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Späte Rache?

AP-Journalist im Irak seit 5 Monaten gefangen

17.09.2006  






Wie AP am Sonntag berichtete, wird der für die Nachrichtenagentur arbeitende Journalist Bilal Hussein seit fünf Monaten von den US-Besatzern im Irak gefangengehalten. Ihm werden seitens des US-Militärs zwar Verbindungen zum irakischen Widerstand vorgeworfen, bisher erfolgte aber weder eine Anklage noch wurden AP überzeugende Beweise für seine Schuld vorgelegt.

Der 35 Jahre alte, aus der irakischen Stadt Fallujah stammende Hussein arbeitete seit September 2004 als Photograph für AP. Eines der von ihm gemachten Bilder gehörte zu einer Reihe von 20 Aufnahmen, die im vergangenen Jahr gemeinschaftlich den Pulitzer-Preis für Nachrichtenphotographie gewonnen hatte.

Vor seiner Arbeit für AP hatte er ein Geschäft für Elektronikartikel in Fallujah betrieben. Während der US-geführten Angriffs auf Fallujah im November 2004 war er in der Stadt geblieben, während seine Familie geflohen war.

"Er hatte guten Zugang. Er konnte nicht nur die Folgen der Angriffe auf Fallujah photographieren, er konnte gelegentlich auch Mitglieder des Widerstands photographieren", lobte Santiago Lyon, Photodirektor von AP, Husseins Arbeit. "Das war zu der damaligen Zeit sehr schwierig." Nachdem er später ebenfalls aus der Stadt geflohen war, ging er schließlich nach Ramadi und setzte dort seine Arbeit für AP fort.

Das US-Militär behauptet, Hussein sei zusammen mit zwei Widerstandskämpfern, darunter Hamid Hamad Motib, dem seinerseits vorgeworfen wird, ein Anführer von "Al-Qaida" im Irak zu sein, gefangengenommen worden. Außerdem seien in seiner Wohnung nach seiner Gefangennahme Materialien zum Bombenbau gefunden worden, das US-Militär hat allerdings bis heute nicht mitgeteilt, um welche "Materialien" es sich dabei handelte. Außerdem seien an ihm Spuren von Sprengstoff gefunden worden - angesichts der Tatsache, daß er sich in einem Kriegsgebiet bewegte, wenig verwunderlich, wie Scott Horton, ein von AP mit dem Fall betrauter New Yorker Anwalt, einwendet.

"Die verfügbaren Informationen eröffnen, daß er Beziehungen zu Rebelln hat und ihm Zugang zu Rebellenaktivitäten außerhalb des normalen Ausmaßes, das Journalisten, die legitimen Aktivitäten nachgehen, gewährt wird", schrieb US-Generalmajor Jack Gardner an AP.

Kathleen Carroll, Chefredakteurin von AP, widerspricht der Beschuldigung des US-Militärs, dies belege eine Verbindung Husseins zum irakischen Widerstand.

"Journalisten haben immer Beziehungen zu Menschen gehabt, die andere vielleicht anstößig finden", sagte sie. "Wir sind nicht dazu da, um uns auf eine Seite zu stellen, wir sind dazu da, von allen Seiten zu berichten."

AP hatte nach eigener Darstellung Husseins Gefangenschaft bisher nicht öffentlich gemacht, da bisher gehofft worden sei, daß dieses Stillschweigen und Bemühungen "in aller Stille" der beste Weg zu seiner Freilassung wären. AP-Führungskräfte in New York und Baghdad haben vergeblich versucht, US-Beamte bis hin zum US-"Botschafter" im Irak, Zalmay Khalilzad, dazu zu bewegen, nähere Informationen über die gegen Hussein erhobenen Vorwürfe vorzulegen. Nachdem nun über fünf Monate seit seiner Gefangennahme am 12. April verstrichen sind, ist diese Hoffnung offenbar aufgegeben worden.

"Wir wollen, daß sich die Rechtsstaatlichkeit durchsetzt. Unbegrenzte Inhaftierung ist nicht akzeptabel", sagte der AP-Präsident Tom Curley. "Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß dies entsprechend irakischem Recht und den Genfer Konventionen und jeder militärischen Dienstanweisung zufolge inakzeptabel ist."

Hussein ist nur einer von hunderten Journalisten, die von den Besatzern im Irak gefangengenommen und teilweise erst nach Wochen wieder freigelassen wurden oder sich derzeit noch in Gefangenschaft befinden - auch wenn die Zeit seiner Gefangenschaft eher die Ausnahme darstellt. Erst im April war der für den US-Sender CBS arbeitende Kameramann Abd al-Amir Younis Hussein nach einem Jahr der Gefangenschaft schließlich freigelassen worden.

Neben seiner noch längeren Gefangenschaft verbindet ihn noch eine weitere Tatsache mit Bilal Hussein. Als er von US-Soldaten im April 2005 gefangengenommen wurde, war er gerade im Begriff, eines der zahllosen Kriegsverbrechen des US-Militärs im Irak mit seiner Kamera festzuhalten.

Bilal Hussein hatte im November 2004 nach seiner Flucht aus Fallujah berichtet, er habe mit eigenen Augen gesehen, wie andere Flüchtlinge von US-Soldaten erschossen wurden.

Hussein, der seinem irakischen Anwalt Badie Arief Izzat zufolge seine Unschuld beteuert, vermutet, daß es seine Berichterstattung aus Fallujah und Ramadi war, die schließlich zu seiner Gefangenschaft führten.





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