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Offensive und Gegenoffensive

"10.000 Taliban-Kämpfer bereit zum Einsatz"

17.02.2007  






Zu einem Zeitpunkt, da deutsche Tornado-Kampfflugzeuge im Süden Afghanistans eingesetzt werden sollen - voll bewaffnet, um "im Notfall" Soldaten am Boden zu unterstützen - kündigten die Taliban ihrerseits eine Offensive mit 10.000 Kämpfern an, wie ABS-CBN am Samstag berichtete.

"Wenn das Wetter wärmer wird und die Blätter grün werden, werden wir blutige Angriffe auf die US-geführten ausländischen Truppen durchführen", sagte Mullah Abd al-Rahim telephonisch gegenüber Reuters. "Unsere Kriegsvorbereitungen, insbesondere im Süden Afghanistans und in der Provinz Helmand, sind abgeschlossen und unsere 10.000 Kämpfer sind bereit, zu den Waffen zu greifen, wenn es ihnen befohlen wird."

Tatsächlich sprechen mehrere Indizien dafür, daß diese Offensive der Taliban bereits begonnen hat - und die Besatzer ernsthaft in Bedrängnis bringt. So befindet sich die von mehreren hundert Kämpfern der Taliban bereits am 2. Februar dieses Jahres eingenommene Stadt Musa Qala, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks, noch immer in ihrer Hand, obgleich die NATO direkt im Anschluß an ihre Einnahme ihre "Befreiung" ankündigte. Dies belegen auch Berichte vom Donnerstag, denen zufolge bei einem Luftangriff der vorgebliche "Taliban-Anführer" Mullah Manan zusammen mit "vermutlichen" 10 weiteren Taliban-Kämpfern getötet wurde. Der "NATO-Luftangriff" - höchstwahrscheinlich durch US-Kampfflugzeuge durchgeführt - zerstörte demnach ein Haus, das von Taliban als Unterschlupf genutzt worden sei, so die NATO. Die NATO sagte, es seien Menschen dabei "beobachtet" worden, wie sie 11 "Männer im wehrfähigen Alter" aus dem Gebäude bargen. Es seien keine geborgenen Frauen oder Kinder "beobachtet" worden. Schon diese Formulierung ist sicherlich bemerkenswert, deutet sie doch sehr stark darauf hin, daß die "Beobachtungen" allein durch eine Drohne oder andere Mittel der Aufklärung erfolgten. Dies kann alerdings kaum verwundern, befand sich das Gebäude doch in Musa Qala.

Wali Mohammad, ein Bewohner der Stadt, berichtete denn auch telephonisch, daß in Wahrheit 20 Menschen bei dem Luftangriff getötet wurden. Abd al-Ali, ein Stammesältester der Stadt, sagte, daß mehrere Familienangehörige, die in dem Gebäude lebten, ebenfalls getötet worden seien. Die "Identifikation" Manans beruht auch nur auf der Aussage des Polizeichefs der Provinz, Ghulam Nabi. Angesichts der Tatsache, daß sich die Besatzer derzeit bei Informationen hinsichtlich Musa Qala allein auf Luftaufklärung und "Informanten" verlassen müssen, scheint die Qualität der Informationen, die zu dieser Bombardierung führten, zumindest fragwürdig - obgleich bisher zumindest kein Dementi seitens der Taliban bekannt wurde.

Auch die Kämpfe in der Nähe des Kajaki-Staudamms, dessen Wiederaufbau zweifellos zu den Vorzeigeprojekten der Besatzer gehört und dessen Kraftwerk während der Eroberung Afghanistans von den Angreifern zerstört wurde, lassen zumindest Raum für Spekulationen. So berichtete die britische Times am Mittwoch, daß eine britische Einheit, die in Kajaki stationiert ist, seit sechs Wochen fast andauernd in Gefechte verwickelt waren. Bei mindestens vier Angriffen der Einheit auf Stellungen der Taliban waren die Gegner ihnen so nah, daß die britischen Soldaten ihre Bajonette aufpflanzten. Der Artikel zeigt auch, wie wirkungslos die "Vertreibung" der Taliban aus der Umgebung der Staudamms ist. Nachdem ausführlich die Kämpfe um einen Höhlenkomplex beschrieben wurden, erwähnte der Bericht, daß schon 12 Stunden später wieder 14 Raketen auf die Basis der britischen Soldaten abgefeuert wurden - aus dem nur kurz zuvor "geklärten" Gebiet.

Wenn es den Besatzern nicht einmal gelingt, ein derart wichtiges Projekt - und sich selbst - dauerhaft vor Angriffen zu schützen, so kann ganz sicher nicht davon gesprochen werden, daß sie das Land kontrollieren. Sollte es tatsächlich zu der angekündigten Offensive von 10.000 Kämpfern kommen - wobei diese Zahl zweifellos auch zumindest mit Skepsis zu betrachten ist - so dürfte sich die Situation für die Besatzer noch massiv verschlechtern. Dies würde wiederum dazu führen, daß die vorgeblich nur der Luftaufklärung dienenden deutschen Tornados immer öfter Soldaten am Boden durch aktive Kampfhandlungen - wobei auch die Luftaufklärung zur Ermittlung vermeintlicher "Ziele" keineswegs als friedlich oder neutral zu bezeichnen ist - zur Seite stehen müssen, sie also entgegen ihrer vorgeblichen Mission aktiv in das Kriegsgeschehen einbezogen werden.





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