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Kampfbereit dank Pillen

US-Soldaten trotz psychischer Probleme im Einsatz

28.03.2006  






Daß Piloten der US-Luftwaffe vor Einsätzen häufig Amphetamine (sogenannte "go-pills") einnehmen ist ebenso seit langem bekannt, wie die hierdurch immer wieder verursachten tödlichen Zwischenfälle. Einem Bericht der San Diego Union-Tribune zufolge erhalten aber auch zahlreiche weitere US-Soldaten Psychopharmaka, um sie einsatzfähig zu machen.

Von 1999 bis 2004 stiegen die Ausgaben der US-Behörde für Veteranenangelegenheiten für die Behandlung von posttraumatischen Streßsyndromen ("post-traumatic stress disorder", PTSD) bei Soldaten von 1,7 auf 4,3 Milliarden US-Dollar jährlich, was zeigt, wie weitverbreitet dieses Krankheitsbild ist. Eine von offizieller Seite nicht genannte, aber offenbar große Zahl dieser Soldaten wird erneut in Kriegsgebiete, insbesondere den Irak, geschickt. Ein Bericht des US-Heeres aus dem Jahr 2004 besagt, daß 17 Prozent der Infanteristen mit Kampferfahrung schon nach einer Einsatzzeit im Irak unter starken Depressionen, Angstzuständen oder PTSD litten. Weniger als 40 Prozent von ihnen hatten sich überhaupt in Behandlung begeben. Die im Februar veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage des Pentagons besagen, daß 35 Prozent der aus dem Irak heimkehrenden Soldaten innerhalb des ersten Jahres nach ihrer Rückkehr psychologische Beratung in Anspruch nahmen. Statistiken des Gesundheitssystems für Veteranen in San Diego belegen, daß 33 Prozent der aus Afghanistan und dem Irak heimkehrenden Soldaten unter Schizophrenie, Depressionen und PTSD litten.

"Wir haben auch Berichte erhalten, daß Ärzte ermuntert werden, mentale Erkrankungen bei unseren Soldaten nicht zu diagnostizieren. Ich erwarte zahlreiche Antworten", sagte US-Senatorin Barbara Boxer, die maßgeblich an der Einrichtung der "Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums für mentale Gesundheit“ beteiligt war. „Wenn Menschen unter mentalen Problemen leiden, sollten sie nicht aufs Schlachtfeld geschickt werden."

Joe Costello, ein psychologischer Berater am Vista-Veteranenzentrum, sagte, Soldaten mit psychologischen Problemen würden regelmäßig für einen weiteren Einsatz in Kriegsgebiete entsandt. "Ich sehe das jeden Tag", so Costello.

Um die Soldaten trotzdem "kampffähig" zu machen, erhalten sie entsprechende Psychopharmaka, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, beispielsweise Paxil (in Deutschland Seroxat), Cymbalta und Wellbutrin (Zyban). Solche Antidepressiva behindern die Aufnahme des Botenstoffs Serotonin im Gehirn, was die gewünschte "Stimmungsaufhellung" bewirkt.

Steve Robinson, Leiter des "Nationalen Golfkriegs-Ressourcen-Zentrums", sagte, daß ihm gegenüber drei Ärzte des US-Heeres ausgesagt hätten, daß sie von ihren Kommandeuren unter Druck gesetzt worden seien, psychische Erkrankungen, die den Einsatz von Soldaten verhindern würden, nicht zu diagnostizieren. "Man sagt ihnen, sie sollten eine Reaktion auf Gefechtsstreß statt PTSD diagnostizieren“, so Robinson. "Das bewirkt zwei Dinge: Es erhält die Soldaten einsatzfähig und es macht es ihnen schwer, Invaliditätsansprüche geltend zu machen, nachdem sie das Militär verlassen haben."

Oberstleutnant Paul S. Hammer, ein Psychiater bei der US-Marineinfanterie, bestätigte, daß Marineinfanteristen mit PTSD und Gefechtsstreß in den Irak zurückkehren.

Zu den Symptomen von PTSD gehören Reizbarkeit, Wutausbrüche und übertriebene Schreckreaktionen. Zu den Nebenwirkungen der Antidepressiva gehören Erregungszustände und Berichten von Patienten zufolge wiederum auch erhebliche Steigerungen der Reizbarkeit. Es kann daher kaum verwundern, daß US-Soldaten auf Angriffe immer wieder mit ungezieltem Feuer in alle Richtungen reagieren und dabei Zivilisten verletzen und töten. Ebenso wie dies zweifellos eine mögliche Erklärung für viele weitere Kriegsverbrechen der USA im Irak ist. Die Tatsache, daß dies von höchsten Stellen offenbar bewußt in Kauf genommen wird, belegt einmal mehr die eindeutigen Prioritäten der US-Regierung.





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