im Nordirak durch eine Autobombe getöteten US-Soldaten berichtet.

Das US-Verteidigungsministerium seinerseits hat für den 20. Oktober nur einen Fall gemeldet, in dem US-Soldaten durch eine Bombe getötet wurden. Dabei wurden Stabsfeldweben Richard T. Pummill, Hauptgefreiter Andrew D. Russoli und Hauptgefreiter Steven W. Szwydek getötet, als eine Bombe - keine Autobombe - nahe Nasser Wa Salaam explodierte. Dabei handelt es sich um einen Vorort der Stadt Fallujah, die im Westen des Landes liegt.

Seither sind weder durch einen "Selbstmordautobomber" noch in Baqubah getötete US-Soldaten durch das US-Militär gemeldet worden.





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