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Rücksichtslose Toleranz

Israelisches Museum auf muslimischem Friedhof

16.02.2006  






Wie der britische Independent bereits am Donnerstag der vergangenen Woche berichtete, haben in Jerusalem Arbeiter und Archäologen die Ausgrabung der sterblichen Überreste von auf dem größten muslimischen Friedhof der Stadt beerdigten Menschen fortgesetzt, um so Platz für den geplanten Bau eines "Museums der Toleranz" zu schaffen.

Das mindestens 1.000 Jahre als muslimischer Friedhof genutzte Gelände war nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 im Rahmen des Gesetzes für "Besitz von Abwesenden" durch den "Verwalter für den Besitz von Abwesenden" übernommen worden. Dieser verkaufte das Gelände dann im Jahr 1992 an die Stadt Jerusalem, die es ihrerseits dem aus Los Angeles stammenden "Simon Wiesenthal-Zentrum" übergab, das dort das "Museum der Toleranz" errichten will. Insgesamt werden für den Bau des im Jahr 2004 begonnenen Projekts etwa 150 Millionen US-Dollar veranschlagt.

Zu den Feierlichkeiten zum Beginn des Projekts, an dem neben der Stadtverwaltung Jerusalems auch die israelische Regierung beteiligt ist, nahmen damals zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, darunter der derzeit amtierende israelische Premierminister Ehud Olmert, aber auch der Gouverneur des US-Bundesstaates California, Arnold Schwarzenegger, teil.

Durragham Saif, ein Anwalt, der für mehrere betroffene palästinensische Familien eine Petition bei dem zum israelischen Rechtswesen gehörenden „islamischen Gericht“ eingereicht hatte, zeigte sich empört. "Es ist unglaublich, es ist unmoralisch. Man kann nicht ein Museum der Toleranz auf den Gräbern anderer Leute bauen. Man stelle sich so etwas in den Staaten oder Großbritannien vor. Und dies ist der Mittlere Osten, wo die Dinge sensibel sind. Wenn dies weitergeht, wird es das Gegenteil von Toleranz bewirken", so der Anwalt.

Osnat Goaz, eine Sprecherin der israelischen Behörde für Altertümer, die die Ausgrabungen durchführt, entgegnete, daß es in Jerusalem üblich sei, auf Friedhöfen zu bauen. "Wenn wir nicht auf ehemaligen Friedhöfen bauten, würden wir niemals bauen", sagte sie. Ikrema Sabri, der Mufti von Jerusalem, forderte andererseits eine vollständige Beendigung der Arbeiten auf dem Friedhof. Er wies insbesondere auch darauf hin, daß dort auch mehrere Freunde des Propheten Mohammed auf dem Friedhof beerdigt seien.

Daß hier ausgerechnet im Rahmen des Baus eines "Museums der Toleranz" derart rücksichtslos mit den Gefühlen und dem Glauben von Muslimen umgegangen wird, kann nur als zynisch bezeichnet werden, will man nicht annehmen, daß es sich hier um eine weitere kalkulierte Provokation handelt.





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