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"Viele weitere Hadithas"

Zahllose Massaker im Irak

07.06.2006  






Zwar ist das Massaker in der irakischen Stadt Haditha an 24 Zivilisten im vergangenen November keineswegs ein Einzelfall, wie dies noch immer von den Medien dargestellt wird, eine IPS-Meldung vom Dienstag zeigt aber, daß derartige Massaker offenbar an der Tagesordnung sind.

"Es gibt im Irak viele, viele, viele Fälle wie Haditha, die noch immer nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind und beleuchtet werden müssen", sagte Dr. Salam Ishmael, Projektleiter der Organisation "Ärzte für den Irak" und früherer Chef der Assistenzärzte am städtischen Krankenhaus von Baghdad. In Haditha wiederholte das US-Militär seiner Aussage zufolge die in der Vergangenheit bereits mehrfach angewandte Strategie, die Versorgung mit Strom und Wasser zu unterbrechen. Außerdem wurde das Krankenhaus der Stadt mehrfach angegriffen.

"Das Krankenhaus wurde drei Mal angegriffen. Im November 2005 wurde das Krankenhaus von der irakischen und der US-Armee sieben Tage lang besetzt, was eine schwere Verletzung der Genfer Konventionen darstellt", so Ishmael weiter. "Bei einem dieser Angriffe setzten die Soldaten innerhalb des Krankenhauses scharfe Munition ein. Sie fesselten alle Ärzte und zerstörten den gesamten Vorrat an Medikamenten. Es endete mit der Tötung eines Patienten in seinem Bett."

Gegenüber IPS berichtete der frühere US-Soldat Joseph Hatcher, daß die US-Soldaten vor ihrem Einsatz keine nennenswerten Sprachkenntnisse vermittelt bekommen. "Die einzige Sprachausbildung, die wir bekamen, war ein Heftchen, in dem stand, wie man Dinge wie 'runter auf Hände und Knie' und 'keinen Widerstand' sagt."

"Wir sprachen kaum bei den Hausdurchsuchungen", so Hatcher weiter. "Man richtet eine Waffe auf jemanden und zieht ihn zu Boden. Es ist ziemlich Standard. Es gibt keine Möglichkeit festzustellen, ob man jemand wertvolles hat. Man durchsucht einfach willkürlich einen ganzen Block."

Salam al-Amidi sagte, er habe in der nordirakischen Stadt Mosul als einziger Übersetzer für über 5.000 US-Soldaten gearbeitet. Er berichtete, daß sich das US-Militär fast ausschließlich auf bezahlte Informanten verläßt, um zu entscheiden, welche Häuser durchsucht werden.

"Vielleicht wollte sich diese Person an der Familie rächen und kam und sagte uns, er habe jemanden Waffen verkaufen gesehen. Wir gingen morgens um drei zu dem Haus, wir brachen die Tür auf und zerstörten alles in dem Haus", sagte er.

Während die Aussagen Hatchers und al-Amidis erneut frühere Berichte über derartige Vorgehensweisen des US-Militärs im Irak bestätigen - die zweifellos einer der Gründe für den anhaltenden irakischen Widerstand sind, so kann dies doch keinesfalls als Begründung oder gar Entschuldigung für die von Soldaten begangenen Massaker dienen.

Die mutwillige, gezielte Erschießung von Frauen und Kindern aus kürzester Entfernung ist weder mit sprachlichen Defiziten noch mit falschen Information erklärbar. Daß US-Soldaten derartige Verbrechen begehen, ist eine Katastrophe. Daß dies offenbar regelmäßig geschieht, eine noch größere. Daß sie dabei von vorgesetzten Offizieren, Ermittlern und Militärrichtern gedeckt werden, offenbart einen grundlegenden, offenbar von höchster Ebene gedeckten Moralverfall innerhalb des US-Militärs. Würden hier international einheitliche Maßstäbe angelegt, so könnte die Frage nur noch lauten, wann es zu einem Kriegsverbrechertribunal gegen die US-Regierung kommt. Diese Frage hätte sich allerdings auch bereits spätestens durch das Massaker in Fallujah und den Einsatz von Uranmunition in Städten stellen müssen.





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