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Warum der Kapitalismus unmenschlich und undemokratisch ist

Das Zinssystem kann nur in die Katastrophe führen

21.03.2007  


Yavuz Özoguz




Kapitalismuskritik ist in der heutigen westlichen Welt eine gefährliche Angelegenheit, denn schnell wird man dadurch zum Verfassungsfeind oder gar Gefahr für die Gesellschaft erklärt. Dabei ist der Kapitalismus selbst der Verfassungsfeind und Gefahr für die Gesellschaft.

Viele Ökonomen, aber auch Journalisten und Politiker betrachten den Kapitalismus "wertefrei" und unabhängig von anderen Ideologien und Vorstellungen als reine Wirtschaftslehre. Diskussionen, inwieweit bestimmte Bereiche der Wirtschaft privatisiert werden sollten oder nicht, wie zum Beispiel die Energiewirtschaft, die eigentlich idealerweise eine Verminderung des Verbrauchs anstreben müßte und sich dadurch nicht eignen im kapitalistischen Gewinnmaximierungssystem, werden in Detailfragen durchaus zugelassen, wenn auch als Ergebnis immer wieder herauskommt, daß Privatisierung das Beste sein soll.

An die Grundlagen des Kapitalismus' hingegen traut sich kaum jemand heran. Und wenn er es dennoch tut, dann wird er schnell als Verfassungsfeind oder gar Gefahr für die Gesellschaft an den Rand der Gesellschaft gedrängt und somit faktisch mundtot gemacht. Würde man aber erkennen, daß einige Grundprinzipien des Kapitalismus selbst die größte Gefahr darstellen, würde man möglicherweise respektvoller mit der Kritik umgehen und nach Alternativen suchen, denn die sind durchaus möglich.

Ein Grundkonzept des Kapitalismus', das von fast allen Ökonomen gerne unter den Tisch gekehrt wird, besteht im Zinssystem. Im folgenden soll dargelegt werden, wie unmenschlich jenes System in seinen Grundfesten ist, selbst wenn man nicht an Gott und das Jenseits glaubt, denn die Religionen haben das Zinssystem stets verboten.

Schon mehrfach wurde an dem exemplarischen Beispiel des einen Euro, der zu Jesu Zeiten mit einem nur extrem geringen Zinssatz angelegt wurde, dargelegt, daß das Zinssystem mittelfristig nicht funktionieren kann, da jener eine Euro heute mehr wert wäre, als sämtliche auf der Erde existierenden Güter und Gelder zusammen. Dennoch wird mit aller Macht und aller Gewalt an jenem Zinssystem festgehalten.

Ein entscheidender Bestandteil des Zinssystems besteht darin, daß irgendjemand Schulden machen muß. Da derjenige, der das Geld verleiht, idealerweise sein Geld mehrfach zurück erhalten möchte und dabei auch eine gewissen Sicherheit haben will, sucht er sich den "sichersten" Geldausleiher. Dieser ist der Staat, denn ein Staat kann zumindest eine Weile nicht pleite gehen. Das Ergebnis ist, daß sämtliche westlichen Staaten (und nicht nur die) allesamt verschuldet sind! Der größte Schuldner aller Zeiten ist gleichzeitig der militärisch "mächtigste" Staat der Zeit. Um die Zahlung der Zinsen seiner zunehmenden Schulden "abzusichern" bedarf es der militärischen Gewalt und um die militärische Gewalt weiter ausbauen zu können, verschuldet er sich immer weiter; eine Spirale, die in der Katastrophe enden muß!

Ein entscheidender Aspekt bei jenen Schulden besteht darin, daß sie eigentlich nie zurückgezahlt werden sollen! Denn sie sind gar nicht darauf ausgelegt, daß sie zurückgezahlt werden. Vielmehr müssen immer weiter Zinsen für ein und dieselbe einmal verliehene Summe gezahlt werden, so daß das Geld sich im Laufe der Zeit verzigfacht! Da selbst die Schulden für die Zinsen kaum bewältigt werden können – nicht einmal von den reichen Industriestaaten in Boomphasen – müssen nicht nur neue Schulden gemacht werden, die zu noch mehr Zinsen führen, sondern auch Eigentum des Staates veräußert werden, bis es kein Eigentum des Staates mehr gibt. Manche Staaten in der westlichen Welt veräußern bereits ihre Gefängnisse und Armeen, um diese gleich wieder anmieten zu müssen, was am Ende über die Zeit noch teurer wird.

Wenn nun eine Privatperson sich etwas leiht und verstirbt, dann werden aus seinem Erbe seine Schulden beglichen, soweit möglich. Treten die rechtmäßigen Erben das Erbe nicht an, so brauchen sie auch die Schulden nicht zu übernehmen. Anders ist es beim Staat. Alle folgenden Generationen übernehmen die Schulden der vorangegangenen Generationen; ein System, bei dem die heutigen Verantwortungsträger diejenigen Menschen belasten, die noch gar nicht geboren sind. Solch eine fiskalische Belastung würde keine Religion der Welt und kein halbwegs vernünftiges Rechtssystem dulden. Es wäre schlichtweg ungerecht! Und da weder die Gläubigen einer Religion an einen ungerechten Gott glauben mögen, noch ein Rechtssystem von sich aus bereit wäre, Unrecht zu vertreten, kann solch ein Unrecht eben nur unter dem Deckmantel des Kapitalismus' erfolgen.

