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Widerworte

Jimmy Carter kritisiert Irakkrieg

09.03.2006  






Es ist derart selten, daß höchstrangige US-Politiker - gleichgültig ob aktuell oder ehemalig - den US-geführten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak kritisieren, daß selbst die zurückhaltenden Worte des früheren US-Präsidenten James Earl "Jimmy" Carter Jr. durchaus erwähnenswert scheinen.

Carter hielt eine Rede anläßlich der Einweihung eines Gebäudes der Universität von Washington, in der er den Irakkrieg, wenn auch sehr zurückhaltend, kritisierte, berichtete der Seattle Post Intelligencer am Mittwoch.

"Es war ein völlig unnötiger Krieg. Es war ein ungerechter Krieg", so Carter in seiner Rede vor den etwa 800 Gästen. "Er wurde auf der Grundlage falscher Vorwände begonnen."

"Die Gewalt wächst jeden Monat", so Carter weiter. "Ich bete dafür, daß sich eine Art Demokratie entwickelt."

Es ist zweifellos bezeichnend, daß derart zurückhaltende Worte bereits außergewöhnlich genug sind, als daß sie erwähnenswert scheinen. Umso mehr, da Carter zwar Träger des Friedensnobenpreises ist, andererseits aber auch entscheidend - ob absichtlich oder nicht ist bis heute strittig - zum Afghanistankrieg der Sowjet-Union beigetragen hat, indem er am 3. Juli 1973 eine Direktive unterzeichnete, in der er die CIA zu verdeckten Operationen innerhalb Afghanistans gegen die marxistische Regierung autorisierte. Der stellvertretende Premierminister Hafiz Allah Amin, der nach der Ermordung des Premierministers Nur Mohammed Taraki am 14. September 1979 die Führung des Landes übernahm und durch seinen Kurs zur Entsendung sowjetischer Truppen nach Afghanistan zumindest beitrug, wurde immer wieder verdächtig, selbst ein Agent der CIA gewesen zu sein.

Während Carter es also offenbar keineswegs "unnötig" fand, Afghanistan in einen jahrelangen Krieg zu stürzen, damit sich die Sowjet-Union hierbei aufreiben und ihr eigenes "Vietnam" erleben könnte, sieht er im Falle des Iraks eine solche Perspektive nicht.

Auch wenn seine Kritik an dem Krieg zwar durchaus als "löbliche Ausnahme" bezeichnet werden könnte, so ist sie doch bemerkenswert zurückhaltend. Weder ging Carter auf die Völkerrechtswidrigkeit, noch auf die unzähligen zivilen Opfer oder die zahllosen seitens der USA begangenen Kriegsverbrechen ein. Seine geäußerte Hoffnung auf die "Entwicklung einer Demokratie" ignoriert hingegen nicht nur die Tatsachen, sondern auch die offensichtlichen Absichten der US-Regierung, würde eine echte Demokratie im Irak doch ein unverzügliches Ende der Besatzung zur Folge haben.

Und doch sind Carters Worte erwähnenswert, konnte sich doch bisher kein anderer früherer US-Politiker seines Ranges auch nur zu einer ähnlich vorsichtigen Kritik durchringen.





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