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Schwarzes Öl

Gewinnmaximierung im Irak

19.06.2006  






Einem Bericht der New York Times vom Sonntag zufolge werden im Irak Millionen Barrel eines Abfallprodukts der Ölraffineration als "Entsorgung" in Gebirgstäler gepumpt.

Das "schwarze Öl" oder auch "Bunkeröl" wurde von der "irakischen Regierung" - die letztlich weiterhin den US-Besatzern untersteht - in Täler nahe des Tigris nordwestlich der Hauptstadt Baghdad gepumpt und dort in Brand gesteckt. Die Feuer verlöschten zwar nach einer Beschwerde der "irakischen Umweltministerin" Narmin Othman Hasan, die mutwillige Umweltzerstörung zwecks der Benzin- und Leichtölerzeugung scheint hiervon aber unberührt.

Ayad Younis, ein das Gebiet besuchender irakischer Umweltingenieur, beschrieb diese als eine Art schwarzer Sumpflandschaft von ölgetränktem Boden mit offenen Seen von Öl. Die Rauchwolken des brennenden Öls "waren so schwer, daß sie die Atmung und die Sicht in der Gegend erschwerten und eine ernste Gefahr für die Umwelt darstellen."

Insgesamt befinden sich etwa 30 Ortschaften mit jeweils rund 2.500 Einwohnern in der Umgegend. Die meisten von ihnen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Tigris oder aus Brunnen - beide sind durch das Bunkeröl in höchstem Maße gefährdet. Das Öl habe bereits begonnen, seinen Weg in den Fluß zu finden, sagte Ahmed Mahmoud, der die Überwachungsabteilung des Umweltamtes in Tikrit leitet. Es sei zwar derzeit nicht klar, wie viel Öl in den Fluß gelangt sei, der Fluß durchquert aber eine ganze Reihe von Orten auf seinem Weg nach Baghdad und weiter über Basra bis in den Persischen Golf.

Bis zu 40 Prozent des in den veralteten irakischen Raffinerien - eine Folge des völkerrechtwidrigen Angriffskrieges der USA, insbesondere aber der über 10 Jahre dauernden Sanktionen - wiederum auf Betreiben der USA - verarbeiteten Rohöls wird zu Bunkeröl. Vor den Sanktionen wurde dies ins Ausland zu moderneren Raffinerien exportiert. Diese Exporte sind aber praktisch zum Erliegen gekommen. Stattdessen wurde und wird das Bunkeröl von der nahegelegenen Raffinerie in Baiji in die Gebirgsregion Makhul gepumpt.

Der Gouverneur Hamad Hmoud al-Qaisi zeigte sich in einem Interview empört. "Ich rufe die Vereinten Nationen und die Regierung der Vereinigten Staaten auf, sich zu beeilen, um die Bürger von Baiji und Tikrit vor einer Umweltkatastrophe zu bewahren", sagte er, offenbar wohlwissend, daß die vorgebliche "irakische Regierung" hier keinerlei Einfluß hat.

Ein anonym bleiben wollender US-Beamter hatte schon Anfang des Monats gesagt, daß in Baiji täglich etwa 90.000 Barrel Raffinerieprodukte erzeugt würden, was zu einer Tagesproduktion von rund 36.000 Barrel Bunkeröl führt. Die irakischen Raffinerien - Baiji ist keineswegs die einzige mit diesem "Entsorgungsproblem" - wären gezwungen, ihren Betrieb einzustellen, gäbe es für sie keine Möglichkeit, sich des Bunkeröls zu entledigen. Dies ist offensichtlich eine von der US-Regierung nicht erwünschte Möglichkeit.

Mussab H. al-Dujayli, ein technischer Experte in der Ölhandelsorganisation, sagte die großangelegte Verkippung des Bunkeröls widerspräche korrektem Ingenieurswesen. "Die Konsequenzen daraus sind fürchterlich", sagte er. "Gott bewahre."

Bemerkenswert ist hier zweifellos, daß nicht nur die Umwelt und die Gesundheit zahlloser Menschen gefährdet werden, sondern ein Rohstoff, der bei entsprechender Behandlung einen deutlichen Wert besitzt - umso mehr angesichts steigender Ölpreise - unkontrolliert in Täler gepumpt wird, statt ihn zu verwerten.

Angesichts der Bedenkenlosigkeit, die die US-Besatzer gegenüber irakischem Leben täglich an den Tag legen, kann dies letztlich allerdings kaum verwundern. Da der Widerstand im Irak einen Abtransport mittels Tanklastwagen - von denen täglich allein in Baiji etwa 150 benötigt würden - logistisch unmöglich erscheinen läßt, ist die "Entsorgung" in der Umwelt sicherlich die preiswerteste Lösung und dient so der Gewinnmaximierung.





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