www.freace.de
Impressum und Datenschutz

Nachrichten, die man nicht überall findet.





"Wir hungern jetzt alle"

Kriegsfolgen in Palästina

08.09.2006  






In einem Artikel im britischen Independent beschrieb der Journalist Patrick Cockburn am Freitag in eindringlichen Worten die Folgen des israelischen Krieges gegen den palästinensischen Gaza-Streifen.

"Gaza stirbt. Die israelische Belagerung der palästinensischen Enklave ist so dicht, daß die Menschen dort am Rande des Hungers sind. Hier, am Rande des Mittelmeeres, ereignet sich eine große Tragödie, die ignoriert wird, weil sich die Aufmerksamkeit der Welt von den Kriegen im Libanon und im Irak abgelenkt wurde", so Cockburn in der Einleitung seines Artikels.

Durch die israelische Blockade werden Cockburn zufolge 1,5 Millionen Palästinenser im dichtbesiedeltsten Gebiet der Welt inhaftiert, nachdem Israel jeden Handel unterbunden hat. So ist es selbst Fischern verboten, sich weiter von der Küste zu entfernen, was dazu führt, daß sie - häufig vergeblich - versuchen, in der Brandung Fische mit von Hand geworfenen Netzen zu fangen.

Nach Aussage von Dr. Juma al-Saqa, dem Leiter des Krankenhaus al-Shifa in Gaza, wurden seit dem 25. Juni 262 Menschen getötet und rund 1.200 verwundet. 64 der Todesopfer, also über ein Viertel, waren Kinder. Hier zeigt sich erneut das Mißverhältnis zwischen israelischen und palästinensischen Opfern. Am 25. Juni war der israelische Soldat Gilad Shalit gefangengenommen und zwei weitere Soldaten getötet worden, als sie von palästinensischen Kämpfern angegriffen wurden. Seit dem „tobt [das israelische Militär] in Gaza - es gibt kein anderes Wort dafür - es tötet und zerstört, bombardiert und beschießt wahllos“, zitiert Cockburn einen Artikel Gideon Levys in der Haaretz. Da israelische Soldaten und Panzer seit dem „Abzug“ nach Gutdünken in den Gaza-Streifen eingedrungen seien, müsse von einer erneuten Besatzung die Rede sein.

Fuad al-Turna, ein 61 Jahre alter Bauer, war Opfer eines solchen israelischen Eindringens im Bezirk Shajhayeh geworden. Insgesamt wurden dabei 22 Palästinenser getötet und drei Häuser sowie Oliven-, Zitronen und Mandelhaine zerstört. "Sie zerstörten sogar 22 meiner Bienenstöcke und töteten vier Schafe", sagte er. Dabei deutete er traurig auf ein Feld, auf dem zwischen den Spuren der israelischen Planierraupen noch die Stümpfe von Bäumen zu sehen waren.

Einem Bericht der Weltbank vom vergangenen Monat zufolge sehen sich die West Bank und Gaza „einem Jahr der beispiellosen wirtschaftlichen Rezession gegenüber. Die Reallöhne könnten in 2006 bis zu einem Drittel schrumpfen und und Armut bis zu zwei Drittel der Bevölkerung treffen“, so der Bericht. Angesichts der Blockade, aber insbesondere auch der Weigerung Israels, "im Namen Palästinas" einbehaltene Zölle auszuzahlen, kann dies kaum verwundern. Weiter erschwert wird dies durch die Weigerung, bisherige EU-Hilfen weiterhin auszuzahlen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen im Gaza-Streifen beträgt jetzt umgerechnet 700 US-Dollar, während es in Israel 20.000 US-Dollar sind.

"Es ist das schlimmste Jahr seit 1948 für uns", sagte Dr. Maged Abu Ramadan, der Bürgermeister von Gaza. "Der Gaza-Streifen ist ein Gefängnis. Weder Menschen noch Waren dürfen ihn verlassen. Die Menschen hungern bereits. Sie versuchen, von Brot und Falafel und einigen Tomaten und Gurken, die sie selbst anbauen, zu leben."

Seiner Aussage zufolge wurden 70 Prozent der Orangenhaine durch Israel zerstört um "Sicherheitszonen" zu errichten. Ein israelischer Luftangriff zerstörte - wie auch im Libanon - das größte Elektrizitätswerk, so daß 55 Prozent der Stromversorgung verlorengingen.

Derartiges Vorgehen Israels, das zu Kollektivstrafen gegen die palästinensische Bevölkerung führt, ist zweifellos kaum geeignet, den Zulauf zu von Israel als "terroristisch" gebrandmarkten Organisationen zu verringern.





Zurück zur Startseite





Impressum und Datenschutz

contact: E-Mail