Wie die britische BBC am Samstag berichtete, ist ein hochrangiger Polizist, der sowohl in die Erschießung von Jean-Charles de Menezes als auch in die Razzia im Londoner Stadtteil Forest Gate in der Nacht des 2. Juni verwickelt ist, mit einer der höchsten Ehrungen des Landes ausgezeichnet worden. Demnach wurde Andy Hayman, Stellvertreter des Leiters der London Metropolitan Police, der für die Hauptstadt London zuständigen Polizei, mit dem Titel "Commander of the Britisch Empire" (CBE) ausgezeichnet. Schon die nächsthöhere Stufe dieses Titels - "Knight Commander of the British Empire" - bedeutet den Ritterschlag und berechtigt Staatsbürger des britischen Commonwealths zum Führen des Titels "Sir". Nur zwei Tage zuvor hatte er sich wegen der Razzia in Forest Gate bei den beiden Brüdern Mohammed Abdul Kahar und Abdul Koyair entschuldigt, die dabei verhaftet worden waren. Kahar war außerdem von einem Polizisten angeschossen worden. Insgesamt waren rund 250 Polizisten an der Razzia beteiligt. Die beiden Brüder waren aufgrund eines "Hinweises" verdächtigt worden, eine Bombe zu bauen. Weder durch die Durchsuchung ihres Hauses noch durch Verhöre - sie wurden erst eine Woche später wieder freigelassen - ergaben weitere Verdachtsmomente. Kahar sagte, er habe anfangs geglaubt, Einbrecher würden ihn ermorden wollen. Erst nachdem er von den Polizisten aus seinem Haus gebracht worden war, sah er dort Polizeifahrzeuge stehen. Asad Rehman, der in der Vergangenheit sowohl die Familie de Menezes' als auch die beiden Brüder in der Öffentlichkeit vertreten hat, nannte die Titelverleihung "etwas unsensibel". In beiden Fällen gebe es noch offene Fragen, so Reman. "Also beide diese Angelegenheiten zusammengenommen, hätte nicht geglaubt, daß dies der richtige Zeitpunkt sein könnte, daß man sagt, daß Ehrungen vergeben werden müssen", sagte er. Dieser Meinung war auch der innenpolitische Sprecher der Liberaldemokratischen Partei Nick Clegg. Es mag Gründe für die Ernennung Haymans gegeben haben, aber unter diesen "außergewöhnlichen Umständen" hätte mehr über den Zeitpunkt der Ehrung nachgedacht werden sollen. Aufgrund des Sturms auf das Haus in Forest Gate und der anschließenden Ereignisse existiere weiterhin "riesige Wut und Angst" innerhalb der örtlichen Gemeinschaft. John Denham, Vorsitzender des innenpolitischen Sonderausschusses des britischen Parlaments, sagte, die Entscheidung zur Ehrung Haymans sei bereits vor Monaten gefallen. "Niemand sollte dies als irgendeine Wertung der Ereignisse in Forest Gate auffassen", sagte er. "Ich glaube, in der Praxis ist es ziemlich schwierig bei etwas wie dem Ehrungs-System zu beginnen zu sagen, vielleicht hätte es im letzten Moment verschoben werden sollen. Dies wäre auf eine gleichfalls schädliche Art falsch verstanden worden." Tatsächlich wäre es allerdings zumindest ein Signal gewesen, daß die britische Polizei und das britische Königshaus die Gefühle der Menschen ernstnehmen, nicht versuchen, Fehler bei den "Antiterror-Einsätzen" zu vertuschen und ernsthaft versuchen, Schuldige an Fehlern zu finden und zu bestrafen. Dieses Festhalten an der Tagesordnung könnte andererseits kaum deutlicher zeigen, daß man der Ansicht ist, daß der Verantwortliche für die "Antiterror-Einsätze" - und damit letztlich ebenso alle ausführenden Polizisten - keinerlei Schuld an den offensichtlichen Fehlern trägt. Darüber hinaus sollte allein der Tod de Menezes' bereits ausreichen, auf eine solche Auszeichnung Haymans zu verzichten. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: EMail |