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Verbrechensbekämpfung oder -vertuschung?

Britische Besatzer stürmen irakische Polizeizentrale

25.12.2006  






Wie die britische BBC berichtete, hat das britische Militär am Montag eine Polizeizentrale in der südirakischen Stadt Basra gestürmt. Nach Angaben des britischen Militärs war befürchtet worden, dutzende der dort Gefangengehaltenen könnten in den nächsten Tagen getötet werden.

Über 1.000 britische Soldaten waren demnach an der Erstürmung der Zentrale der Sonderermittlungseinheit für Schwerverbrechen beteiligt, wobei sie von Hubschraubern und Panzern unterstützt wurden. Zu Anfang der Operation – wobei nicht klar ist, ob sich dies auf die Erstürmung selbst oder den Aufmarsch der britischen Truppen bezog – wurden die Soldaten nach Auskunft es britischen Majors Charlie Burbridge mit Schußwaffen und Panzerfäusten angegriffen.

Burbridge zufolge sei die Einheit an der "Ermordung" sowohl von Irakern als auch von Besatzungstruppen beteiligt gewesen. "Wir haben schon einige Zeit darüber gesprochen, die Polizeieinheit auszumerzen, nun, das ist genau, was wir getan haben", sagte er. "Wir haben einen sehr bedeutenden und lästigen Teil der Polizei entfernt, der die Menschen in Basra verängstigt hat und letztlich wird es Basra zu einem besseren Ort machen." Die Operation sei bereits seit Juli dieses Jahres geplant worden, man habe nun aber schnell handeln müssen, um die Ermordung von Gefangenen zu verhindern.

Während der BBC-Meldung zufolge 127 Gefangene "befreit" - später spricht die Meldung von einer "Verlegung" in eine andere Polizeistation – wurden, zitierte AFP in einem von TurkishPress veröffentlichten Artikel Burbridge mit der Angabe, daß es "76 Gefangene, nicht 178, wie wir zuerst dachten" gewesen seien. AFP zufolge sagte er außerdem, die Soldaten seien nicht auf Widerstand gestoßen, erwarteten allerdings Racheangriffe. AFP zitierte ihn außerdem, daß zum Zeitpunkt des Angriffs – gegen 02:00 Uhr - nur "sehr wenige" Beamte in dem Polizeigebäude gewesen seien.

Die Gefangenen seien medizinisch begutachtet worden, bevor sie verlegt wurden. Dies habe Hinweise auf Folter ergeben, so die BBC weiter. Einige hätten zerquetschte Hände und Füße, Verbrennungen durch Strom oder Schußwunden in den Beinen gehabt.

Tatsächlich werfen diese Meldungen zahlreiche Fragen auf. Schon die Tatsache, daß zwar vorgeblich schwer verletzte Gefangene gefunden wurden, aber keine Rede davon ist, daß diese zwecks Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, ist sicherlich bemerkenswert, wie auch die drastischen Unterschiede der Zahl der verlegten Gefangenen. Auch die widersprüchlichen Aussagen Burbridges hinsichtlich vorhandenem Widerstands scheinen schwer erklärbar.

Angesichts der Lage im Irak scheint es auch wenig glaubwürdig, daß ein halbes Jahr lang ein Vorgehen gegen eine Polizeieinheit, die für die Tötung von Zivilisten als auch Besatzern verantwortlich ist, geplant würde und ein Angriff auch nur deshalb "schon" jetzt erfolgt, weil die bevorstehende Ermordung von Gefangenen – die davon abgesehen auch immer wieder in US-Gefangenschaft vorkommt - befürchtet wurde.

Am bemerkenswertesten ist aber zweifellos, daß sowohl der BBC als auch AFP zufolge das Polizeigebäude nach dem Angriff von britischen Soldaten durch Sprengladungen vollständig zerstört wurde. Es fällt schwer, für die Sprengung eines leeren Gebäudes der "irakischen" Behörden einen anderen Grund als die Vernichtung von Beweisen zu finden, hätte das Gebäude doch zukünftig auch von einer anderen Einheit genutzt werden können.

Tatsächlich handelte es sich bei dem nun zerstörten Gebäude den Berichten zufolge offenbar um das gleiche, das bereits im September des vergangenen Jahres von britischen Soldaten gestürmt worden war, um zwei dort gefangengehaltene Soldaten einer britischen Spezialeinheit zu befreien. Den beiden in Zivil gekleideten Soldaten – ein klares Kriegsverbrechen – wurde unter vorgeworfen, "Sprengstoff und Fernauslöser" bei sich gehabt zu haben – was ein überdeutlicher Beweis für die immer wieder erhobenen Vorwürfe wäre, die Besatzer würden zumindest einen Teil der Anschläge auf die Zivilbevölkerung selbst verüben, um so die irakische Bevölkerung zu spalten.

Auch wenn es nicht allzu wahrscheinlich scheint, daß die nun erfolgte Zerstörung des Polizeigebäudes in direktem Zusammenhang mit dem damaligen Vorfall steht, so fällt doch auf, daß bisher keinerlei Angaben zur Identität der nun "befreiten" Gefangenen gemacht wurden.





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