Bereits an dieser Stelle ist erkennbar, dass der Kapitalismus eben nicht "nur" ein Wirtschaftssystem ist. Es ist gleichzeitig eine Ideologie, die die Gerechtigkeit in einem jenseitigen Leben verneinen muß! Würde ein Mensch daran glauben, daß es einen jüngsten Tag gibt und vor Gottes Gericht Gerechtigkeit eingefordert wird, dann könnte er nicht ungerechterweise spätere Generationen mit Zinslasten beaufschlagen, für die sie nichts können! Er hätte nicht das Recht dazu, seine eigene Macht zu sichern und das Wohlbefinden der eigenen aktuellen Bevölkerung dadurch zu sichern, daß er immer mehr Schulden macht und die noch nicht einmal Geborenen belastet! Ohne jegliche Schulden aber gibt es keine Zinsen und ohne Zinsen keinen Kapitalismus! Oberstes Streben des Kapitalismus' ist die Maximierung des Kapitals bei geringstem Aufwand. Genau das aber führt zu dem Unrecht an den späteren Generationen! So muß also der Kapitalismus daran glauben, daß es nur das Diesseits und die hiesige Welt gibt.

Aber nehmen wir einmal an, es gibt keinen Gott, kein Jenseits und nehmen wir zudem an, daß uns die Last zukünftiger Generationen schnurz-piep-egal ist, da wir ja ohnehin keine Kinder wollen. Ist der Kapitalismus zumindest dann eine halbwegs sinnvolle Ideologie? Ist der Kapitalismus zumindest temporär demokratisch?

Um diese Frage beantworten zu können, muß wieder auf das Zinssystem und dessen Folgen verwiesen werden. Sicherlich ist niemandem entgangen, daß es reiche und arme Länder gibt, daß es – der Leser möge den Ausdruck entschuldigen – überfressene Gemeinschaften gibt und Menschen, die am Hunger sterben. Erstaunlich dabei ist, daß diejenigen, die am Hunger sterben nicht gleichzeitig diejenigen sind, die am höchsten verschuldet sind! Vielmehr ist es im Prinzip genau umgekehrt. Die am höchsten verschuldeten Länder der Welt sind gleichzeitig die Reichsten (Ausnahmen bestätigen die Regel). Würde man alle Ländern im gleichen Maß eine Verschuldung erlauben, dann müßte niemand am Hunger sterben! Und würde man jedem Land erlauben so viel Dollar zu drucken, wie es die USA darf, und es auf den Weltmarkt zu werfen, dann gäbe es keine Hungertoten in der Welt.

Die Ökonomiegelehrten werden jetzt einwenden, daß die Verschuldung immer ins Verhältnis zum Kapital des Landes gesetzt werden muß, das man an verschiedenen Richtgrößen ausmacht und somit es etwas anderes ist, ob sich Timbuktu oder die USA verschulden. Die Auswahl jener Richtgrößen ist aber merkwürdigerweise immer so gewählt, daß die Vorreiter des Kapitalismus' am besten dastehen. So wird weder der Bildungsstand, noch das Alter der Bevölkerung noch die Rohstoffe (ohne die die Industriestaaten keine Produktion haben könnten) berücksichtigt oder nur mit dem Preis, den man mit Hilfe der diktatorischen Marionetten installiert hat. Und das System funktioniert eben nur solange die Vorreiter des Kapitalismus das dürfen, was sie andere verwehren. Würde man zum Beispiel die Frage aufwerfen, ob die Führungsnationen des Kapitalismus' damit einverstanden wären, daß alle Menschen in der Welt genausoviele Rohstoffe und Ressourcen der Welt verbrauchen, wie sie es tun, dann müßte das verneint werden, denn dann könnte die Bevölkerung der Industrienationen die Rohstoffe nicht mehr bezahlen! Somit ist der Kapitalismus extrem undemokratisch, wenn man Demokratie nicht nur für einige Industriestaaten haben will, sondern gleichermaßen für die ganze Welt.

Schert ein Land aus diesem System aus, zahlt seine Schulden zurück (wie zuletzt zum Beispiel Rußland oder auch der Iran), dann wird er sofort mit allen Druckmitteln des Kapitalismus' belegt, damit er zurück in das System kommt. "Kaufanreize" gekoppelt an "Ratenkäufe" gibt es nicht nur bei Elektronikmärkten für Privatkunden, sondern auch bei staatlichen Vereinbarungen. Und notfalls helfen Drohungen vom Atomwaffeneinsatz bis hin zur Raketenstationierung.

