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Grenzverwischung

USA wollen Interkontinental-Raketen umrüsten

05.02.2006  






Bereits Mitte Januar berichtete Bloomberg, daß das US-Verteidigungsministerium bis zum Jahr 2011 bis zu 96 U-Boot-gestützte ballistische Interkontinental-Raketen (SLBM) von ihren bisherigen Atomsprengköpfen auf konventionelle Sprengköpfe umrüsten will.

Die von U-Booten abgeschossenen Trident II-Raketen haben bei voller Ausnutzung der Nutzlast eine maximale Reichweite von über 7.360 Kilometern. Schon zwei Minuten nach ihrem Abschuß bewegen sie sich mit über 6.096 Metern pro Sekunde (21.600 Kilometer pro Stunde), also fast 18-facher Schallgeschwindigkeit. Der Hersteller Lockheed Martin zeigte sich überzeugt, die Treffgenauigkeit der Waffe, die derzeit bei etwa 100 Metern liegt, auf 10 Meter verbessern zu können.

"Diese Waffe würde den USA die Möglichkeit weltweiter konventioneller Präventivangriffe – eine Erstschlags-Fähigkeit - innerhalb von 30 Minuten geben, um nordkoreanische oder iranische Massenvernichtungswaffen oder Regierungseinrichtungen anzugreifen", sagte der Autor und frühere Geheimdienstanalyst William Arkin. Tatsächlich würde dies allerdings einen grundlegenden Paradigmenwechsel erfordern. Von der Überlegung ausgehend, daß in den Weltmeeren kreuzende U-Boote durch einen gegnerischen Erstschlag nicht direkt gefährdet sind und dementsprechend genügend Zeit für eine "Reaktion" bleibt, befinden sich die SLBMs der USA anders als die landgestützten Interkontinental-Raketen (ICBM) nicht in ständiger Bereitschaft, sondern können "nur" innerhalb von einigen Stunden abgefeuert werden. In dieser Zeitspanne könnten aufgrund der auf der ganzen Welt verteilten US-Basen auch von Kampfbombern abgefeuerte Marschflugkörper ihr Ziel erreichen.

Anders als bei Marschflugkörpern ist eine Zerstörung einer im Anflug befindlichen Interkontinental-Rakete aufgrund ihrer extrem hohen Geschwindigkeit allerdings äußerst schwierig.

Bisher sind Trident II-Raketen ausschließlich mit Atomsprengköpfen bestückt, so daß deren Abschuß zwangsläufig zu der Vermutung führen muß, daß es sich um einen Angriff mit Atomwaffen handelt. Zwar mag es noch möglich sein, andere Atommächte vor dem Abschuß darüber zu informieren, daß es sich um eine mit einem konventionellen Sprengkopf bestückte SLBM handelt, die auch ein anderes Land zum Ziel hat, selbst hier stellt sich allerdings bereits die Frage, wie groß das Vertrauen in diese Behauptung beispielsweise Chinas "im Ernstfall" wäre, gäbe es doch, sollte es sich hier um eine Lüge handeln, nur ein sehr kurzes Zeitfenster, diese zu enttarnen und seinerseits einen "Gegenschlag" durchzuführen.

Noch viel dringlicher wäre diese Überlegung zweifellos für das angegriffene Land selbst, sollte es den Abschuß oder die im Anflug befindliche Rakete oder Raketen bemerken – was zweifellos auch provoziert werden könnte. Da auch hier möglicherweise nur eine allerletzte Chance für einen "Gegenschlag" bestünde, würde dieser mit größter Wahrscheinlichkeit mit allen verfügbaren Mitteln auch ausgeführt. In letzter Konsequenz könnte ein beliebiges Land also problemlos durch einen vermeintlich "einzelnen, chirurgischen Angriff auf ein Massenvernichtungswaffenlabor" zu einer Reaktion gebracht werden, die anschließend eine völlige Vernichtung des Landes – auch durch Atomwaffen - "rechtfertigen" könnte.





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