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Rachegefühle

US-Soldaten töten Zivilisten in Afghanistan

05.03.2007  






Betrachtet man das tägliche Geschehen im Irak, so kann eine Meldung des arabischen Fernsehsenders Aljazeera vom Sonntag kaum verwundern - auch wenn dies zweifellos keinen Trost für die Opfer und ihre Angehörigen bietet.

Demnach reagierten die US-Soldaten eines Konvois von drei Humvees in der ostafghanischen Stadt Jalalabad auf einen Angriff, wie dies im Irak bereits unzählige Male geschehen ist: sie schossen wahllos "auf alles was sich bewegte" um sich. Dabei wurden mindestens 16 Zivilisten, darunter mindestens eine Frau und zwei Kinder, getötet und 24 weitere teilweise schwer verwundet. Der Angriff erfolgte nach US-Angaben mit einem mit Sprengstoff beladenen Kleinbus, der in der Nähe des Konvois zur Explosion gebracht wurde. Dies habe aber zu keinen Verlusten des US-Militärs geführt. Augenzeugen und Opfer berichteten, daß die US-Soldaten infolge des Angriffs bei ihrer Flucht über mehrere Kilometer hinweg auf alle beweglichen Ziele feuerten.

"Sie schossen überall hin und sie schossen sogar auf 14 oder 15 Fahrzeuge auf der Autobahn", sagte Tur Gul, der zwei Mal in der Hand getroffen wurde, als er am Straßenrand stand. "Sie feuerten auf jeden, die in den Fahrzeugen und die zu Fuß."

Ein anderer berichtete, 5 seiner Familienangehörigen seien von den US-Soldaten getötet worden. "Amerikanische Kugeln ermordeten meine Familie ... das ist Tyrannei und Ungerechtigkeit", sagte er gegenüber Aljazeera. Der 15 Jahre alte Mohammed Ishaq wurde von Kugeln im Arm und am Ohr getroffen. "Als wir unser Fahrzeug parkten, als sie an uns vorbeifuhren, eröffneten sie das Feuer auf unser Fahrzeug", sagte er. "Es war ein Konvoi von drei amerikanischen Humvees. Alle drei Humvees schossen um sich."

Der 23 Jahre alte Ahmed Najib wurde von einer Kugel in seiner rechten Schulter getroffen. "Ein Amerikaner war in dem ersten Fahrzeug, schrie, am Straßenrand anzuhalten und wir hielten an. Das erste Fahrzeug schoß nicht auf uns, aber das zweite eröffnete das Feuer auf unser Auto", berichtete Najib. "Ich sah, wie sie sich drehten und in eine Richtung schossen, sich dann wieder drehten und in eine andere Richtung schossen. Ich sah sogar, wie ein Bauer von den Amerikanern getroffen wurde."

Muhammad Khan Katawazi, Landrat des Bezirks Shinwar, sagte gegenüber AP ebenfalls, die US-Soldaten hätten alle Menschen und Fahrzeuge als mögliche Angreifer behandelt. Auch Abd al-Nangahar, Polizeichef der Provinz, bestätigte dies. "Als Anwohner zum Ort des Geschehens kamen eröffneten die Soldaten einfach das Feuer auf die Menge. Menschen wurden getötet und verwundet", sagte er.

Während das US-Militär offiziell behauptet, die Menschen seien ins Kreuzfeuer geraten, nachdem die US-Patrouille nach der Explosion aus mehreren Richtungen beschossen wurde, wird dies von Augenzeugen bestritten. Vielmehr hätten allein die US-Soldaten geschossen. Den besten Beweis für die Schuld der US-Soldaten erbrachten sie letztlich aber selbst. Im Anschluß an das Massaker löschten die Soldaten Aufnahmen, die ein AP-Photograph und ein AP-Kamerateam gemacht hatten. Es ist nur zu offensichtlich, daß hier Beweise vernichtet werden sollten.

Das Massaker führte in der Bevölkerung der Stadt denn auch zu großer Wut. Mehrere hundert Demonstranten blockierten im Anschluß die Straße, bewarfen "afghanische" Polizisten mit Steinen und riefen "Tod Amerika! Tod Karzai!" Insbesondere dieser zweite Teil zeigt, daß der "afghanische" Präsident Hamid Karzai im nur rund 120 Kilometer entfernten Kabul als Mitschuldiger angesehen wird. Wieder einmal ist es US-Soldaten also offenbar gelungen, unzählige Menschen davon zu überzeugen, daß es sich bei ihrer Regierung um Kollaborateure mit den Besatzern handelt. Daß dies nun auch noch im immer wieder als "ruhigen" Süden des Landes geschehen ist, könnte auch für die dort stationierten deutschen Soldaten dramatische Folgen haben. Sie könnten nur zu leicht Ziel der Rachegefühle der Angehörigen und Freunde der Opfer werden.





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