Der unbegrenzte Druck von Dollars hat aber auch eine andere Voraussetzung. Diejenigen, die das Geld erhalten, dürfen es nicht ausgeben! Würde zum Beispiel China seine Dollarreserven heute auf den Markt werfen und damit auf "Einkaufstour" gehen, würde das westliche Wirtschaftssystem zusammenbrechen. Dementsprechend ist der Kapitalismus in sich selbst nicht schlüssig! Es handelt sich nicht um ein System, das „demokratisch“ wäre! Es ist aber auch nicht neutral diesbezüglich. Vereinfacht ausgedrückt: Der Kapitalismus muß zum Beispiel Könige und Prinzen an der Macht in Saudi-Arabien halten, die im Auftrag des Kapitalismus' den Ölhahn nach westlichen Interessen bedienen und nicht nach den Interessen des eigenen Volkes, das an der Entscheidungsfindung ohnehin nicht beteiligt wird! Der Kapitalismus könnte nicht existieren, wenn die Araber auf der arabischen Halbinsel (und auch andere) ihr Geschick selbst bestimmen dürften.

Nun könnte ein Bürger in Deutschland berechtigterweise einwenden, daß er zunächst an Deutschland interessiert sei. Hier gibt es Demokratie, hier kann er wählen und abwählen und wenn andere Länder sich unterdrücken lassen, dann ist das nicht die Sache Deutschlands. Diese Denkweise wäre dann zumindest verständlich, wenn Deutschland wirklich nicht in jenes System "integriert" wäre. Aber Deutschland hat eigene steigende Schulden. Man kann es nicht oft genug erwähnen: Als "Exportweltmeister" bei einer boomenden Wirtschaft ist Deutschland nicht in der Lage, Schulden zu reduzieren! Wenn selbst Deutschland das nicht kann, wie sollen es dann andere können? Und Deutschland braucht billige Rohstoffe von der ganzen Welt. Würde man den Tornadoeinsatz in Afghanistan und die neuen Raketenstationierungen in Europa in diesem Gesamtzusammenhang betrachten, dann würde man erkennen, daß Deutschland ein Teil jenes Systems ist, das auf seine eigene Bevölkerung zurück fällt. Deutschland macht Schulden und finanziert jetzt mit noch mehr Schulden den Einsatz von Soldaten in der ganzen Welt zusammen mit dem Staat, der noch viel mehr Schulden hat. Einen deutlicheren Beweis für die Konstruktionsfehler des Kapitalismus' kann es wohl kaum geben.

Themenwechsel: Dieser Tage wurde weltweit über das Artenstreben diskutiert. Der Kapitalismus aber kennt keinen "Wert" von Arten im Sinn von Schönheit der Natur, Verantwortung für die Schöpfung, Faszination der Schöpfung und so weiter und so weiter. Der Kapitalismus kennt nur Humankapital und - wie im Fall des Artensterbens - die "Kosten für Artensterben", die jetzt in einer Studie ermittelt werden sollen! Anders ausgedruckt: Ist das Artensterben für den Kapitalismus "teuer", dann wird darüber nachgedacht. Ist es hingegen "billig", dann ist es wertlos und bedarf keiner weiteren Betrachtung. Das ist Kapitalismus pur!

Sucht man im deutschen Grundgesetz nach dem Begriff "Kapitalismus" wird man nicht unbedingt fündig. Vielmehr heißt es im Artikel 20: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat." Es wird also vorausgesetzt, daß das auch das Wirtschaftssystem "sozial" zu sein hat. Stellt sich heraus, daß ein System unsozial ist (und zwar nicht nur in Detailfragen, die man korrigieren könnte, sondern im Grundsatz), dann müßte es als verfassungsfeindlich eingestuft werden.

Letzter verbliebener Einwand wäre: Selbst wenn der Kapitalismus Schwächen aufweist, bringt es nichts, das System tagtäglich zu kritisieren, wenn man kein Alternativsystem kennt. Deutschland verfügt aber über hinreichend geistiges Potential, geeignete Alternativsysteme zu entwickeln. Es genügt, wenn man sich in seinen Gedanken vom Zinssystem löst und schon wird man Alternativen finden, die sowohl für Gottesfürchtige als auch für Menschen, die nicht an das Jenseits glauben, sowohl für Deutschland als auch für andere Länder, vorbildhaft sein könnte.

Es gibt keinen Zweifel daran, daß der Kapitalismus früher oder später in sich zusammenbrechen wird. Menschen, die ihre Heimat lieben – unabhängig ob sie sich als "rechts" oder "links" betrachten – müßten sich dafür einsetzen, daß Deutschland nicht noch einmal aus dem Untergang heraus neu aufgebaut werden muß, selbst wenn der Untergang in diesem Fall eine andere Natur hätte. Es wird Zeit, daß Menschen sich Gedanken darüber machen, wie sie das unmenschliche und undemokratische Zinssystem überwinden können. Sie müssen dabei wissen, daß sie auf den erbitterten Widerstand derjenigen stoßen werden, denen nichts an Deutschland gelegen ist, weder für zukünftige Generationen noch die heutige. Aber die Liebe ist immer stärker als Feindschaft, selbst wenn es "nur" die Liebe zur Heimat ist und nicht die Liebe zum Schöpfer und damit auch seine Schöpfung. Mit letzterem aber könnte man Berge versetzten; auch Zinsberge!





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