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Zahllose Versehen

Israel bombardiert weiter

26.07.2006  






Berichte vom Dienstag und Mittwoch belegen erneut, wie gleichgültig sich Israel bei seinem Krieg gegen den Libanon und Palästina gegenüber internationalen Verträgen wie den Genfer Konventionen verhält.

So berichtete die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), daß das israelische Militär Streubomben auf dicht besiedelte Gebiete im Libanon abgefeuert hat. Eine Untersuchung vor Ort ergab, daß bei einem Angriff auf das Dorf Blida am 19. Juli Streubomben eingesetzt wurden. Dabei wurde eine Frau getötet und 12 weitere Zivilisten, darunter 7 Kinder, teilweise schwer verletzt. Unter den Verletzten befanden sich auch vier Menschen, die neben der libanesischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Bei einer Artilleriestellung des israelischen Militärs an der Grenze zum Libanon gelang es den HRW-Mitarbeitern, Photos von Streubombengranaten zu machen. Die Bilder lassen keinen Zweifel daran, daß es sich um Streubomben handelt, da die entsprechenden Markierungen klar zu erkennen sind.

Nach Ansicht von HRW ist der Einsatz derartiger Waffen in Wohngebieten vermutlich eine Verletzung des Verbots unterschiedsloser Angriffe, erschwert durch die Tatsache, daß im Mittel 14 Prozent der ausgesetzten Streubomben - pro Granate also rund 12 der darin enthaltenen Bomben - nicht wie vorgesehen explodieren und so letztlich ein Minenfeld erzeugen.

Ebenfalls am Dienstag berichtete der britische Guardian, daß am Sonntag zwei Krankenwagen des Roten Kreuzes in der Stadt Tyre (Tyrus) von israelischen Raketen zerstört wurden. Bei dem Angriff wurden 6 Sanitäter verletzt. 3 Patienten, die mit den Krankenwagen transportiert wurden und ursprünglich nur leichte Verletzungen hatten, ringen jetzt um ihr Leben.

Die Krankenwagen waren klar gekennzeichnet, die Scheinwerfer waren ebenso wie das Blaulicht eingeschaltet und ein weiterer Scheinwerfer beleuchtete die Fahne des Roten Kreuzes als die Raketen einschlugen. "Ich glaube nicht, daß die Bombardierung zweier Krankenwagen ein Versehen sein kann", sagte Kassem Shaalan, einer der verletzten Sanitäter. Dies war zwar der erste Bericht über einen Angriff auf Krankenwagen des Roten Kreuzes, in der vergangenen Woche war allerdings bereits ein Zentrum der Organisation in dem Ort al-Ansariya bombardiert worden.

Am Dienstagabend nun bombardierte das israelische Militär einen Beobachtungsposten der Friedenstruppen der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL), wobei alle 4 dort stationierten UN-Soldaten - ein Österreicher, ein Finne, ein Kanadier und ein Chinese - getötet wurden. CNN berichtete am Mittwoch, daß vor dem tödlichen Treffer sechs Stunden lang immer wieder Bomben im Umkreis von nur wenigen hundert Metern um den Beobachtungsposten herum eingeschlagen waren. Nach jedem der etwa 10 Einschläge hatten die UN-Soldaten Kontakt mit einem israelischen Verbindungsoffizier aufgenommen, der ihnen eine Einstellung des Feuers zusicherte - offensichtlich eine Lüge. Da sich die UN-Soldaten in einem Bunker aufhielten ist zumindest zu vermuten, daß hier bunkerbrechende Waffen eingesetzt wurden.

UN-Generalsekretär Kofi Annan verbarg nicht seine Wut über den Angriff und nannte ihn "offenbar absichtlich", was postwendend von israelischer Seite bestritten wurde. Der israelische Premierminister Ehud Olmert kritisierte Annans Aussage und sagte, ein "Versehen" dürfe nicht als vorsätzliche Tat bezeichnet werden. Der israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, ging sogar so weit, eine Entschuldigung Annans zu fordern.

"Dieser koordinierte Artillerie- und Luftangriff auf einen schon lange bestehenden und klar markierten UN-Posten in Khiyam geschah trotz persönlicher Zusicherungen, die Premierminister Ehud Olmert mir gab, daß UN-Positionen von israelischem Feuer ausgenommen würden", so Annan. "Außerdem hatte General Alain Pelligrini, der Kommandeur der UN-Kräfte im Südlibanon, den ganzen Dienstag über wiederholt Kontakt mit israelischen Offizieren, wobei er betonte, daß diese spezielle UN-Positionen vor Angriffen geschützt werden müsse."

Tatsächlich war dies zwar der bisher folgenschwerste, aber keineswegs der erste israelische Angriff auf einen UN-Stützpunkt in den vergangenen Wochen. Bereits am 16. Juli waren zwei UN-Stützpunkte bombardiert worden, wobei ein indischer Soldat schwer verletzt wurde.

Noch weitaus schwerwiegender war ein israelischer Angriff, der sich am 18. April 1996 in Qana nahe Tyre ereignete. Aufgrund der israelischen Operation "Früchte des Zorns" waren bis zu jenem Tag etwa 800 libanesische Zivilisten in den UN-Stützpunkt geflohen. Einer UN-Untersuchung zufolge feuerte die Hizb Allah in einer Entfernung von etwa 350 Metern zu dem Stützpunkt zwei Katyusha-Raketen auf israelische Soldaten. Etwa 15 Minuten vor dem israelischen Angriff feuerten Kämpfer der Hizb Allah in einer Entfernung von etwa 200 Metern mehrere Mörsergranaten ab. Da israelische Militär feuerte daraufhin nach eigenen Angaben 38 Artilleriegranaten auf dieses Ziel ab, von denen 13 in oder über dem UN-Stützpunkt explodierten. 106 Flüchtlinge wurden bei dem Angriff getötet, unzählige weitere verletzt.

Sollte die israelische Bevölkerung, die Umfragen zufolge mehrheitlich hinter dem Vorgehen des israelischen Militärs steht, tatsächlich der Ansicht sein, daß es sich bei all diesen Fällen immer wieder nur um "bedauerliche Versehen" handelt, so sollte sie beginnen sich zu fragen, wieviele der vorgeblichen Hizb Allah-Raketen, die derzeit in ihren Städten einschlagen, in Wahrheit auch nur "Versehen" der eigenen Soldaten sind.





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