Am Dienstag veröffentlichte das hessische Innenministerium einen "Leitfaden Wissen und Werte in Deutschland und Europa", der Menschen bei der Einbürgerung in Deutschland "behilflich" sein soll.
In diesem Leitfaden sind auch 100 Fragen "zum Wissens- und Wertekanon der Bundesrepublik Deutschland" aufgeführt. Diese Fragen sollen Einbürgerungsinteressenten in die Lage versetzen, "sich auf den Wissens- und Wertetest vorzubereiten", dessen erfolgreiche Beantwortung Voraussetzung für die Einbürgerung ist. Bei den Fragen ist daher zu beachten, daß dieser Einbürgerungstest nicht sämtliche aufgeführten Fragen umfassen dürfte, andererseits aber auch möglicherweise sogar noch weitere enthält. Letztlich gibt die Liste aber zweifellos einen Einblick in die dort gestellten Fragen.
Freace dokumentiert hier nun alle 100 Fragen, so daß es auch deutschen Staatsbürgern möglich ist abzuschätzen, wie groß ihre Chance auf eine Einbürgerung aufgrund dieses Fragebogens wäre. Für die Auswertung der Antworten ist - neben einer wahrheitsgemäßen Beantwortung - die Aktivierung von JavaScript notwendig, es werden dabei keinerlei Daten an den Server übertragen.
Zu den Fragen sei noch darauf hingewiesen, daß die vermutlich erwarteten Antworten nicht zwangsläufig mit den Fakten übereinstimmen. Selbst die Bundesregierung gibt auf ihrer Website zu, daß das deutsche Grundgesetz von seinen Schöpfern ausdrücklich nicht als Verfassung entworfen wurde. Die dortige Behauptung, daß es "mit dem Vollzug der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 durch die souveräne und bewußte Entscheidung der deutschen Bevölkerung zur gesamtdeutschen Verfassung geworden" ist, ist sicherlich mehr als fragwürdig, da zu keinem Zeitpunkt eine Abstimmung der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland über eine Verfassung stattgefunden hat.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen scheint auch die Frage nach den "drei Elementen der sozialen Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland" zumindest verwirrend, kann doch zunehmend kaum noch von einer sozialen Sicherung gesprochen werden.
Und wenn schließlich nach dem Ereignis, das die letzten Olympischen Sommerspiele in Deutschland "überschattete" gefragt wird, so kann dies sicherlich als Fangfrage bezeichnet werden, scheinen doch Zweifel an der offiziellen Darstellung des Vorfalls nach wie vor mehr als angebracht.