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Unbequeme Informationen

Schild nennt US-Verlustzahlen

08.12.2005  






Eine Meldung der Duluth News Tribune vom Donnerstag belegt einmal mehr, wie weitgehend unbequeme Informationen in der Öffentlichkeit der USA ausgeblendet werden.

Im Schaufenster eines Wahlkampfbüros von Steve Kelley hat Scott Cameron, ein Wahlkampfhelfer, der während des Vietnam-Krieges verwundet wurde, ein Schild angebracht, das die Zahl der bisher im Irak getöteten und verwundeten US-Soldaten nennt - wenn auch nur die massiv geschönten Zahlen, die von offizieller Seite genannt werden. Dies stört US-Stabsfeldwebel Gary Capan, der das genau neben dem Wahlkampfbüro gelegene Rekrutierungsbüro des US-Militärs leitet. Gegenüber der Zeitung sagte er, das Schild sei für seine Mitarbeiter, darunter eine Soldatin, die erst kürzlich aus dem irak zurückgekehrt sei, "beunruhigend". "Es verstörte sie und es ist etwas verunsichernd, insbesondere für Leute, die dem Militär beitreten wollen", so Capan. "Es sieht aus, als wären die Soldaten nur eine Zahl."

Tatsächlich steht allerdings auf dem Schild über den Verlustzahlen der Satz "Zur Erinnerung an die gefallenen Helden". Cameron seinerseits sagt, er bedauere, daß er sich nicht schon während des Vietnam-Krieges gegen den Krieg ausgesprochen habe. "Ich wollte mich nicht für diese Antikriegs-Sache aussprechen, weil ich den Soldaten gegenüber nicht respektlos sein wollte", sagte Cameron. "Wir hatten eine Wehrpflicht und damals war es anders, aber ich sagte nichts - machte diesen Fehler und der Krieg ging sechs Jahre lang weiter. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen."

Offenbar wurde direkt Druck auf das Wahlkampfbüro und Kelley ausgeübt, das Schild zu entfernen, da dessen Sprecherin Jessica Null sich zu einer Stellungnahme gezwungen sah. "Er unterstützt, daß sichergestellt wird, daß jeder zutreffende Informationen hat", sagte sie. Kelley ist Mitglied der "Demokratischen Landwirte und Arbeiter-Partei" und zur Zeit Senator im Parlament des US-Bundesstaates Minnesota und bewirbt sich derzeit um den Posten des Gouverneurs.

Bemerkenswert ist aber sicherlich auch das Ergebnis einer von der Duluth News Tribune durchgeführten Online-Umfrage.

Von bisher 486 Teilnehmern sprachen sich dabei 224, also 46 Prozent, dafür aus, daß das Schild aus dem Schaufenster entfernt wird. Es ist also keineswegs so, daß nur das Rekrutierungsbüro befürchtet, durch diese Information Probleme bei der Anwerbung neuer Soldaten zu haben. Vielmehr ist anscheinend ein bedeutender Teil der Bevölkerung der Ansicht, daß derartige unbequeme Informationen möglichst vor der Öffentlichkeit geheimgehalten werden sollten.





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