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Persona non grata?

Deutschland, die WM und der Iran

08.04.2006  






"Die Welt zu Gast bei Freunden" - die ganze Welt? Nein. Zumindest ein weder kleines noch armes Land aus dem Mittleren Osten dürfte mittlerweile keinen Zweifel mehr daran haben, daß es weder bei der Fußballweltmeisterschaft noch andernfalls freundlich empfangen werden wird.

Wie beispielsweise die Rheinische Post am Samstag meldete, hat sich der Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Bayern Edmund Stoiber deutlich gegen einen bereits angekündigten Besuch des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadi-Nejad ausgesprochen. Äußerungen Stoibers ließen dabei kaum einen Zweifel daran, daß er - wäre er nicht auch an Bundespolitik gebunden - ein Einreiseverbot für den iranischen Präsidenten aussprechen würde. So sagte er, daß der Besuch Ahmadi-Nejads "bei uns auf viele Proteste stoßen" werde. Der bayrische Innenminister Günther Beckstein sprach dies denn auch bei einer Vorstandssitzung der CSU offen aus, als er sagte: "Das einfachste wäre natürlich, ihn nicht einreisen zu lassen." Auch er sah aber - offensichtlich nicht ohne Wehmut - ein, daß diese Frage letztlich der Bundesregierung überlassen werden müsse.

Aber auch der deutsche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bezeichnete einen vom Vorsitzenden des iranischen Fußballverbandes Ali Dadkan bereits quasi angekündigten Besuch als "nicht ganz einfach". Die Frankfurter Allgemeine verwies dabei außerdem auf ungenannte "Regierungs- und Sicherheitskreise", die einen solchen Besuch als eines der "schwierigsten und heiklen Randgebiete der Fußballweltmeisterschaft" bezeichneten. Insbesondere könnten sich „sicherheitspolitische Herausforderungen“ ergeben, wenn iranische Oppositionelle in Deutschland die "Gelegenheit ergriffen" und gegen Ahmadi-Nejad demonstrierten. Proteste gegen den Präsidenten des menschen- und völkerrechtsverbrecherischen Landes USA werden anscheinend nicht erwartet. Zwar macht man sich Sorgen, "mit welchem staatlichen Protokoll der Besucher aus Iran empfangen" werden soll, denkt aber keineswegs darüber nach, wie die Überstellung von Besuchern aus Washington an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag - der bezeichnenderweise von den USA nicht "anerkannt" wird - vorgenommen werden könnte.

Bemerkenswert ist sicherlich aber auch, daß allen genannten Artikeln gemein ist, daß sie die Behauptungen, Ahmadi-Nejad würde den Holocaust leugnen und die Zerstörung Israel fordern, wiederholen. Präziseren Übersetzungen seiner Reden zufolge entspricht weder das eine noch das andere der Wahrheit.

Im Zusammenhang liest sich seine Anmerkung zum Holocaust deutlich anders: "Sie haben eine Legende namens Massaker an den Juden geschaffen und sie achten sie höher als Gott selbst, Religion selbst und die Propheten selbst. Wenn jemand in ihrem Land Gott infrage stellt sagt niemand etwas, aber wenn jemand den Mythos des Massakers an den Juden leugnet, beginnen die zionistischen Lautsprecher und die vom Zionismus bezahlten Regierungen, zu schreien." In der gleichen Rede warf Ahmadi-Nejad die Frage auf, warum nicht die für den Holocaust Verantwortlichen - also Deutschland - den Juden einen Teil ihres Landes abtreten, so daß von einer Leugnung kaum die Rede sein kann.

Die vorgeblich geforderte "Zerstörung Israels" ist kaum zutreffender, ganz abgesehen von der Tatsache, daß entsprechende Äußerungen seit Jahrzehnten im Mittleren Osten an der Tagesordnung sind, aber bisher kaum zu diplomatischen Verwicklungen geführt haben. Zwar hat sich auch der iranische Präsident für die "Zerstörung Israels" ausgesprochen, meinte aber hiermit weder die physikalische Auslöschung des Landes und seiner Bewohner, noch die Ausübung dieser Tat durch den Iran. Tatsächlich wiederholte er damit nur eine im Mittleren Osten häufig aufgestellte Forderung, die zwar das Existenzrecht des Staates Israel - angesichts der Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung - in seiner jetzigen Form bestreitet, aber keineswegs eine gewaltsame Zerstörung des Landes voraussetzt. Letztlich würde ein friedlicher politischer Umsturz, wie er gerade auch von den USA und der Europäischen Union so gern als "Demokratisierung" gefeiert wird, ebenso diese Forderung erfüllen.

Daß diese offensichtlich - wie auch absichtlich - falsch interpretierten Aussagen Ahmadi-Nejads nun ein weiteres Mal genutzt werden, um den Iran als Gefahr für die Welt und insbesondere Israel zu stigmatisieren, kann nur als Kriegstreiberei bezeichnet werden.





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