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Wider besseres Wissen

Lancet-Studie nicht zu kritisieren

29.03.2007  






Im vergangenen Oktober wurden in der Zeitschrift The Lancet die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die zu dem Schluß kam, daß infolge des US-geführten Angriffskrieges gegen den Irak von dessen Beginn bis zum Ende der Studie im Juli des vergangenen Jahres rund 655.000 Menschen im Irak ums Leben gekommen sind.

Seit der Veröffentlichung der Studie ist immer wieder der Versuch unternommen worden, dieser die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Allen voran, wie kaum anders zu erwarten, durch die Regierungen der USA und Großbritanniens. Am Montag berichtete die britische BBC nun allerdings, daß selbst Mitarbeiter britischer Behörden die Studie nach der Veröffentlichung als nicht zu kritisieren bezeichneten.

So schrieb der leitende wissenschaftliche Berater des britischen Verteidigungsministeriums, Roy Anderson, am 13. Oktober in einer Kurzmitteilung: "Der Studienaufbau ist robust und setzt Methoden ein, die als annähernd optimales Verfahren in diesem Gebiet angesehen werden angesichts der Schwierigkeiten bei der Sammlung und Überprüfung der Daten unter den derzeitigen Bedingungen im Irak."

In einem anderen, nun vom britischen Außenministerium veröffentlichten Dokument fragt ein Beamter: "Sind wir wirklich sicher, daß es wahrscheinlich ist, daß der Bericht zutrifft? Das ist zweifellos, was die Kurzfassung impliziert." Ein anderer Beamter lehnte es in seiner Antwort hierauf rundheraus ab, die Ergebnisse der Studie zu akzeptieren. "Wir akzeptieren die in der Lancet-Studie genannten zahlen nicht als korrekt", schrieb er. In der gleichen E-Mail erkannte er aber auch die Vorgehensweise der Studie an.

"Trotzdem kann die hier genutzte Untersuchungsmethode nicht als Unsinn abgetan werden, es handelte sich um einen erprobten Weg, die Sterblichkeit in Konfliktgebieten zu messen", so die E-Mail weiter. Die Studie wurde seitens der britischen Regierung also allein aus dem Grund abgelehnt, daß das Ergebnis "zu hoch" war. Dies wird praktisch auch durch eine schriftliche Erklärung auf die Frage, wie zwar die Methode akzeptiert, das Ergebnis aber zurückgewiesen könne, bestätigt.

"Die Vorgehensweise wurde in anderen Konfliktsituationen, namentlich der Demokratischen Republik Kongo, verwendet. Allerdings sind die Zahlen der Lancet-Studie wesentlich höher als Statistiken anderer Quellen, was nur zeigt, daß Schätzungen weit auseinanderliegen können, je nach der verwendeten Methode der Datensammlung. Es gibt erhebliche Diskussionen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die Richtigkeit der Zahlen", so die Erklärung.

Tatsächlich ist es eine geringe, dafür aber lautstarke und von den Medien bevorzugt beachtete Zahl von Wissenschaftlern, die die Ergebnisse der Studie grundlegend anzweifeln.

Die nun veröffentlichten Dokumente belegen, daß die Reaktionen des US-Präsidenten George W. Bush und des britischen Premierministers Tony Blair - Bush hatte gesagt, er betrachte die Studie "nicht als einen glaubwürdigen Bericht", Blair sagte, die genannten Zahlen seien nicht einmal annähernd richtig - getreu dem Motto "Es kann nicht sein, was nicht sein darf" zustandekamen. Einmal mehr wurden öffentliche Äußerungen gemacht, die Standpunkten von Beratern zuwiderliefen. Blair hat damit einmal mehr bewiesen, daß er Bush hinsichtlich des Belügens der Bevölkerung zur Förderung der eigenen Absichten und der Untermauerung des eigenen Standpunkts in nichts nachsteht.





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