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Erwartete Überraschung

Massaker im Irak

02.06.2006  






Derzeit zeigen sich die "westlichen" Medien als auch Politiker ebenso erstaunt wie empört über Berichte aus dem Irak, denen zufolge US-Soldaten Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichteten.

Der erste Fall eines solchen Massakers wurde der breiteren Öffentlichkeit durch die Medien vor einigen Wochen präsentiert. US-Soldaten hatten am 19. November des vergangenen Jahres in der irakischen Stadt Haditha offenbar in blinder Wut nach einem tödlichen Angriff auf ihren Konvoi 24 Zivilisten - Männer, Frauen und Kinder - aus nächster Nähe in ihren Häusern erschossen.

Am Freitag veröffentlichte die britische BBC nun ein Video, das ein weiteres US-Massaker an 11 irakischen Zivilisten - auch hier wurden wiederum mehrere Frauen und Kinder erschossen - in dem Ort Ishaqi im März belegt.

Tatsächlich belegen diese Berichte keineswegs einen neuen Grad des verbrecherischen Verhaltens der US-Besatzer im Irak, sondern vielmehr nur, daß sich nun auch die "etablierten Medien" nicht länger in der Lage sehen, derartige Berichte zu verschweigen.

Bereits im Mai 2003 - nicht einmal zwei Monate nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen den Irak - gab es erste Berichte, die von Massakern an Zivilisten sprachen. Damals hatten US-Soldaten das Feuer auf etwa 1.000 unbewaffnete Demonstranten eröffnet. Mindestens zwei Menschen wurden getötet und 16 weitere schwer verletzt.

Bereits einen Monat später erfolgte der nächste Bericht, dem zufolge bei einem US-Angriff auf ein Lager in Rawah mehr als 100 Zivilisten "abgeschlachtet" worden sind. US-Soldaten hätten aus Panzern und Hubschraubern das Feuer auf Häuser von Zivilisten eröffnet, so einer der Stammesältesten des Ortes.

Im April 2004 dann wurde eine Moschee in der - später traurige Berühmtheit erlangenden - Stadt Fallujah mit drei Raketen angegriffen. Dabei wurden Augenzeugen zufolge mindestens 40 Menschen getötet. Nur zwei Tage später verglich ein US-Oberstleutnant dann die Kämpfe in der Stadt mit jenen in der vietnamesischen Stadt Hue, bei denen schätzungsweise 6.000 Zivilisten getötet worden sind. Noch im gleichen Monat sprach ein ungenannter "hochrangiger US-Offizier" davon, daß die Stadt in ein "Killing Field" verwandelt werden würde.

Im folgenden Monat dann bombardierte das US-Militär eine Hochzeitsfeier in der irakischen Wüste, wobei bis zu 45 Menschen - überwiegend Frauen und Kinder - getötet wurden.

Im Juni 2003 gaben US-Soldaten bereits zu, regelmäßig irakische Zivilisten zu töten, ohne daß dies besondere Beachtung gefunden hätte.

Fünf Monate später, im November 2004, griffen US-Soldaten die Moschee Abu Hanifa in Baghdad an. Wiederum wurden mindestens 4 Menschen getötet und 9 weitere verletzt, ohne daß größere Medien von Augenzeugenberichten Notiz nahmen, die von einem Massaker unter den Betenden sprachen.

Im Mai 2005 wiederholte ein US-Hauptmann fast wortwörtlich jenen Befehl, es gebe "nur noch Feinde" in einem anzugreifenden Dorf, der schließlich zu dem US-Massaker in dem vietnamesischen Dorf My Lai führte - das nun so häufig als Vergleich zu dem Massaker in Haditha herangezogen wird, obwohl damals über 500 unbewaffnete Zivilisten getötet worden waren.

Im September des gleichen Jahres sprach der stellvertretende Vorsitzende der Irakisch-Turkmenischen Demokratischen Partei, Kasim Omer, angesichts der Folgen des US-geführten Angriffs auf die Stadt Tal Afar von einem "Massaker, [das] zu einem Völkermord geworden ist."

Im folgenden Monat kam eine Konferenz muslimischer Gelehrter und Geistlicher in einer Abschlußerklärung zu dem Schluß, daß die "irakische Übergangsregierung" unter Iyad Allawi für "US-Massaker im Irak" verantwortlich sei.

Eine im November 2005 von dem italienischen Sender RAINews24 ausgestrahlte Reportage über den US-Angriff auf die Stadt Fallujah im November 2004 ließ keinen Zweifel daran, daß die Bezeichnung "Massaker" eine massiv verharmlosende Bezeichnung für das Vorgehen des US-Militärs wäre. So unglaublich die dort gemachten Anschuldigungen wirken mögen, so sind sie doch selbst durch Quellen innerhalb des US-Militärs belegbar. Trotzdem verzichtete die überwiegende Zahl der "etablierten Medien" auch in diesem Fall erneut darauf, hiervon Notiz zu nehmen oder gar ausführlich über diese Verbrechen zu berichten.

Im März dieses Jahres dann sprach selbst ein Mitglied der irakischen Marionettenregierung, der Sicherheitsminister Abd al-Karim al-Enzi angesichts der Tötung von 37 Menschen während des Abendgebets in einer Moschee in Baghdad von einem Massaker durch US-Soldaten. "Sie waren alle unbewaffnet. Niemand feuerte auch nur einen einzelnen Schuß auf sie [die Soldaten] ab. Sie gingen hinein, fesselten die Leute und erschossen sie alle. Sie ließen keine Verwundeten zurück", so al-Enzi. Einem weiteren Bericht zufolge wurde dabei auch ein Journalist erschossen.

Im Mai dann wurde ein Haus in der Stadt ar-Ramadi bombardiert, wobei mindestens 13 Zivilisten getötet wurden.

Tatsächlich gab es auch bereits im März dieses jahres Berichte, die von einem Massaker an 11 Zivilisten in Ishaqi sprachen. Damals waren diese den meisten Medien aber wiederum keine Meldung wert.

Eine in der Zeitschrift Lancet im Oktober 2004 veröffentlichte Schätzung der bis dahin im Irak getöteten Menschen auf mindestens 100.000 blieb ebenso unbeachtet wie neuere Hochrechnungen, die von mehr als 200.000 Getöteten ausgehen.

Nun kann es allerdings kaum verwundern, daß der überwiegende Teil der Medien darauf verzichtet, derartige Meldungen zu verbreiten, üben die USA doch offenbar massiven Druck auf Medien aus, nur "genehme" Nachrichten zu veröffentlichen.

Bei alledem blieben die mittel- und langfristigen Folgen für die irakische Bevölkerung - aber auch die Besatzer - durch die großflächige radioaktive Verseuchung des Landes durch "Uran-Munition" völlig unbeachtet. Schon 2004 schuf ein Bürgertribunal vor diesem Hintergrund den Begriff des "Totalmords".

Bei Betrachtung all dieser Berichte fiel es schon im April 2004 nicht schwer, ein neues "My Lai" im Irak vorauszusehen - eine Einschätzung, die hier im September des gleichen Jahres erneut getroffen wurde.

All diese Berichte zeigen eines überdeutlich: wer bisher sehenden Auges die Lage im Irak beobachtete, dem konnte nicht entgehen, daß US-Soldaten im Irak regelmäßig Massaker an Zivilisten begingen. Wer dies trotzalledem ausblendete, hätte kaum deutlicher machen können, auf welcher Seite er steht.





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