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Stumme Zeugen

Neues "Beweisvideo" für offizielle Verschwörungstheorie zum 11.9.

02.10.2006  






Am Sonntag veröffentlichte die britische Times einen Artikel zu den ebenfalls veröffentlichten neuen "Beweisvideos" zur vorgeblichen Schuld der offiziell als Täter der Anschläge vom 11.9.2001 in den USA bezeichneten Mohammed Atta und Ziad Jarrah.

Das "unbearbeitete Video" ist der Zeitung dem Artikel zufolge durch einen "zuvor erprobten Kanal" zugespielt worden. Anonym bleiben wollende Quellen sowohl der USA als auch "Al-Qaidas" hätten die Echtheit der "fast einstündigen" Aufzeichnung bestätigt.

In dem Artikel kann der Journalist Yosri Fouda seine Begeisterung für dieses vorgebliche Beweisvideo nicht verbergen. "Jetzt haben die Ermittler den Beweis und nur die exzentrischten anti-amerikanischen Fantasten können weiterhin behaupten, daß bin Laden, Atta, Jarrah und so weiter nicht am 11. September beteiligt waren", schreibt Fouda.

Nun kann diese Begeisterung kaum verwundern, hat der Chefkorrespondent von Al-Jazeera in London Fouda doch vor drei Jahren gemeinsam mit dem Times-Journalisten Nick Fielding das Buch "Masterminds of Terror" veröffentlicht, in dem er von einem Interview mit Ramzi bin al-Shibh und Khalid Sheikh Mohammed, die allgemein als Planer der Anschläge bezeichnet werden, vor deren vorgeblicher Gefangennahme berichtet. Fouads Darstellung zufolge haben beide Männer in dem Interview ihm gegenüber ihre Mittäterschaft und die Verantwortung Osama bin Ladens zugegeben, Beweise hierfür legte er allerdings bisher nicht vor und Zweifel an seiner Darstellung scheinen mehr als angebracht.  

Tatsächlich erscheint die Beweiskraft des nun veröffentlichten Videos äußert fragwürdig. Schon die Behauptung, es handele sich um ein "ungeschnittenes" Video, kann nur als unwahr bezeichnet werden. Einerseits ergibt die Gesamtdauer der von der Times im Internet veröffentlichten fünf einzelnen Videos nur 50 Minuten und 34 Sekunden – ein deutlicher Unterschied zu "fast einstündig" - andererseits sind aber auch zahlreiche Schnitte und Überblendungen innerhalb der Videos sichtbar.

Bemerkenswert ist auch die Unterteilung der einzelnen, von der Times veröffentlichten Videos. Während die ersten beiden dem eingeblendeten Zeitstempel zufolge am 8. Januar 2000 aufgenommen wurden, scheinen die weiteren drei zehn Tage später aufgezeichnet worden zu sein. Abgesehen von den zeitlich nahe beieinanderliegenden Zeitstempeln gibt es allerdings keinerlei Beleg dafür, daß die folgenden Aufnahmen in irgendeinem direkten Zusammenhang mit den ersten beiden stehen. Die ersten beiden Teile des Videos zeigen nach Aussage Foudas – das von der Times stark komprimierte Material läßt hier keinesfalls eine definitive Aussage zu – Osama bin Laden und zahlreiche weitere Personen, darunter beispielsweise Ramzi bin al-Shibh, die folgenden drei Videos zeigen Atta und Jarrah.

Fouda zufolge verlasen Jarrah und Atta vor laufender Kamera ihre Testamente. Das Wort "al-Wasiyyah" sei auf dem von Jarrah "verlesenen" Dokument "leicht entzifferbar" - auch dies läßt sich zumindest anhand der veröffentlichten Qualität nicht nachvollziehen. "Al-Wassiyyah" ist das arabische Wort für den "letzten Willen" eines Menschen, in dem er den nicht aufgrund des islamischen Glaubens Angehörigen zustehenden "Pflichtteil" ("Irth") von üblicherweise höchstens eines Viertels seines Besitzes frei verteilt.

Über diese Behauptung hinaus könnte Fouda selbst in Wahrheit keinerlei Aussage zum Inhalt des Videos machen, der Aufnahme vollständig der Ton fehlt. Fouda selbst schreibt, daß eine "US-Quelle" angegeben hat, daß es selbst Lippenlesern nicht gelungen sei, die gesprochenen Worte zu entziffern – obgleich die Gesichter der Sprecher zumindest teilweise kaum deutlicher zu sehen sein könnten.

Auch dieses "Beweisvideo" enthält also derart viele Merkwürdigkeiten, daß Foudas Begeisterung keineswegs objektiv, sondern nur durch die Tatsache, daß er die "offizielle US-Verschwörungstheorie" zu den Anschlägen vom 11.9. ausdrücklich durch sein Buch gedeckt hatte, erklären.





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