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Indirektes Geständnis

USA unterstützen in Somalia Warlords

18.05.2006  






Einem Artikel der Washington Post vom Mittwoch zufolge beschuldigen sowohl Mitglieder der somalischen Übergangsregierung als auch US-Analysten die USA, in Somalia insgeheim Warlords zu unterstützen und so den Bürgerkrieg weiter anzuheizen.

"Wir würden es vorziehen, daß die USA mit der Übergangsregierung zusammenarbeitet und nicht mit den Kriminellen", sagte der somalische Übergangs-Premierminister Ali Mohamed Gedi in einem Interview. "Das ist ein gefährliches Spiel. Somalia ist kein stabiler Ort und wir wollen die USA in Somalia. Aber auf eine konstruktivere Art. Offensichtlich haben wir das gleiche Ziel der Stabilisierung Somalias, aber die USA benutzen die falschen Kanäle."

Bei schweren Kämpfen in der Hauptstadt Mogadishu in der vergangenen Woche und am Wochenende wurden mindestens 150 Menschen getötet und hunderte weitere verwundet. Bei den Kämpfen wurden auch Panzerfäuste, Mörser und Flugabwehrgeschütze eingesetzt. Solche Waffen waren im vergangenen Winter von unbekannter Seite der "Allianz für die Wiederherstellung von Frieden und Terrorbekämpfung" zur Verfügung gestellt worden. Diese Allianz wurde gebildet, nachdem eine islamische Gruppe begonnen hatte, in der Hauptstadt Fuß zu fassen - nicht zuletzt, indem sie dort Schulen und Krankenhäuser errichtete.

In einem Bericht vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sagten die UN-Beobachter für Somalia, daß sie die geheime Unterstützung eines nicht genannten Landes für eine "Anti-Terror-Allianz" in Verletzung des Waffenembargos gegen Somalia untersuchten. Sie sagten, daß man ihnen im Januar und Februar mitgeteilt habe, daß "finanzielle Unterstützung gewährt wurde, um eine Miliz zu organisieren und zu aufzubauen, um der Bedrohung durch eine wachsende militante fundamentalistische Bewegung in der Mitte und im Süden Somalias zu begegnen."

"Die US-Regierung finanzierte die Warlords bei den kürzlichen Kämpfen in Mogadishu, daran gibt es keinen Zweifel", sagte der Regierungssprecher Abd-i-Rahman Dinari telephonisch gegenüber Journalisten. "Diese Zusammenarbeit ... heizt den Bürgerkrieg nur weiter an."

"Die USA stützen sich darauf, Informationen von Warlords und anderen Teilnehmern des somalischen Konflikts zu kaufen und hoffen, daß die stärksten Warlords einen oder zwei lebendige Verdächtige fangen können, wenn die Informationen ihre Aufenthaltsorte enthüllen", sagte John Prendergast, Direktor für afrikanische Angelegenheiten in der US-Regierung unter William "Bill" Clinton und heute leitender Berater der "International Crisis Group" (ICG). "Diese Strategie mag kurzfristig die Bedrohung eines weiteren Terroranschlags in Ostafrika vermindern, langfristig bleiben die Umstände, die es Terrorzellen erlauben, entlang des Indischen Ozeans Fuß zu fassen, unbehandelt. Wir ignorieren diese Bedingungen auf unser eigenes Risiko."

"Reden wir mit ihnen und machen einiges davon? Ja", sagte Ted Dagne, leitender Afrika-Analyst des Forschungsdienstes des US-Kongresses. "Wir kämpften 1993 gegen diese Warlords und jetzt machen wir wieder mit einigen von ihnen Geschäfte, unterstützen vielleicht einige von ihnen gegen andere Gruppen."

Im März hatte das US-Außenministerium einen Bericht veröffentlicht, in dem es sich "besorgt" zeigte, da "angenommen" werde, daß "Flüchtlinge von Al-Qaida", die "für die Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Dar es-Salaam im Jahr 1998 und den Bombenanschlag auf ein Touristenhotel und ein Verkehrsflugzeug in Kenia im November 2002 verantwortlich sind in und um Somalia herum operieren".

Auf Anfragen reagierten US-Behörden derart zurückhaltend, daß dies nur als eine Bestätigung der Vorwürfe aufgefaßt werden kann.

Gegenüber Journalisten sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Sean McCormack, die USA würden "bei der Bekämpfung des Terrors ... mit verantwortungsbewußten Personen zusammenarbeiten. Es ist eine echte Befürchtung unsererseits - daß der Terror am Horn von Afrika Fuß faßt. Wir wollen nicht erleben, daß ein weiterer sicherer Hafen für Terroristen geschaffen wird."

Ein namentlich nicht genanntes "hochrangiges Mitglied der Regierung in Washington" sagte: "Es gibt komplizierte Angelegenheiten in Somalia, da die Regierung Mogadishu nicht kontrolliert und es hat das Potential, zu einem sicheren Hafen für Al-Qaida und andere solche Terroristen zu werden."

Tony Snow, Pressesprecher des Weißen Hauses, sagte einer AP-Meldung vom Mittwoch zufolge auf Nachfrage von Journalisten: "Es gibt derzeit in Somalia Instabilität und es gibt zu diesem Zeitunkt Befürchtungen über die Anwesenheit ausländischer Terroristen, insbesondere Al-Qaida, innerhalb Somalias. In einem Umfeld der Instabilität, könnte Al-Qaida, wie wir in der Vergangenheit gesehen haben, Fuß fassen und wir wollen sicherstellen, daß Al-Qaida nicht tatsächlich einen Brückenkopf in Somalia errichtet."

Die USA werden Snow zufolge "weiterhin wo immer wir können mit örtlichen und internationalen Partnern zusammenarbeiten, um gegen Terrorismus vorzugehen und sein Erstarken zu verhindern."

Keiner der Befragten wollte eine Unterstützung somalischer Warlords leugnen. Ein weiteres Mal trägt der von den USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror" offensichtlich dazu bei, die Bevölkerung eines ganzen Landes ins Elend zu stürzen.





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