Eine beispielsweise von der Washington Post veröffentlichte AP-Meldung vom Montag belegt überdeutlich die Lage der Besatzer im Irak. Schon in den vergangenen Monaten gab es Berichte, die darauf schließen ließen, daß die Lage der Besatzer in der irakischen Stadt ar-Ramadi mehr als nur "schwierig" ist. Der AP-Bericht läßt dabei kaum einen Zweifel, daß die US-Soldaten sich zumindest in der Hauptstadt der Provinz al-Anbar von Besatzern zu Belagerten entwickelt haben. "Es ist außer Kontrolle", sagte der US-Hauptfeldwebel Britt Ruble hinter den Sandsäcken eines Beobachtungspostens. "Wir haben keine Kontrolle hierüber... wir haben einfach nicht genug Leute." Jeden Tag sind in der Stadt Explosionen und das Feuer von Maschinengewehren zu hören und jede Nacht wird die Stadt von Leuchtspurmunition oder Leuchtraketen erhellt. Obwohl das US-Militär auf Angriffe immer wieder mit Bombardements aus der Luft und Raketenangriffen reagiert und die Stadt so mehr und mehr in ein Trümmerfeld verwandelt lassen diese nicht nach. "Wir begrenzen es auf ein kontrollierbares Niveau bis irakische Kräfte den Kampf übernehmen können", sagte der Marineinfanterie-Hauptmann Carlos Barela. Tatsächlich scheint hier aber kaum von "Kontrolle" die Rede sein zu können. Während Angriffe zwar mit massivem Feuer erwidert werden, werden die Angreifer selbst nur selten verfolgt, da die US-Soldaten befürchten, in einen Hinterhalt gelockt zu werden und weil nicht genügend Soldaten vorhanden sind. "Wir gehen raus, verlieren Leute und kommen zurück", beschrieb Ali Hassan, ein Oberst der "irakischen Armee", die an der Seite der US-Soldaten kämpft, die Lage. "Die Rebellen bewegen sich überall frei. Wir brauchen eine große Operation. Wir brauchen Kontrolle." Zumindest offiziell wird eine solche "große Operation" - eine Umschreibung für einen Großangriff wie auf die Stadt Fallujah - bisher seitens des US-Militärs abgelehnt. "Das würde uns zwei Jahre zurückwerfen", sagte US-Oberstleutnant Stephen Neary, Kommandeur des 3. Bataillons des 8. Regiments der Marineinfanterie. Andererseits macht sich aber offenbar auch unter den US-Soldaten zunehmend Frustration breit. "Dieses 'wir gehen raus, halten eine Stunde lang die Stellung, werden getroffen, ziehen uns zurück und halten es nicht mehr', was soll das?", fragte Ruble. "Ich glaube an die Sache und ich glaube daran, Gutes zu tun, aber wenn wir hinausgehen, getroffen werden und ... gar nichts erreichen, warum gehen wir dann hinaus? Wenn Sie sagen, daß es die Tötung eines Rebellen wert ist, daß einer meiner Jungs verwundet wird, dann sind Sie verrückt. Das ist, als würde man einen Mann in der chinesischen Armee töten. Was hat man erreicht? Gar nichts." Einem anonym bleiben wollenden Offizier der US-Marineinfanterie zufolge ereigneten sich an einem Tag 27 der landesweit 43 Angriffe in ar-Ramadi - und dies sei ein „ruhiger Tag“ gewesen. Im Innern eines palastartigen "Gästehauses" aus der Zeit von Saddam Hussein, das jetzt als US-Basis dient, betrachten die Soldaten Bilder aus der Zeit der Anfänge der Besatzung mit Unglauben. Während nun selbst die transportablen Toiletten mit Sandsäcken und Tarnnetzen geschützt werden, zeigen die Photos Soldaten, die sich in offenen Fahrzeugen, häufig nur leicht gepanzert, durch die Stadt bewegen. Sie zeigen Soldaten, wie sie zu Fuß über einen Marktplatz gehen, was heute undenkbar ist. Ein deutliches Beispiel ist das Gebäude des Gouvernements der Provinz. Damals durften auch zivile Fahrzeuge an dem fast unbeschädigten Gebäude vorbeifahren. Heute sind die umliegenden Straßen um das schwer beschädigte Gebäude nur noch für Militärfahrzeuge zugelassen. Das Gebäude wird nun durch Sprengschutzmauern, Stacheldraht und manchmal sogar einen "Burggraben" aus Abwässern geschützt. Jeden Tag müssen US-Soldaten aus Maschinengewehrnestern, hinter Sandsäcken und von Tarnzelten auf dem Dach heraus Angriffe zurückschlagen. In einem Teil der Stadt deutete Stabsfeldwebel Tom Coffey auf eine Straße, die von den Soldaten nicht mehr befahren wird. "Sie haben uns so oft mit Bomben getroffen, daß wir sie ihnen überlassen haben", sagte er. Nachdem die Fahrt durch einen Stadtteil sich zu einem stundenlangen Feuergefecht entwickelt hatte, sagte der "irakische" Major Jabar Marouf al-Tamini bei seiner Rückkehr: "Es ist in die Hände der Rebellen gefallen", wobei er auf einer Karte auf die Gegend deutete, aus der er gerade geflohen war. "Sie kontrollieren es jetzt." Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: EMail |