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Atomarer Kindergarten

"Das war ich nicht!"

16.11.2005  






"Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht" ist eine Kindergartenweisheit, die zeigt, daß Kindern sehr wohl das Konzept der Lüge bekannt ist, was Eltern nur zu bewußt ist.

Kleine Kinder versuchen denn auch fast reflexartig, kleine und große Missetaten zu leugnen, derer sie beschuldigt werden. "Das war ich nicht!", "Das war schon!" und - wenn dies anscheinend fruchtlos ist - "Der Thomas war's!". Entweder durch die Erfahrung, daß derlei Lügen zu oft durchschaut werden und sich dann strafverschärfend auswirken oder weil es den Eltern gelingt, dem Kind Moralvorstellungen beizubringen, die ein solches Verhalten erschweren, nimmt dies Zahl solcher Lügen mit zunehmendem Alter ab. Die US-Regierung und die Führung des US-Militär - angesichts der Prioritäten in ersterer eine zunehmend überflüssige Trennung - gehörten offenbar nicht zu diesen Kindern.

Dies begann schon - um dies auf das Beispiel des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen den Irak zu beschränken - mit den vorgeblichen Kriegsgründen selbst. Erst nachdem unabwendbar feststand, daß der Irak unter Saddam Hussein keine Massenvernichtungswaffen mehr besessen hatte, wurde dies widerwillig und kaum hörbar eingeräumt, dafür aber gleich der nächste vorgebliche Grund, die Bekämpfung von "Terroristen" aus dem Hut gezogen. Da jegliche irakische Widerstandskämpfer von den USA zumeist als "Terroristen" bezeichnet werden und es immer wieder zu verheerenden Anschlägen gegen Zivilisten kommt, derer sich im Anschluß in vorgeblichen, im Internet veröffentlichten "Bekennerschreiben" ein "Al-Qaida" angehörender Oberterrorist "Abu Musab al-Zarqawi" bekennt - der anderen Quellen zufolge allerdings schon seit Jahren tot sein soll - sehen sich die USA bisher nicht veranlaßt, von diesem Vorwand abzurücken.

Auch die systematische Folterung von Gefangenen durch US-Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter wurde trotz zahlreicher Aussagen von Opfern immer wieder seitens der US-Regierung bestritten, bis schließlich die Photos gefolterter Gefangener aus dem Gefängnis Abu Ghurayb an die Öffentlichkeit drangen und ein weiteres Leugnen unmöglich machten. Trotzdem beharrt das US-Militär aber darauf, daß es sich hier nur um die Taten Einzelner und Ausnahmen handelte, da zwar weiterhin Berichte von Folteropfern auch aus anderen Gefängnissen im Irak erscheinen, es hierfür aber keine sie belegenden Photos gibt.

Wie die britische BBC nun am Mittwoch berichtete, hat das US-Militär nun auch zugegeben, weißen Phosphor bei der Offensive gegen die Stadt Fallujah vor einem Jahr weißen Phosphor gegen Widerstandskämpfer eingesetzt zu haben.

"Es wurde als Brandwaffe gegen feindliche Kämpfer eingesetzt", sagte US-Oberstleutnant Barry Venable gegenüber der BBC. Hier zeigt sich aber auch ein weiteres Mal, daß nur so viel zugegeben wird, wie unvermeidlich ist. Er bestritt weiterhin, daß die Waffe auch gegen Zivilisten eingesetzt wurde. Der frühere US-Soldat Jeff Englehart, der bei der Offensive in Fallujah war, hatte in dem Fernsehbericht des italienischen Senders RAINews24 gesagt, daß den Soldaten vor Beginn der Offensive gesagt worden war, daß "jede einzelne Person, die dort ging, sprach oder atmete ein feindlicher Kämpfer war. Daher war jede einzelne Person, die die Straße entlangging oder in einem Haus war, ein Ziel." Mit dieser Maßgabe konnte auch der weiße Phosphor zwangsläufig nur gegen "feindliche Kämpfer" - gleichgültig, ob es sich dabei um Frauen, Männer, Alte oder Kinder handelte - eingesetzt werden, um diese bei lebendigem Leib zu verbrennen. Obgleich weißer Phosphor auch hochgiftig ist - bereits 50 Milligramm gelten als tödliche Dosis - bestritt Venable auch weiterhin, daß es sich dabei um eine verbotene chemische Waffe handele.

Zwar sind auch diese Informationen verfügbar, werden aber von den verbliebenen Medien - die Mehrzahl der "etablierten" US-Medien beginnt erst jetzt, nach dem offiziellen Eingeständnis Venables, über den Einsatz von weißen Phosphor zu berichten - überwiegend ignoriert, so daß die USA offenbar der Ansicht sind, mit diesen Lügen durchkommen zu können.

Das gleiche Phänomen betrifft die Fälle, in denen Hochzeitsgesellschaften im Irak bombardiert wurden. Zwar existieren mindestens in einem Fall sogar Videoaufnahmen der Feier, die Opfer des Angriffs zeigen und zahlreiche Überlebende bestätigten, daß es sich um eine Hochzeitsfeier handelte, da dies allerdings in den Medien offenbar nicht genügend Aufmerksamkeit erlangte, blieb das US-Militär bei seiner Version, daß es sich um Treffpunkte von "ausländischen Kämpfern" handelte.

Die Liste kleiner und großer Lügen der USA ließe sich noch fast beliebig fortführen, neben der so auffällig verstummten Presse im eigenen Land ist aber sicherlich die Tatsache am beunruhigendsten, daß diese "Kinder" mit schwersten Moraldefiziten im Besitz eines praktisch unerschöpflichen Arsenals von Atomwaffen sind.





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