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Selbständige Marionetten

"Irakischer Minister" spricht von Massaker

27.03.2006  






Eine Reuters-Meldung vom Montag könnte die Machtverhältnisse im Irak kaum deutlicher erläutern. Während es sich bei der "irakischen Regierung" vorgeblich um eine unabhängige, eigenverantwortliche Regierung handelt, werden deren Ansichten offenbar nur solange akzeptiert, wie sie mit den Ansichten der Besatzer übereinstimmen.

Der Meldung zufolge sagte der "irakische Sicherheitsminister" Abd al-Karim al-Enzi: "Während des Abendgebets stürmten amerikanische Soldaten in Begleitung von irakischen Soldaten die Mustafa-Moschee und töteten 37 Menschen."

"Sie waren alle unbewaffnet. Niemand feuerte auch nur einen einzelnen Schuß auf sie [die Soldaten] ab. Sie gingen hinein, fesselten die Leute und erschossen sie alle. Sie ließen keine Verwundeten zurück", so al-Enzi gegenüber Reuters hinsichtlich der Vorwürfe eines Massakers an unschuldigen Gläubigen in einer Moschee am Sonntag.

Die von der überwiegenden Mehrheit der Medien wiederholte Version des Vorfalls besagt hingegen, daß es vor - nicht in - der Moschee zu einem Kampf mit Widerstandskämpfern gekommen ist, bei dem 16 "Rebellen" getötet und 15 weitere gefangengenommen worden und eine "Geisel" befreit worden sei. Dabei sei allerdings keine Moschee betreten worden. Diese Darstellung beruht allerdings einzig auf der Darstellung des US-Militärs. Demgegenüber zeigte das „staatliche irakische Fernsehen“ Aufnahmen, die die Leichen von unbewaffneten Menschen in ziviler Kleidung in einem Raum zeigten und sie als Opfer von US-Soldaten bezeichneten.

Der "Gouverneur des Gouvernements Baghdad" ging angesichts des Vorfalls soweit, jegliche Zusammenarbeit mit den Besatzern bis zu einer Klärung aufzukündigen. "Heute entschlossen wir uns, jegliche politische oder dienstliche Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften einzustellen, bis ein Justizkomitee eingesetzt wurde, um diesen Vorfall zu untersuchen", so Hussein al-Tahan gegenüber Journalisten. Verkehrsminister Salem al-Maliki sagte: "Dies war Teil eines Eskalationsprogramms, um al-Sadrs Gruppe in einen weiteren Kampf hineinzuziehen, um so den politischen Prozeß zu behindern."

Weder die Tatsache, daß US-Soldaten in der Vergangenheit offensichtlich bereits mehrfach Massaker an unbewaffneten Zivilisten begangen haben noch diese klaren Stellungnahmen "irakischer Politiker"“, die sich in der Vergangenheit nur als willfährige Marionetten ihrer Besatzer ausgezeichnet haben, scheinen den Medien allerdings Beleg genug für die Wahrheit der Anschuldigungen.

Trotz dieser überdeutlichen Hinweise und der hochrangigen Beschuldigungen zieht es die Mehrzahl der Medien allerdings vor, die Darstellung der US-Besatzer kritiklos zu übernehmen.





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