Während des US-Militär weiterhin auf dem Standpunkt beharrt, bei dem Angriff auf eine Moschee im Norden der irakischen Hauptstadt Baghdad im vergangenen Monat seien 16 "Rebellen" getötet worden, gibt es nun Beweise dafür, daß sich unter den Opfern zumindest auch Zivilisten befanden, wenn dies nicht sogar als weiterer Beleg für die Darstellung des "irakischen Sicherheitsministers" Abd al-Karim al-Enzi, daß es sich bei den Opfern ausschließlich um Zivilisten handelte, angesehen werden muß. "Sie waren alle unbewaffnet. Niemand feuerte auch nur einen einzelnen Schuß auf sie [die Soldaten] ab. Sie gingen hinein, fesselten die Leute und erschossen sie alle. Sie ließen keine Verwundeten zurück", so al-Enzi gegenüber Reuters. Am Mittwoch der vergangenen Woche berichtete das "institute for war & peace reporting" (IWPR) allerdings, daß bei dem Angriff am 26. März ein für das Unternehmen arbeitender Journalist erschossen worden ist. Kamal Manahi Anbar arbeitete zu dem Zeitpunkt an einem Artikel, der die durch Flüchtlinge in die Höhe getriebenen Mieten zum Thema hatte. Deshalb wollte er sich dort mit Scheich Safaa al-Timimi treffen. Al-Timimi ist der Leiter der politischen Bewegung des shiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr und gilt als Autorität für in dem Stadtteil Unterschlupf suchende Flüchtlinge. Als sich der Journalist mit zwei ihn begleitenden Freunden der Moschee näherte, tauchten mehrere Humvees und des US-Militärs und weitere Fahrzeuge mit irakischen Flaggen auf und eröffneten das Feuer. Daraufhin suchten die drei Männer getrennt voneinander Deckung. Als die Schüsse etwa zwei Stunden später aufhörten, kamen die beiden Freunde Anbars aus den beiden Häusern, in denen sie Deckung gesucht hatten und trafen sich auf der Straße. Musadaq Mutar, einer von ihnen, berichtete, daß sie ihren Freund später tot auf der Straße liegend fanden. Kugeln hatten ihn im Hals und im Gesicht getroffen. Es kann also kein Zweifel mehr daran bestehen, daß die Behauptung des US-Militärs, es seien nur "Rebellen" getötet worden, nicht den Tatsachen entspricht. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch ein Artikel der Washington Post vom Samstag, dem zufolge "Ermittler" des US-Militärs am vergangenen Mittwoch zum ersten Mal die Moschee besuchten, um die Vorwürfe zu untersuchen - obgleich die Vorwürfe eines Massakers schon direkt nach dem Angriff erhoben wurden. Das US-Militär sieht also offenbar keinerlei Dringlichkeit, den Vorfall zu "untersuchen". Es dürfte schwierig sein, die Machtverhältnisse im Irak deutlicher zu demonstrieren. Impressum und Datenschutz Kontakt: E-Mail |